Schwerpunkt Erneuerbare Energien und Energieeffizienz Indiens Energiewende fördern
In Indien klafft eine große Lücke zwischen Energieangebot und -nachfrage: Der Energieverbrauch steigt unaufhaltsam. Die vorhandene Kraftwerksinfrastruktur ist teils veraltet, verursacht hohe Kohlendioxidemissionen und kann den gestiegenen Bedarf nicht decken. Mehr als 60 Prozent des indischen Stroms werden derzeit durch die Verbrennung von Kohle und Gas erzeugt. Die indische Energiepolitik hat also direkten Einfluss auf das Weltklima.
Einerseits ist die Bevölkerung – vor allem im ländlichen Raum – stark unterversorgt und auch die wirtschaftliche Entwicklung wird durch den Strommangel erheblich gebremst. Andererseits ist Indien, insbesondere auch durch eine aufstrebende urbane Mittelschicht mit einem hohen Energieverbrauch, das Land mit dem drittgrößten Kohlendioxid-Ausstoß der Welt.
Die Pro-Kopf-Emissionen in Indien sind jedoch vergleichsweise niedrig. Sie lagen 2019 bei 1,8 Tonnen; zum Vergleich Deutschland: 7,9 Tonnen, weltweiter Durchschnitt: 4,5 Tonnen. Darüber hinaus ist Indien mit knapp 18 Prozent der globalen Bevölkerung nur für sieben Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich (alle Zahlen in diesem Absatz: Weltbank 2019).
Deutschland unterstützt Indien beim klimagerechten und sozialverträglichen Umbau seiner Energieversorgung. Die laufende Unterstützung des BMZ beträgt rund sechs Milliarden Euro. Die Mittel werden größtenteils in Form von vergünstigten Darlehen der KfW Entwicklungsbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), aber auch in Form von technischer Zusammenarbeit (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) zur Verfügung gestellt. Durch Investitionen und Beratung trägt Deutschland dazu bei, dass jährlich rund 100 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.
Partnerschaft für erneuerbare Energien
Im Mittelpunkt der Entwicklungszusammenarbeit steht neben der Nutzung erneuerbarer Energiequellen insbesondere die verlässliche Versorgung aller Haushalte mit Strom durch ländliche Elektrifizierungsprogramme im Vordergrund.
Im Oktober 2015 wurde die "Deutsch-indische Solarpartnerschaft" mit einem Finanzierungsvolumen von einer Milliarde Euro auf den Weg gebracht. Ein Beispiel für das deutsche Engagement ist der Bau des Solarparks Sakri in Maharashtra, der inzwischen mehr als 220.000 Menschen mit Strom versorgt.
Aufbauend auf der Solarpartnerschaft hat das BMZ im Mai 2022 eine "Partnerschaft für erneuerbare Energien" mit Indien abgeschlossen. Dafür stellt das BMZ bis 2025 erneut eine Milliarde Euro zur Verfügung. Themen der Partnerschaft sind die breitenwirksame Anwendung von erneuerbaren Energien, ihre Einbindung in das Stromnetz und die Nutzung innovativer Speichertechnologien.
Grüne Energiekorridore
Indien hat die Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren bereits deutlich gesteigert. Ein Engpass besteht aber bei deren Einspeisung in das stark belastete indische Stromnetz. Mit umfangreichen entwicklungspolitischen Darlehen fördert die Bundesrepublik den Ausbau von Übertragungsleitungen ("grüne Energiekorridore"), um die Anbindung von Solar-, Wind- und Wasserkraftwerken an das nationale Stromnetz zu verbessern. Bislang sind bereits 7.770 Kilometer grüne Energiekorridore entstanden, die rund 40 Millionen Menschen mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgen.
Wichtige weitere Ziele der Zusammenarbeit sind zudem, die Effizienz bei der Energiegewinnung zu erhöhen, Stromverluste bei der Übertragung zu verringern und den Stromverbrauch in Unternehmen und privaten Haushalten zu senken.
Stand: 01.08.2022