Öl- und Benzinverkauf in einem Dorf im Nigerdelta

Wirtschaftliche Situation Große Abhängigkeit vom Erdöl

Nigerias Wirtschaft wird stark vom Öl- und Gasgeschäft dominiert. Es verschafft dem Land zwar hohe Exporterlöse, sorgt jedoch für eine starke Abhängigkeit der Staatseinnahmen von der Ölpreisentwicklung. Außerdem entstehen in diesem Sektor kaum neue Arbeitsplätze.

Exportiert wird vorwiegend Rohöl; im Inland fehlen Raffinerien, sodass es immer wieder zu Engpässen bei der Treibstoffversorgung kommt.

Nach einem Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent im Jahr 2022 erwartet die Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), dass das nigerianische Bruttoinlandsprodukt 2024 erneut um 3,3 Prozent und 2025 um 3,7 Prozent wachsen wird.

Präsident Bola Tinubu hat kurz nach seiner Amtsübernahme im Frühjahr 2023 erste Reformen auf den Weg gebracht, die den Haushalt stabilisieren und die Wirtschaft ankurbeln sollen. Dazu gehört die Abschaffung der hohen Benzinsubventionen und die Freigabe des bis dahin staatlich festgelegten Wechselkurses des nigerianischen Naira. Gezielte Bargeldtransfers sollen die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf besonders arme und bedürftige Haushalte verringern. Doch noch fehlen wirksame Schritte der Regierung, um die Folgen der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten abzumildern und die Inflation zu senken, etwa durch eine striktere Geld- und Finanzpolitik, eine Erhöhung des Mindestlohns und den Ausbau der sozialen Sicherungssysteme (siehe auch Soziale Situation).


Landwirtschaft fördern, Geschäftsklima verbessern

In ihren Entwicklungsplänen setzt die Regierung auf eine Diversifizierung der Wirtschaft und die Verbesserung des Geschäftsklimas. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Modernisierung und Ausweitung der Landwirtschaft, um den inländischen Nahrungsmittelbedarf zu decken und zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Bislang fehlt jedoch der politische Wille, diese Strategien auch konsequent umzusetzen. Der jüngste Bericht zur nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Report) ergab, dass Nigeria bei 13 von 17 SDGs noch vor „großen Herausforderungen“ steht.

Umfangreich investiert wurde in jüngster Zeit in den Ausbau und die Modernisierung von Straßen, Eisenbahntrassen, Häfen, Flughafenterminals, Stromnetzen, Pipelines und Staudämmen. Die in weiten Landesteilen immer noch marode Infrastruktur, das niedrige Bildungsniveau, die fehlende Rechtssicherheit, der schlechte Zugang zu Finanzdienstleistungen, die grassierende Korruption sowie die instabile Sicherheitslage verhindern jedoch, dass sich die nigerianische Wirtschaft dynamischer entwickelt und sich Investoren stärker im Land engagieren.

Stand: 02.02.2024