Indien Wichtiger Partner in der globalen Zusammenarbeit
Mit mehr als 1,3 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern ist Indien die größte parlamentarische Demokratie der Welt. Trotz vieler Herausforderungen ist es dem Land seit seiner Gründung 1947 gelungen, politisch weitgehend stabil zu bleiben und Erfolge bei der Armutsbekämpfung zu erzielen.
Laut dem Index der mehrdimensionalen Armut von 2019 (Global Multidimensional Poverty Index, MPI) verringerte sich der Anteil der Armen in Indien zwischen 2006 und 2016 von 55 auf 28 Prozent. Der MPI wird vom UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) und der Oxford Poverty and Human Development Initiative (OPHI) herausgegeben. Er bemisst Armut auf Basis verschiedener Indikatoren aus den Bereichen Bildung, Gesundheit und Lebensstandard. Die Lebensbedingungen von mehr als 270 Millionen Inderinnen und Indern haben sich demnach im genannten Zeitraum stark verbessert.
Einer wachsenden und wohlhabenden Mittel- und Oberschicht stehen jedoch immer noch viele Millionen Menschen gegenüber, die mit weniger als umgerechnet 1,90 US-Dollar pro Tag auskommen müssen. Die Beseitigung der Armut bei gleichzeitigem Schutz der natürlichen Ressourcen ist die größte Herausforderung für die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft des Landes.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller im Gespräch mit Teepflückerinnen in Guwahati, Indien (27.02.2020)
Entwicklungszusammenarbeit
Indien besetzt eine Schlüsselrolle bei der Lösung weltweiter Herausforderungen, zum Beispiel beim Klimaschutz und bei der Erreichung der globalen Entwicklungsziele der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Das Land gehört deshalb zu den sogenannten globalen Entwicklungspartnern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.
Die Schwerpunkte der deutsch-indischen Kooperation liegen in den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz, nachhaltige Stadtentwicklung sowie Umwelt- und Ressourcenschutz. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit steht die Förderung des Klimaschutzes.
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Indien
Die deutsch-indische Entwicklungszusammenarbeit ist ein anspruchsvoller Dialog zwischen gleichberechtigten Partnern. Sie verläuft sehr vertrauensvoll und erfolgreich.
Mit globalen Entwicklungspartnern wie Indien kooperiert die Bundesrepublik mit einem Fokus auf strukturbildende Programme: Die Vorhaben knüpfen an indische Eigenanstrengungen und Reformprogramme an. Sie zeigen modellhafte Lösungen auf und qualifizieren die beteiligten Partner, die Vorhaben eigenständig weiterzuführen und auszuweiten.
Die Bundesregierung sagte Indien 2019 die Rekordsumme von 1,614 Milliarden Euro zu. Davon entfallen 1,595 Milliarden Euro auf die finanzielle Zusammenarbeit (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Diese Mittel werden zum überwiegenden Anteil als Darlehen zu marktnahen Konditionen gewährt und von Indien verzinst zurückgezahlt.
Folgende Arbeitsschwerpunkte wurden von den beiden Regierungen vereinbart:
- Erneuerbare Energien und Energieeffizienz
- Nachhaltige Stadtentwicklung
- Umwelt- und Ressourcenschutz
Deutschland engagiert sich auch im Rahmen der Sonderinitiative "EINEWELT ohne Hunger" in Indien und fördert unter anderem ein Grünes Innovationszentrum sowie Maßnahmen zum Bodenschutz, zur Ernährungssicherung und zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Baumwollproduktion.
Berufliche Bildung
Um Beschäftigungsmöglichkeiten für die junge Bevölkerung zu schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands zu steigern, wird Indien außerdem beim Aufbau eines praxisorientierten dualen Berufsbildungssystems unterstützt. Dazu wurden im Rahmen deutsch-indischer Regierungskonsultationen im November 2019 zwei Absichtserklärungen unterzeichnet. Eng eingebunden werden dabei auch Unternehmen der Privatwirtschaft, eine entsprechende Vereinbarung wurde zum Beispiel mit Siemens Indien geschlossen.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller besichtigt bei seinem Besuch in Indien Reisfelder. Hier zeigen ihm Reisbauern in Guwahati Reissetzlinge (27.02.2020).