Ländliche Entwicklung Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Land verbessern

Bu­ku­ra Agri­cul­tu­ral Trai­ning Cent­re in Ke­nia: Bäue­rin­nen er­hal­ten per SMS In­for­ma­tio­nen über das Wet­ter.
Bukura Agricultural Training Centre in Kenia: Bäuerinnen erhalten per SMS Informationen über das Wetter.
Derzeit leben rund 3,4 Milliarden Menschen auf dem Land, davon mehr als 90 Prozent in Entwicklungsländern. Der ländliche Raum hat enormes Potenzial, Innovationen aufzugreifen und große Entwicklungsschritte zu machen. Durch resiliente (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und nachhaltige (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Formen des Landmanagements können Menschen auf dem Land lebenswerte Perspektiven finden, Einkommen erwirtschaften und sich gesund ernähren – ohne dabei planetare Grenzen zu überschreiten. Eine leistungsfähige und nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft kann so ganze Regionen beflügeln.

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Eine Frau in Togo erntet Salat. Sie trägt ein Kleinkind auf dem Rücken.

Verantwortungsvolle Landpolitik Interner Link

Im Rahmen der Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ unterstützt das BMZ seit Ende 2015 mit seinem Programm „Verantwortungsvolle Landpolitik“ insbesondere Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Hirten, deren Landrechte kaum oder gar nicht gesichert sind. Bisher wurden die Landrechte von rund 189.000 Haushalten gesichert, 65.000 davon im Namen der Frau oder gemeinsam für die Eheleute.

Weltweit leben 80 Prozent der Menschen, die von extremer Armut betroffen sind, in ländlichen Regionen. Gesellschaftliche Herausforderungen, die Übernutzung von Ressourcen und die Auswirkungen des Klimawandels führen zu Konflikten um Ressourcen und Land sowie zu wachsender ländlicher Armut.

Die Art und Weise, wie ländliche Räume gefördert werden, ist entscheidend, um Ernährung zu sichern, Einkommen und Beschäftigung im ländlichen Raum zu schaffen, Biodiversität und Ökosysteme zu erhalten, das Klima zu schützen und gleichberechtige Entwicklungschancen und Lebensqualität zu gewährleisten.

Damit ländliche Betriebe erfolgreich wirtschaften und den Menschen vor Ort Perspektiven bieten, müssen jedoch in vielen Ländern die Rahmenbedingungen besser werden: Erforderlich sind

  • Eigentums- und Nutzungsrechte, zum Beispiel von Wasser und Land,
  • eine für die breite Bevölkerung nutzbare Infrastruktur – zum Beispiel öffentliche Verkehrsmittel und eine leistungsfähige Internetanbindung sowie
  • nachhaltige und transformative Entwicklungsansätze, die Klimaschutz und Klimaresilienz einbeziehen.


Deutsches Engagement Strukturwandel vielschichtig begleiten

Deutschland unterstützt seine Partnerländer weltweit dabei, zukunftsfähige ländliche Räume zu gestalten. Die Weichen sollen so gestellt werden, dass der erforderliche Strukturwandel sozialverträglich und ökologisch nachhaltig verlaufen kann und niemand zurückbleibt.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt deshalb eine nachhaltige Agrar- und Agrarhandelspolitik und ländliche Wirtschaftsentwicklung, fördert Investitionen in den ländlichen Räumen und setzt sich für dezentrale Verwaltungsstrukturen und Entwicklungspläne sowie eine starke politische und soziale Teilhabe der Menschen vor Ort ein.

Hauptziele des deutschen Engagements sind:

  • Ländliche Regionalentwicklung durch territoriale, sektorübergreifende Planungs- und Entwicklungsansätze verbessern.
  • Gefestigte ländliche Institutionen, die Menschen auf dem Land zur gleichberechtigten Teilhabe ermächtigen und Zugang zu Land sichern.
  • Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme, zum Beispiel durch Agrarökologie.
  • Natürliche Ressourcen schützen und nachhaltig nutzen, zum Beispiel durch klimaresiliente und emissionsarme Formen der Landnutzung.
  • Beschäftigungsförderung mit „360-Grad-Blick“, zum Beispiel durch berufliche Ausbildungen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft, die Schaffung von Jobs, die Vernetzung der ländlichen Jugend und einen verbesserten Zugang zu Arbeits- und Geschäftsmöglichkeiten, Märkten und Dienstleistungen.

