Tröpfchenbewässerung auf einem Feld in Äthiopien

Klimawandel und Entwicklung Landwirtschaft und Klima

Nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme können das Klima schützen und die Ernährung der Zukunft sichern. Sie sind somit ein entscheidender Baustein zur Erreichung der globalen Klima- und Entwicklungsziele. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen. Dafür muss die Widerstandsfähigkeit der Agrar- und Ernährungssysteme gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels jedoch deutlich erhöht werden.

Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Agrar- und Ernährungssysteme müssen resilienter, das heißt krisenfester gemacht werden.
Svenja Schulze Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
SDG 2: Kein Hunger

Außenministerin Annalena Baerbock, Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir vor der heutigen internationalen Konferenz für globale Ernährungssicherheit in Berlin 

Die Auswirkungen des Klimawandels sind insbesondere in den Ländern des globalen Südens zu spüren. Vor allem indigene Völker sowie kleinbäuerliche Familien, deren Lebensunterhalt direkt von natürlichen Ressourcen abhängt, sind betroffen. In Afrika arbeiten mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft, meist als Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Steigende Durchschnittstemperaturen, unzuverlässige Regenzeiten und Extremwetterereignisse gefährden die landwirtschaftliche Produktion und damit ihre Existenzgrundlage.

In Kombination mit stark schwankenden Nahrungsmittel- und Energiepreisen und Konflikten, welche zusätzlich durch den Klimawandel verschärft werden, sind dramatische Auswirkungen gerade auf jene Menschen zu beobachten, die ohnehin schon in Armut leben. Diese Situation hat sich durch die fortbestehende Corona-Pandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine noch verschärft. Im Jahr 2021 hungerten weltweit mehr als 800 Millionen Menschen und somit 150 Millionen mehr als 2019.

Den Agrar- und Ernährungssystemen kommt eine entscheidende Bedeutung bei der Bewältigung der Klimakrise zu. Derzeit verursachen Agrar- und Ernährungssysteme – von Landnutzungsänderungen über die Nahrungsmittelproduktion bis zu Verpackung, Transport und Konsum – mehr als 40 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Hierfür verantwortlich sind insbesondere die Umwandlung von Wäldern und Mooren in landwirtschaftliche Fläche, die Produktion von Fleisch, übermäßiger Gebrauch von mineralischem Dünger sowie Nahrungsmittelverluste und -verschwendung. Auch sich ändernde Ernährungsgewohnheiten und eine steigende Nachfrage nach Produkten wie Palmöl, Soja und Rindfleisch, insbesondere in Ländern des globalen Nordens, spielen hier eine Rolle.

Es braucht emissionsarme und widerstandfähige Agrar- und Ernährungssysteme

Video
Standbild aus dem BMZ-Video: Gelebte Anpassung: Wege zu klimaresilienten Agrar- und Ernährungssystemen

Klimawandel Gelebte Anpassung: Wege zu klimaresilienten Agrar- und Ernährungssystemen

Drei Projekte aus Madagaskar, Indien und Äthiopien veranschaulichen, wie digitale Klimainformationssysteme, Kreislaufwirtschaft und die Fruchtbarmachung von ausgetrockneten Böden zur Anpassung an den Klimawandel beitragen können.

Es ist möglich, bis 2050 die nachhaltige Versorgung von rund zehn Milliarden Menschen mit gesunden Nahrungsmitteln sicherzustellen. Dafür braucht es jedoch eine triefgreifende Veränderung der Landnutzung, der Produktionsverfahren und des Konsumverhaltens. Unsere Agrar- und Ernährungssysteme müssen emissionsarm und klimaresilient (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) werden.

Die Vermeidung von Treibhausgasemissionen ist eine wesentliche Grundlage dieser Transformation. Parallel dazu braucht es wirkungsvolle Maßnahmen, die kleinbäuerliche Betriebe dabei unterstützen, sich besser an die neuen klimatischen Bedingungen anzupassen und widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu werden. Zusätzlich müssen Ernährungsgewohnheiten und das Konsumverhalten verändert werden. Und das möglichst schnell und zeitgleich.

Es existiert bereits eine Vielzahl an Ansätzen, Innovationen und Technologien, die sowohl zur Klimaanpassung als auch zur Minderung des Treibhausgasausstoßes beitragen. Viele der klimarelevanten Maßnahmen in der Landwirtschaft haben auch positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit, etwa in den Bereichen nachhaltige Bodenbewirtschaftung und Wasserressourcenmanagement, Waldschutz und Agroforstwirtschaft.

Biomasse und Boden speichern Kohlenstoff und tragen somit zum Klimaschutz bei. Intakte Agrarökosysteme sind widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel und ermöglichen eine Produktivitätssteigerung, die zur globalen Ernährungssicherung beisteuert. Es gilt nun, diese Maßnahmen an die jeweiligen Standorte und Bedingungen anzupassen und zügig umzusetzen.

