Jugendliche und ihre Fahrräder auf einem Platz in Burkina Faso
Urheberrecht© Fernando Hidalgo Marchione, via flickr, CC BY-SA 2.0
Burkina Faso Schwere Krise im „Land der aufrichtigen Menschen“
Am 30. September 2022 kam es zum zweiten Militärputsch innerhalb von acht Monaten. Bereits nach dem ersten Militärputsch Anfang 2022 hatte das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) die Zusammenarbeit mit dem westafrikanischen Land überprüft und angepasst. Die Umsetzung der Entwicklungszusammenarbeit in Burkina Faso erfolgt bevölkerungsnah und nimmt die Grundbedürfnisse, wie Ernährungssicherung, Wasser und Abwasser, in den Fokus. Aufgrund dieser Ausrichtung konnten die Vorhaben auch nach den beiden Militärputschen im Jahr 2022 fortgesetzt werden.
Traditionell ist Burkina Faso von großer ethnischer und religiöser Toleranz zwischen den mehr als 60 Volksgruppen geprägt. Die Begriffe „Burkina“ und „Faso“ stammen aus den zwei größten Landessprachen, gemeinsam bedeuten sie „Land der aufrichtigen Menschen“.
Weite Landesteile nicht mehr unter staatlicher Kontrolle
Als der damalige Präsident Blaise Compaoré nach 27 Jahren im Amt 2014 gestürzt wurde, waren die Hoffnungen auf eine Demokratisierung des Landes groß. Die Machtübernahme durch das Militär hat diese Hoffnungen nun zunächst zerschlagen. Begründet wurden beide Putsche mit der sich stetig verschlechternden Sicherheitslage. Seit etwa sechs Jahren nimmt die Zahl der terroristischen Anschläge durch islamistische Gruppen kontinuierlich zu, immer mehr Landesteile sind betroffen. Ziele sind staatliche Institutionen wie Polizeiposten und Gemeindeverwaltungen, aber auch Schulen und Kirchen. Die Regierung hat über mehr als 40 Prozent des Staatsgebiets keine Kontrolle.
Die Sicherheitslage und der Klimawandel verschärfen die ohnehin heikle Ernährungssituation in einigen Regionen des Landes dramatisch. Durch den Klimawandel nehmen Wetterextreme wie Hitze, Dürren und Starkregen zu und führen zu degradierten Böden (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und schlechteren Ernten. Vor allem die Landbevölkerung, die vornehmlich Landwirtschaft zur Selbstversorgung betreibt, gerät dadurch in Existenznot. Zusätzlich führt die schwierige Sicherheitslage dazu, dass Felder nicht bestellt werden können und Städte von der Versorgung mit Lebensmitteln abgeschnitten sind. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen haben rund 3,5 Millionen Menschen in Burkina Faso keinen sicheren Zugang zu Nahrungsmitteln.
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Burkina Faso
Deutschland gehört zu den fünf größten bilateralen Gebern (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Burkina Fasos, ist seit den 1960er Jahren mit Projekten im Land aktiv und wird als verlässlicher und vertrauensvoller Partner des Landes geschätzt. Die Zusammenarbeit wird aktuell bevölkerungsnah gestaltet und konzentriert sich auf die möglichst direkte Unterstützung der Menschen.
Bei den bislang letzten Regierungsverhandlungen im September 2020 sagte Deutschland Mittel in Höhe von insgesamt 71,45 Millionen Euro zu. Davon entfallen 21,7 Millionen Euro auf Projekte der Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“.
2022 erfolgte eine schriftliche Zusage über 26 Millionen Euro für die finanzielle Zusammenarbeit (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), geplante Zusagen für die technische Zusammenarbeit (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) wurden angesichts der instabilen Lage auf 2023 verschoben. Die nächsten Regierungsverhandlungen sollen 2024 stattfinden.
Die Entwicklungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Burkina Faso konzentriert sich auf folgende Kernthemen:
- Leben ohne Hunger – Transformation der Ernährungssysteme
Aktionsfelder: Landwirtschaft, ländliche Entwicklung - Frieden und gesellschaftlicher Zusammenhalt
Aktionsfelder: gute Regierungsführung, Krisenprävention - Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen
Aktionsfeld: Wasser und Abwasser
Die Maßnahmen der strukturbildenden Übergangshilfe – Burkina Faso ist ein Fokusland – sind in die Kernthemen eingebettet. Das BMZ hat gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) den Ansatz der Sahel-Resilienz-Initiative entwickelt, um die Ernährungs- und Lebensgrundlagen der Bevölkerung in Burkina Faso, Niger, Mali, Mauretanien und Tschad nachhaltig zu verbessern. Die Unterstützung reicht von der Gewährleistung der Lebensmittelversorgung an Schulen bis hin zur Instandsetzung landwirtschaftlicher Flächen.
Darüber hinaus engagiert sich das BMZ in Burkina Faso für die Kinder- und Jugendrechte. Ziel ist, sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche vor den schlimmsten Formen von Kinderarbeit, vor Kinderhandel und vor geschlechtsspezifischer Gewalt zu schützen. Durch den Auf- und Ausbau von Schutznetzwerken, kommunalen Sozialdiensten und Ausbildungsangeboten sollen ihre Zukunftsperspektiven verbessert werden. Aufklärungsarbeit soll dazu beitragen, die Zahl ungewollter früher Schwangerschaften zu senken.
Stand: 20.04.2023