Die Raikas, eine nomadische Gemeinschaft in Rajasthan, treiben ihre Herden auf der Suche nach Wasser und Futter regelmäßig in wechselnde Weidegebiete, da es in der Region nur wenige und unregelmäßige Niederschläge und häufige Dürren gibt.

Klima und Umwelt Natürliche Ressourcen werden stark belastet

Die schnelle Wirtschaftsentwicklung, der wachsende Rohstoffverbrauch und die hohe Bevölkerungsdichte Indiens belasten die Umwelt zunehmend. Indien ist nach China und den USA der weltweit drittgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen. Der Pro-Kopf-Ausstoß ist allerdings deutlich geringer als in Deutschland. Gleichzeitig ist Indien massiv vom Klimawandel betroffen, der die Lebensgrundlagen gerade der Ärmsten bedroht.

Die Luftqualität in vielen Ballungszentren ist sehr schlecht, die Gewässer des Landes sind stark verschmutzt. In weiten Landesteilen gibt es keine geregelte Müll- und Abwasserentsorgung, 40 Prozent der Wälder sind geschädigt, der Grundwasserspiegel sinkt dramatisch.

Laut Zielsetzung der Regierung soll ein Drittel der Landesfläche von Wald bedeckt sein, in ökologisch anfälligen Regionen liegt das Ziel bei zwei Dritteln. Tatsächlich liegt der Anteil laut Waldbericht von 2021 (Externer Link) bei lediglich 22 Prozent. Und nur bei etwa zwölf Prozent der Waldfläche handelt es sich um „mäßig dichten“ oder „sehr dichten“ Baumbestand.


Klimawandel

Konfliktpotenzial liegt in der zunehmenden Schädigung der Böden und den erheblichen Auswirkungen des Klimawandels auf andere natürlichen Ressourcen. Nach Angaben der indischen Regierung ist mehr als die Hälfte der Landfläche von Bodendegradation (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und Desertifikation (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) betroffen. Im Jahr 2022 mussten mehr als 2,5 Millionen Menschen aufgrund von Naturkatastrophen aus ihren Heimatorten flüchten, ergaben Recherchen der britischen Organisation Global Change Data Lab.

Die vorliegenden Modellrechnungen zum weltweiten Klimawandel sagen stark schwankende Temperaturen und eine veränderte Monsundynamik auf dem indischen Subkontinent voraus: Dürren, extreme Hitze, Überschwemmungen und Wirbelstürme werden in Zukunft noch zunehmen – und mit ihnen die Auseinandersetzungen um die knappen Ressourcen Wasser und Boden.

Zwar verfügt Indien über eine moderne Umweltgesetzgebung, doch bei ihrer Anwendung fehlt es häufig an lokaler Fachkompetenz, eindeutig definierten Zuständigkeiten und an finanziellen Mitteln. Es wird von entscheidender Bedeutung für die nachhaltige Entwicklung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) des Landes und auch für das globale Klima sein, Indiens Wachstum umweltverträglich zu gestalten.

Ehrgeizige Klimaziele gesetzt

Auf der Weltklimakonferenz im Herbst 2021 in Glasgow verkündete der indische Premierminister Narendra Modi neue, ehrgeizige Klimaziele seines Landes:

  • Klimaneutralität bis 2070
  • Ausbau der nicht-fossilen Energieträger auf 500 Gigawatt bis 2030
  • Bezug von 50 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien bis 2030
  • Verringerung der Kohlenstoffintensität (Kohlendioxidausstoß im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt) um 45 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2005

Mit diesen Zielen hat Indien seinen bisherigen nationalen Klimabeitrag (Nationally Determined Contribution, NDC (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) nachgebessert. Indien hat 2022 seine erste Dekarbonisierungsstrategie beim Klimasekretariat der Vereinten Nationen (UNFCCC) eingereicht. Mit Unterstützung der Internationalen Energieagentur (IEA) erstellt die Regierung den ersten Fahrplan, um die Emissionen bis 2070 auf Null zu senken.

Dort, wo unterschiedliche politische Zielsetzungen miteinander kollidieren – etwa Kohlenutzung gegen Klimaschutz – entscheidet sich die Regierung jedoch regelmäßig für das (kurzfristige) Wirtschaftswachstum und die Versorgungssicherheit insbesondere der wachsenden Mittelschicht.

Stand: 03.09.2024