Grundlagen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit

Titelseite der BMZ-Kernthemenstrategie "Leben ohne Hunger – Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme"

BMZ-Kernthemenstrategie: „Leben ohne Hunger – Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 09/2022 | Dateigröße 1 MB, Seiten 32 Seiten | Zugänglichkeit barrierefrei

Die BMZ-Kernthemenstrategie: „Leben ohne Hunger“ zielt langfristig auf eine weltweite sozial und ökonomisch gerechte und ökologisch nachhaltige Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme ab.

In diesem Rahmen fördert das BMZ Klimaresilienz und Klimaschutz in der Ernährungssicherung, ländlichen Entwicklung und in der Landwirtschaft.

Dabei ist es wichtig, die vielfältigen Ansätze so auszubalancieren, dass konkurrierende Interessen berücksichtigt und Zielkonflikte zwischen Schutz und Nutzung natürlicher Ressourcen vermieden oder verringert werden.

Die Partnerländer werden über eine Vielzahl an Maßnahmen unterstützt:

  • Agrarökologische Ansätze schonen Ressourcen, erhalten Ökosysteme und schützen die Biodiversität.
  • Durch Bodenschutz und Rehabilitierung degradierter (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Böden wird die Fruchtbarkeit und Wasserspeicherkapazität von Böden erhöht und die Speicherung von Kohlenstoff ermöglicht.
  • Ein integriertes Wasserressourcenmanagement (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), eine angepasste Bewässerungsinfrastruktur und wasser- und energiesparende Technologien sind unverzichtbar für die Anpassung der Agrar- und Ernährungssysteme an eine zunehmende Ressourcenknappheit.
  • Ein umfassendes Risikomanagement im Rahmen von Agrarversicherungen, digitalen Klimainformationsdiensten und Frühwarnsystemen unterstützt die Kleinbäuerinnen und -bauern dabei, Klimarisiken zu schultern.
  • Innovationen entlang landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) tragen zur Emissionsminderung und zur Reduzierung von Nahrungsmittelverlusten bei. Die Förderung von Nachhaltigkeitsstandards für entwaldungsfreie und klimafreundliche Lieferketten ist für den Klimaschutz von großer Bedeutung.
Dorf in der Somali-Region in Äthiopien, in dem sich wegen der anhaltenden Dürre Nomaden angesiedelt haben

Beispiel Afrika Policen gegen Dürrefolgen Interner Link

Die African Risk Capacity (ARC) und ARC Replica unterstützen afrikanische Staaten dabei, sich besser auf Dürren vorzubereiten und sichern sie gegen finanzielle Schäden nach Dürren ab. So kann schnell und effektiv geholfen werden.

Blick auf Bamako und den Niger in Mali

Beispiel Mali Mit dezentraler Bewässerung der Krise entgegenwirken Interner Link

Der bedeutendste Wirtschaftszweig Malis ist die Landwirtschaft, in der drei von vier Maliern arbeiten. Mit der Errichtung verschiedener Kleinbewässerungssysteme konnte die Nahrungsmittelproduktion vieler Menschen dauerhaft gesteigert werden.

Deutschlands multilaterales Engagement

Arbeitsfelder

Eine Bäuerin in Malawi vor einer Solaranlage, die den Strom für die Pumpe eines Tröpfchenbewässerungssystems liefert
Überschwemmung auf den Philippinen
Etwa 50 Bienen auf dem Weg zu ihrem Bienenstock, manche der Insekten schweben direkt vor dem Stock, viele sind schon gelandet und krabbeln in den Eingang.
Überflutete Straßen und Wege in Gonaives, Haiti, nachdem der Hurrikan Tomas die Gegend passierte
Gärtner in einer Mangrovenbaumschule. Die Bäume werden als Erosionsschutz bei Überschwemmungen gepflanzt.
Funierproduktion in Kamerun
Regenwald in Brasilien
Gemüse auf dem Kandal-Markt in Phnom Penh, Kambodscha
Ein nigerianischer Reisbauer auf seinem Feld
Eine Hand hält Erdboden

Publikationen

Titelseite der BMZ-Kernthemenstrategie "Leben ohne Hunger – Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme"

BMZ-Kernthemenstrategie: „Leben ohne Hunger – Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 09/2022 | Dateigröße 1 MB, Seiten 32 Seiten | Zugänglichkeit barrierefrei
Titelblatt: Dem Klimawandel begegnen

Dem Klimawandel begegnen

Unser klimapolitisches Engagement weltweit

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 05/2022 | Dateigröße 9 MB, Seiten 28 Seiten | Zugänglichkeit barrierefrei
Titelblatt: Ein globaler Klimarisiko-Schutzschirm: Deutschlands G7-Angebot im Einsatz gegen Klimaschäden und -verluste in Entwicklungsländern

Ein globaler Klimarisiko-Schutzschirm

Deutschlands G7-Angebot im Einsatz gegen Klimaschäden und -verluste in Entwicklungsländern (Stand: Juli 2022)

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 07/2022 | Dateigröße 843 KB, Seiten 6 Seiten | Zugänglichkeit barrierefrei

Stand: 12.10.2022