Straßenszene in Sokoto, Nigeria
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Soziale Situation Armut und Korruption allgegenwärtig
Rund 40 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze, wobei die Lebensbedingungen im jahrzehntelang vernachlässigten Norden deutlich schlechter sind als im Süden. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist eine der niedrigsten der Welt, sie beträgt nur 53 Jahre. Nigeria gibt mehr für Verteidigung als für Bildung oder Gesundheit aus, und der Anteil des Militärs an den Staatsausgaben hat sich seit 2019 verdoppelt – auf nun 7,3 Prozent. Er liegt damit nur leicht über dem Durchschnitt Subsahara-Afrikas (6 Prozent).
Die Ernährungs- und Gesundheitssituation vieler Menschen ist von Geburt an dramatisch schlecht: Nach Angaben der Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) sterben von 1.000 Neugeborenen 111 vor ihrem fünften Geburtstag. Nur etwa ein Fünftel der Bevölkerung hat Zugang zu hygienisch einwandfreiem Trinkwasser, die Mehrheit der Einwohnerinnen und Einwohner verfügt nicht einmal über eine Basissanitärversorgung. Nur knapp 60 Prozent der Bevölkerung sind an das öffentliche Stromnetz angeschlossen, im ländlichen Bereich sind es nur 26 Prozent. Die Analphabetenquote liegt bei fast 40 Prozent.
Der Ölreichtum des Landes kommt nur einer kleinen Elite zugute. Günstlingswirtschaft und Korruption gehören zum Alltag. Auf dem Korruptionswahrnehmungsindex 2022 (Externer Link) von Transparency International liegt Nigeria auf dem 150. Platz von 180 bewerteten Staaten. Die Gemeinwohlorientierung und Leistungsfähigkeit des Verwaltungsapparats sind generell schwach.
Bevölkerung wächst rapide
Die nigerianische Bevölkerung wächst derzeit jährlich um 2,4 Prozent. Die Vereinten Nationen gehen von einer Verdopplung auf 400 Millionen Menschen bis zur Mitte des Jahrhunderts aus. 2022 waren 43 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre alt.
Angesichts dieser Bevölkerungszunahme reichte das wirtschaftliche Wachstum der vergangenen Jahre bei weitem nicht aus, um nachhaltige Entwicklungsfortschritte zu erzielen. Für die stetig wachsende junge Generation gibt es kaum Aussichten auf geregelte Arbeitsverhältnisse, Wohnungen oder eine soziale Grundversorgung. Nach Angaben des nigerianischen Nationalen Statistikbüros lag die Arbeitslosenquote Ende 2020 bei 33 Prozent, unter den Jugendlichen bei 42 Prozent.
Die Perspektivlosigkeit birgt extrem hohes Konfliktpotenzial. Laut Afrobarometer 2022 haben 70 bis 80 Prozent der Nigerianerinnen und Nigerianer wenig bis gar kein Vertrauen in staatliche Institutionen, darunter Regierung, Präsident, Regierungspartei, Oppositionsparteien, Parlament, Lokalregierungen, Wahlkommission, Polizei sowie Gerichte.
Stand: 16.03.2023