Nigeria Bittere Armut trotz Rohstoffreichtum
Mit mehr als 190 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist Nigeria der bevölkerungsreichste Staat Afrikas sowie die größte Volkswirtschaft des Kontinents. Das Land gehört zu den wichtigsten Erdölproduzenten weltweit. Doch trotz wirtschaftspolitischer Reformen ist es der Regierung bislang nicht gelungen, diesen Rohstoffreichtum für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes zu nutzen. Im aktuellen Index der menschlichen Entwicklung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) (HDI) belegt Nigeria Platz 158 von 189 Staaten. Der westafrikanische Staat hat mittlerweile Indien als Land mit der größten Anzahl extrem armer Menschen abgelöst.
Nigeria ist mit sozialen, ethnischen, religiösen und politischen Konflikten konfrontiert. Lange Phasen autoritärer Militärherrschaft haben zur Instabilität des Landes beigetragen. Neben der weit verbreiteten Armut zählen Defizite in der Regierungsführung, ein hohes Maß an Korruption, ein geringes Wirtschaftswachstum, eine marode Infrastruktur, eine angespannte Sicherheitslage und wiederholte terroristische Anschläge zu den großen Herausforderungen für die Politik.
Entwicklungspolitische Zusammenarbeit
Nigeria gehört zu den Ländern, die Deutschland im Rahmen thematischer und regionaler Programme fördert. Die Entwicklungszusammenarbeit konzentriert sich auf die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung inklusive Beschäftigungsförderung und berufliche Bildung sowie auf die Förderung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz.
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Nigeria
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller diskutiert mit Dorfältesten über die Folgen der Ölverschmutzung in der Region um Port Harcourt (Februar 2020)
Die entwicklungspolitische Zusammenarbeit zwischen Nigeria und Deutschland besteht seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1960.
Während der Militärdiktatur von Sani Abacha (1993 bis 1998) wurde die bilaterale Zusammenarbeit größtenteils eingestellt. Seit dem demokratischen Neubeginn 1999 konzentriert sich die deutsche Entwicklungspolitik darauf, die Reformbemühungen der Regierung im Hinblick auf Armutsbekämpfung, Wirtschaftswachstum und regionale Stabilität zu unterstützen. 2017 wurden dafür Mittel in Höhe von 72,1 Millionen Euro zugesagt.
Die deutsch-nigerianische Entwicklungszusammenarbeit konzentriert sich auf folgende Schwerpunkte:
- Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung
- Erneuerbare Energien/Energieeffizienz
Darüber hinaus fördert das BMZ ein Impfprogramm der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) zur Bekämpfung von Polio. Unterstützt werden vor allem Impfkampagnen im Norden des Landes.
Sonderinitiativen
Mit Mitteln der Sonderinitiative "EINEWELT ohne Hunger" wurde in Nigeria ein sogenanntes Grünes Innovationszentrum gegründet. Es unterstützt die Reform des Agrarsektors und setzt vor allem bei der Ernährungssicherung an.
Auf das Fehlen von Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie auf den Mangel an langfristigen Perspektiven reagieren viele junge Menschen in Nigeria mit Migration. Mit Mitteln der Sonderinitiative Flucht und Migration hat das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) daher Beratungszentren in Lagos, Abuja und Benin City eingerichtet. Sie bieten Information und Beratung an, zeigen Alternativen zur Migration auf und schaffen über die Vermittlung von Jobs konkrete Bleibeperspektiven.
Auch Flüchtlinge und Migrantinnen und Migranten, die aus Deutschland in ihr Heimatland zurückkehren, werden unterstützt. Im Rahmen seines Programms Perspektive Heimat hat das BMZ die Mittel für Vorhaben zur Berufsbildung und Beschäftigungsförderung in Nigeria aufgestockt.