Regionaler Schwerpunkt: Afrika

Die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist in Afrika südlich der Sahara mit fast zwei Dritteln aller Erwerbstätigen weiterhin die mit Abstand wichtigste Einkommens- und Beschäftigungsquelle. 25 Millionen junge Menschen betreten dort jedes Jahr neu den Arbeitsmarkt.

Mit dem 360-Grad-Agri-Jobs-Ansatz baut die deutsche Entwicklungszusammenarbeit auf Afrikas Zukunft: Er unterstützt junge Menschen auf dem Land, ihr Potenzial zu entfalten, berufliche Perspektiven zu entwickeln und eine attraktive und rentable Arbeit zu finden. Dabei berücksichtigt er die Lebensumstände von jungen Frauen und Männern gleichermaßen. So wird gemeinsam mit Afrikas nächster Generation ein zukunftsfähiger, moderner Agrar- und Ernährungssektor gestaltet.

Perspektiven für die größte Jugendgeneration Afrikas aller Zeiten

Globalvorhaben Jugendbeschäftigung

Angehende Mechatroniker in der Ausbildungsstätte der Firma Krones in Kenia
Angehende Mechatroniker in der Ausbildungsstätte der Firma Krones in Kenia
Der 360-Grad-Agri-Jobs-Ansatz fördert Jobs und Einkommen für Jugendliche in Kenia, Burkina Faso, Malawi und Mosambik.

Jugendliche

  • sind zentrale Akteure, die in Trainings ihr landwirtschaftliches, unternehmerisches oder digitales Wissen verbessern und sich mit neuen Geschäftsideen selbstständig machen,
  • werden bei der Vermarktung ihrer Produkte unterstützt,
  • finden auf Jobmessen, digitalen Plattformen oder mit Praktika eine Stelle in landwirtschaftlichen Unternehmen und
  • nehmen in Jugendnetzwerken ihre Zukunft gemeinsam in die Hand und verbessern ihre Verhandlungsposition am Markt oder mit politischen Entscheidern.

Bisher haben 15.000 Jugendliche vom 360-Grad-Agri-Jobs-Ansatz profitiert, davon 50 Prozent Frauen, und bis 2024 werden noch einmal genauso viele erreicht.

Landrechte verbindlich regeln

Nomadin in Kenia

Nomadin in Kenia

Nomadin in Kenia
Der gesicherte Zugang zu Land und natürlichen Ressourcen ist für viele Menschen weltweit existenzrelevant. Er schafft Rechtssicherheit, bietet Schutz vor Vertreibung und ist eine Voraussetzung für nachhaltige Landnutzung, ländliche Entwicklung und Ernährungssicherheit. Allerdings fehlt einem Großteil der Menschen im ländlichen Raum aktuell dieser gesicherte Zugang, insbesondere Frauen und Mädchen.

Weltweit stellen Frauen 43 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitskraft, in Afrika sind es sogar 50 Prozent. Dennoch halten sie insgesamt weniger als 15 Prozent der Verfügungsrechte über Landflächen, die zudem oft klein und von schlechter Qualität sind. Durch das deutsche Engagement konnten zum Beispiel in Teso, Uganda, 92 Prozent der Landzertifikate für traditionelles Land im Namen der gesamten Familie ausgestellt werden. 75 Prozent der Frauen und Männer entschieden infolgedessen gemeinsam über ihr Land.

Die deutsche Entwicklungspolitik fordert und fördert einen besseren Zugang zu Land für alle, insbesondere für Frauen und andere marginalisierte Gruppen wie indigene Völker. So wurden mit deutscher Unterstützung im Amazonasgebiet Perus bis 2021 die Territorien von 47 indigenen Gemeinschaften mit einer Fläche von 366.000 Hektar rechtlich abgesichert. Das ist ein wichtiger Beitrag zum Wald-, Biodiversitäts- und Klimaschutz.

Boden erhalten – Existenz sichern

Boden ist eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen des Menschen. Denn Böden

  • sind Voraussetzung für die Nahrungsmittelproduktion,
  • filtern Regenwasser so, dass es als Trinkwasser dienen kann,
  • sind nach den Ozeanen die größten Kohlenstoffspeicher der Welt und
  • beherbergen etwa zwei Drittel der weltweiten Artenvielfalt.

