Ernährungssicherung Hunger beseitigen – Ernährung sichern
Hunger weltweit zu beenden und Ernährungssicherheit zu erreichen, wurde 2015 als zentrales Ziel in die international vereinbarte Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung aufgenommen. Dennoch leiden laut Schätzungen des UN-Welternährungsberichts von 2021 (Externer Link) weltweit mehr als 800 Millionen Menschen an Hunger.
Mehr als 2,3 Milliarden leiden an "verstecktem Hunger", dem Mangel an lebenswichtigen Nährstoffen. Die Zahlen liegen weit höher, als die Schätzungen in den Vorjahren, denn die Corona-Pandemie hat die Situation deutlich verschärft.
Hauptursachen für Ernährungsunsicherheit sind, neben der aktuellen Pandemie, Armut, Kriege und Konflikte. Auch die Folgen des Klimawandels, etwa extreme Wetterereignisse wie Stürme, Überschwemmungen und Dürren, tragen dazu bei. In vielen Ländern wurde zudem die Entwicklung der ländlichen Regionen lange vernachlässigt – obwohl sie eine entscheidende Rolle bei der globalen Nahrungsproduktion haben.
Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Welternährung
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die ohnehin angespannte Lage auf den globalen Agrarmärkten dramatisch verschärft. In der Ukraine können 2022 viele Felder nicht bestellt werden und Lieferungen von im Vorjahr geerntetem Getreide werden von Russland gezielt verhindert.
Erschwerend hinzu kommen die gestiegenen Energiekosten und Düngerpreise. Russland ist einer der weltweit wichtigsten Exporteure von Düngemitteln.
Besonders den Entwicklungsländern drohen dadurch Hungersnöte und politische Destabilisierung. Je nach Dauer des russischen Kriegs in der Ukraine rechnet das Welternährungsprogramm mit einem weiteren Anstieg der Zahl der akut von Hunger betroffenen Menschen. Weiter verschärft wird die Lage durch Exportrestriktionen.
Deutschland hat 2022 den G7-Vorsitz und damit eine besondere Verantwortung, global koordinierte Lösungen für die Ernährungssicherheit zu entwickeln. Auf Initiative von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze haben die G7-Entwicklungsministerinnen und -minister im Mai 2022 ein Bündnis für globale Ernährungssicherheit initiiert, um die Welt gegen die drohende Hungerkrise zu wappnen.
Deutsches Engagement Das Recht auf Nahrung verwirklichen
Deutschland hat sein entwicklungspolitisches Engagement für Ernährungssicherung in den vergangenen Jahren massiv ausgeweitet. Es unterstützt seine Partnerländer intensiv dabei, die Ernährungslage ihrer Bevölkerung zu verbessern und zu sichern. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit in diesem Sektor trägt außerdem dazu bei, ländliche Räume zu entwickeln und natürliche Ressourcen zu schützen. Pro Jahr investiert Deutschland dafür rund zwei Milliarden Euro aus dem Haushalt des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Mit dem Kernthema "Leben ohne Hunger – Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme" rückt das deutsche Engagement die Ernährungssicherheit in den Mittelpunkt der internationalen Zusammenarbeit. Es geht darum, allen Menschen das Recht auf sichere, ausreichende und ausgewogene Ernährung zu ermöglichen. Dazu müssen Ernährungssysteme effektiver und effizienter werden und gleichzeitig muss ökonomisch und sozial nachhaltig gehandelt werden, um Wohlstand und neue Arbeitsplätze für junge Menschen und insbesondere für Frauen zu schaffen.
Das Entwicklungsministerium stellt allein in diesem Jahr 880 Millionen Euro Sondermittel zusätzlich für den weltweiten Kampf gegen den Hunger und die am stärksten betroffenen Länder bereit. Zusammen mit den ohnehin vom BMZ durchgeführten Maßnahmen und den Mitteln für humanitäre Hilfe des Auswärtigen Amts investiert Deutschland 2022 damit rund vier Milliarden Euro in globale Ernährungssicherheit.
Lösungsansätze der deutschen Entwicklungspolitik
Hilfe zur Selbsthilfe
Ein bolivianischer Bauer in einem Weizenfeld. Durch den Bau von Steinwällen wird Ackerland vor Erosion geschützt.
Zur Sicherung der Ernährung sind in den meisten von Hunger und Mangelernährung betroffenen Staaten umfangreiche Reformprozesse im gesamten Ernährungssystem notwendig, zum Beispiel in der Regierungsführung, in der Wirtschaft, dem Gesundheitssektor, der sozialen Sicherung, den Handelsbeziehungen oder auch bei der Raumplanung.
Unterstützung von außen reicht für diese Prozesse nicht aus: Sie können nur gelingen, wenn die Entwicklungsländer dafür selbst Verantwortung übernehmen. Sie benötigen den politischen Willen, das Menschenrecht auf Nahrung zu verwirklichen, sowie eine angemessene finanzielle, technische und personelle Ausstattung. Leitgedanke der deutschen Entwicklungspolitik ist daher die Hilfe zur Selbsthilfe.