Fußgängerbrücke in Hanoi, Vietnam
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Vietnam Sozialismus mit Marktwirtschaft vereinbaren
Durch eine schrittweise Erneuerungspolitik („Doi Moi“) hat die sozialistische Republik seit Mitte der 1980er Jahre bereits bemerkenswerte wirtschaftliche Erfolge erzielt. Die Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliches Engagement und internationale Investoren haben sich verbessert, die Exportwirtschaft hat sich gut entwickelt. Aus europäischer Sicht sind allerdings deutliche Defizite in der Rechtsstaatlichkeit zu verzeichnen.
Der wirtschaftliche Fortschritt hat zu einem beeindruckenden Rückgang der Armut beigetragen: Lebten Mitte der 1990er Jahre noch mehr als 50 Prozent der Bevölkerung unterhalb der nationalen Armutsgrenze, waren es 2018 nur noch knapp sieben Prozent. Doch vor allem die ländliche Bevölkerung kann noch nicht ausreichend vom ökonomischen Aufschwung profitieren. Der starke Rückgang der Wirtschaftstätigkeit infolge der Corona-Pandemie hat zudem viele Menschen zumindest vorübergehend in neue Existenznöte gebracht.
Damit das Land seinen Erfolgskurs fortsetzen kann, müssen die Auswirkungen der Pandemie bewältigt und grundlegende Strukturprobleme gelöst werden. So kommt zum Beispiel die geplante Privatisierung von ausgewählten Staatsbetrieben nur langsam voran und es herrscht ein enormer Mangel an qualifizierten Fachkräften.
Das Wirtschaftswachstum Vietnams geht außerdem stark auf Kosten der Umwelt. Die vietnamesische Regierung strebt daher auf Grundlage ihrer „Grünen Wachstumsstrategie“ ein nachhaltigeres Wachstumsmodell an. In diesem Zuge hat der Premierminister Pham Minh Chinh auf der Weltklimakonferenz COP26 im November 2021 angekündigt, mit internationaler Unterstützung das Netto-Null-Emissionen-Ziel bis 2050 erreichen und bis zum Ende der 2040er Jahre aus der Kohleenergie aussteigen zu wollen. Zur Umsetzung der ambitionierten Klimaziele Vietnams wurde im Dezember 2022 eine Energiewende-Partnerschaft (Just Energy Transition Partnership) mit der G7 geschlossen.
Risiko Klimawandel
Vietnam gehört laut dem Global Climate Risk Index zu den zwanzig am stärksten vom Klimawandel betroffenen Ländern. Die dicht besiedelten Deltaregionen entlang der Küste Vietnams sind in besonderem Maße von den Folgen des Klimawandels betroffen. Der zu erwartende Anstieg des Meeresspiegels und die Zunahme extremer Wetterereignisse haben bereits jetzt gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung des Landes. Dazu kommt als weitere Herausforderung das Absinken von Landflächen aufgrund übermäßiger Grundwasserentnahme. Für die vietnamesische Regierung haben darum Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel einen hohen politischen Stellenwert.
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Vietnam
Nach der Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam 1976 pflegte die DDR enge Kontakte zur neu gegründeten Sozialistischen Republik Vietnam. Mit der deutschen Wiedervereinigung nahm die Bundesrepublik 1990 die bilaterale (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Entwicklungszusammenarbeit wieder auf. 2011 vereinbarten Deutschland und Vietnam eine „strategische Partnerschaft“, um ihre politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und entwicklungspolitischen Beziehungen weiter auszubauen.
Im Rahmen des Reformprozesses BMZ 2030 wurde Vietnam zu einem „globalen Partner“ aufgewertet. Im Zentrum der Kooperation steht die gemeinsame Lösung globaler Zukunftsfragen, etwa in den Bereichen Klima- und Umweltschutz, Stabilität der Weltwirtschaft und multilaterale Zusammenarbeit.
Bei Regierungsverhandlungen im Juli 2021 sagte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) dem Partnerland 113,5 Millionen Euro neu zu. Davon entfallen 29,4 Millionen Euro auf die technische (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und 84,1 Millionen auf die finanzielle Zusammenarbeit (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). 60 Millionen Euro wurden als zinsverbillige Darlehen zur Verfügung gestellt und sollen in erster Linie dazu dienen, die Folgen der Corona-Krise abzufedern.
Die Entwicklungszusammenarbeit konzentriert sich künftig auf folgende Kernthemen:
- Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Ausbildung und Beschäftigung
Aktionsfelder: Privatsektor- und Finanzsystementwicklung, berufliche Bildung - Klima und Energie, Just Transition
Aktionsfelder: erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Stadtentwicklung - Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen
Aktionsfelder: Biodiversität, Waldschutz - Gesundheit, Soziale Sicherung und Bevölkerungspolitik
Aktionsfeld: Gesundheit, Pandemien und One Health (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)
Außerdem trägt das BMZ dazu bei, die Regierungsführung in Vietnam zu verbessern, insbesondere in den Bereichen Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit, und unterstützt einen werteorientierten Ansatz digitaler Transformation.
Entwicklungspolitische Kennzahlen
- Vietnam
- Deutschland
Allgemeine Informationen
Hinweise für die Nutzung
Klicken Sie sich durch die oben angeordneten verschiedenen Rubriken und finden Sie aktuelle Zahlen aus Vietnam sowie – zum Vergleich – aus Deutschland.
Weitere Informationen zu den einzelnen Daten und die Quellenangabe können Sie mithilfe des i-Zeichens abrufen.
Gesamtbevölkerung
Erläuterung und Quellenangabe
Die Angabe zur Gesamtbevölkerung basiert auf der faktischen Definition von Bevölkerung, die alle Einwohnerinnen und Einwohner, die in einem Land ansässig sind, unabhängig von ihrem rechtlichen Status oder ihrer Staatsangehörigkeit umfasst. Die Zahlen geben die Schätzungen zur Jahresmitte wieder.
Quelle: Globale Entwicklungsdaten der Weltbank (Externer Link)
Fläche
Erläuterung und Quellenangabe
Gesamtfläche eines Landes (in Quadratkilometern) einschließlich der Gebiete unter Binnengewässern und einigen Küstenwasserstraßen.
Quelle: Globale Entwicklungsdaten der Weltbank (Externer Link)
Rang im HDI
Erläuterung und Quellenangabe
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) veröffentlicht jährlich einen Bericht über die menschliche Entwicklung. Der darin enthaltene Index der menschlichen Entwicklung (englisch: Human Development Index, HDI) erfasst die durchschnittlichen Werte eines Landes in grundlegenden Bereichen der menschlichen Entwicklung. Dazu gehören zum Beispiel die Lebenserwartung bei der Geburt, das Bildungsniveau sowie das Pro-Kopf-Einkommen. Aus einer großen Zahl solcher Einzelindikatoren wird eine Rangliste errechnet.






SDG-Trends für Vietnam
- Auf Kurs oder Bewahrung
- Leichte Verbesserung
- Stillstand
- Abnehmend
- Informationen nicht verfügbar