Auch wenn sie scheinbar unbegrenzt zur Verfügung stehen: In den vergangenen Jahrzehnten wurden auf 30 Prozent der weltweiten Landoberfläche Böden geschädigt. Die Gründe sind vielfältig: landwirtschaftliche Übernutzung, Entwaldung, Versiegelung, Klimawandel. Jedes Jahr gehen 10 Millionen Hektar Ackerboden verloren, das entspricht ungefähr einem Drittel der Fläche von Deutschland. Weltweit bedroht Bodendegradation (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) die Existenzgrundlage von 3,2 Milliarden Menschen.

So funktioniert Bodenschutz

Gesunde Böden – Grundlage für nachhaltige Ernährungssysteme

Eine Hand hält Erdboden
Bodenschutz ist essenziell für einen agrarökologischen Wandel hin zu einer nachhaltigeren Land- und Ernährungswirtschaft. Durch agrarökologische Praktiken wie beispielsweise den Anbau von Mischkulturen und Zwischenfrüchten, die Nutzung von lokal angepasstem Saatgut, biologische Schädlingskontrolle und Gründüngung wird die Boden- und Pflanzengesundheit verbessert. Das erspart den Zukauf teurer Betriebsmittel wie zum Beispiel Düngemittel von außen und Devisen für Importe von Betriebsmitteln und erhöht die Resilienz gegenüber Krisen wie der Covid-19-Pandemie oder den Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.

Im Auftrag des BMZ unterstützt und berät die GIZ Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zu agrarökologischen Praktiken und Transformationsprozessen. Neben zuständigen staatlichen Stellen sind auch Akteure aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft an den Maßnahmen beteiligt. Seit 2014 konnten 1,7 Millionen Menschen erreicht und 565.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche regeneriert oder geschützt werden. Über ein Klimamonitoring-System werden zudem die Beiträge des Bodenschutzes zur Anpassung an den Klimawandel und Klimaschutz gemessen. Dies ist ein erster Schritt, um über Klimafinanzierungen zukünftig auch Bodenschutz zu fördern.

Alternative Entwicklung in Drogenanbaugebieten

Alternative Entwicklung in Drogenanbaugebieten fördern

Drogenpflanzen wie Koka, Cannabis und Schlafmohn werden zu einem Großteil in Entwicklungsländern angebaut, die von Armut, Ernährungsunsicherheit, Konflikten und fragiler Staatlichkeit geprägt sind. Mit dem Konzept der „Alternativen Entwicklung“ fördert das BMZ Drogenanbaugebiete in solchen Ländern.

Die Hauptursachen für den illegalen Anbau von Drogenpflanzen sind Perspektivlosigkeit und fehlende staatliche Strukturen. Es mangelt an öffentlicher Infrastruktur sowie Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Insbesondere fehlt den Kleinbäuerinnen und -bauern die Anbindung an regionale Absatzmärkte für legale Produkte. Aus diesem Grund haben sie oft keine Alternative zum Anbau illegaler Drogenpflanzen.

Willy Gonzalez baute früher die Drogenpflanze Koka an. Heute ist er erfolgreicher Kakaobauer im peruanischen Tingo María.

Willy Gonzalez baute früher die Drogenpflanze Koka an. Heute ist er erfolgreicher Kakaobauer im peruanischen Tingo María.

Willy Gonzalez baute früher die Drogenpflanze Koka an. Heute ist er erfolgreicher Kakaobauer im peruanischen Tingo María.

Der Anbau von Drogenpflanzen verstärkt bewaffnete Konflikte, führt zur Ausbreitung des organisierten Verbrechens und der Korruption, der Nichtachtung der Menschenrechte sowie der Verarmung der lokalen Bevölkerung in den Anbaugebieten. Der illegale Anbau und die Weiterverarbeitung der Pflanzen schaden zudem vor Ort der Umwelt – und damit der Lebensgrundlage der Menschen.

Viele Länder gehen rein repressiv gegen den Anbau von Drogenpflanzen vor, ohne legale Alternativen zu schaffen. Dabei werden die illegalen Pflanzen oft mit umwelt- und gesundheitsschädigenden Chemikalien zerstört. Das Vorgehen verschärft die Armut und Ernährungsunsicherheit der Bäuerinnen und Bauern. Trotzdem weitet sich der Drogenpflanzenanbau aus. Es ist daher dringend erforderlich, alternative Entwicklungsmöglichkeiten in den Anbaugebieten zu fördern, um den illegalen Anbau von Drogenpflanzen zu reduzieren und den Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen.

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Stand: 13.06.2023