Einkaufsstraße in Hanoi bei Nacht

Wirtschaftliche Situation Dynamische Wirtschaftsentwicklung

Vietnam zählt zu den aufstrebenden Schwellenländern (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und zu den wirtschaftlich dynamischsten Ländern Asiens. Es definiert sich als sozialistische Marktwirtschaft. Der Staat beteiligt sich durch eigene Großunternehmen aktiv am Wirtschaftsleben. Ein Großteil dieser Unternehmen soll privatisiert werden, der Prozess verläuft jedoch bislang nur schleppend.

Das Wirtschaftswachstum lag in der jüngeren Vergangenheit normalerweise über sechs Prozent. Auf die Corona-Pandemie reagierte die Regierung mit umfassenden Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens. Infolgedessen ging die Wirtschaftstätigkeit stark zurück, einige Branchen, darunter der internationale Tourismus, kamen fast gänzlich zum Erliegen. 2020 und 2021 fiel das Wachstum mit Werten leicht unter drei Prozent zwar geringer, aber noch deutlich positiv aus. 2022 war wieder eine Wachstumsrate von acht Prozent zu verzeichnen.

Das ehrgeizige Ziel der Regierung lautet, Vietnam zu einem Industrieland zu machen. Dazu muss sie privatwirtschaftliches Engagement noch stärker fördern, die staatlichen Institutionen modernisieren, Bürokratie abbauen und noch mehr Mittel in den Bildungssektor investieren. Um die Attraktivität des Landes für Investoren zu steigern, müssen rechtsstaatliche Strukturen ausgebaut sowie Korruption und Klientelwirtschaft stärker bekämpft werden.


Lokale Unternehmen international nicht konkurrenzfähig

Noch ist die Wirtschaftsstruktur des Landes zweigeteilt: Einerseits ist sie stark von Klein- und Kleinstbetrieben geprägt, die wenig produktiv und international nicht wettbewerbsfähig sind. Sie bedienen vor allem den heimischen Markt. Nach Schätzungen arbeiten etwa 50 Prozent der vietnamesischen Erwerbstätigen im informellen Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Dem Land fehlt es an eigenständigen Zulieferindustrien – noch müssen viele Bauteile und Vorprodukte importiert werden.

Andererseits entstehen an mehreren Standorten hochmoderne Wirtschaftszentren, die vermehrt ausländische Investoren anlocken. Fast drei Viertel der vietnamesischen Ausfuhrgüter werden durch ausländisch finanzierte Unternehmen hergestellt. Neben landwirtschaftlichen Produkten exportiert Vietnam vor allem Elektronikartikel, Textilien und Schuhe sowie Möbel. Es entsteht ein neuer Digitalsektor und der Dienstleistungssektor gewinnt an Bedeutung – vor allem der Einzelhandel und die Tourismusbranche profitieren von einer konsumfreudigen wachsenden Mittelschicht. Wachstumshemmend wirkt allerdings der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften.

Stand: 19.01.2024