Jugendliche und ihre Fahrräder auf einem Platz in Burkina Faso

Burkina Faso Vergessene Krise im Sahel

Burkina Faso befindet sich aktuell in einer tiefen Staatskrise: Die Sicherheitslage hat sich in den vergangenen Jahren massiv verschlechtert. Mehr als zwei Millionen Menschen sind wegen der anhaltenden Gewalt innerhalb des Landes auf der Flucht. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen werden im laufenden Jahr 6,3 der rund 23 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner auf humanitäre Nothilfe angewiesen sein. Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und die Situation im Land wird zu den „vergessenen Krisen“ gezählt.

Am 30. September 2022 kam es zum zweiten Militärputsch innerhalb von acht Monaten. Bereits nach dem ersten Putsch Anfang 2022 hatte das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) die Zusammenarbeit mit dem westafrikanischen Land überprüft und angepasst. Sie rückt nun die Grundbedürfnisse der Bevölkerung – wie Ernährungssicherung, Wasser- und Sanitärversorgung – in den Fokus.

Weite Landesteile nicht mehr unter staatlicher Kontrolle

Als der damalige Präsident Blaise Compaoré nach 27 Jahren im Amt 2014 gestürzt wurde, waren die Hoffnungen auf eine Demokratisierung des Landes groß. Die Machtübernahme durch das Militär hat diese Hoffnungen zerschlagen. Begründet wurden beide Putsche mit der sich stetig verschlechternden Sicherheitslage.

Seit etwa sechs Jahren nimmt die Zahl der terroristischen Anschläge durch islamistische Gruppen kontinuierlich zu, immer mehr Landesteile sind betroffen. Ziele sind staatliche Einrichtungen wie Polizeiposten und Gemeindeverwaltungen, aber auch Schulen und Kirchen. Die Regierung hat über mehr als 40 Prozent des Staatsgebiets die Kontrolle verloren. Im Globalen Terrorismusindex (Externer Link) (Global Terrorism Index, GTI), der die Auswirkungen von Terrorismus in 163 Ländern auswertet, liegt Burkina Faso 2024 auf Platz eins.

Die Sicherheitslage und der Klimawandel verschärfen die ohnehin angespannte Ernährungssituation in einigen Regionen des Landes dramatisch. Durch den Klimawandel nehmen Wetterextreme wie Hitze, Dürren und Starkregen zu und führen zu degradierten (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Böden und schlechteren Ernten. Vor allem die Landbevölkerung, die vornehmlich Landwirtschaft zur Selbstversorgung betreibt, gerät dadurch in Existenznot. Zusätzlich führt die schwierige Sicherheitslage dazu, dass Felder nicht bestellt werden können und Städte von der Versorgung mit Lebensmitteln abgeschnitten sind. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen haben rund 2,3 Millionen Menschen in Burkina Faso keinen sicheren Zugang zu Nahrungsmitteln.


Direkt zu

Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Burkina Faso

Deutschland gehört zu den fünf größten bilateralen Gebern (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Burkina Fasos, ist seit den 1960er Jahren mit Projekten im Land aktiv und wird als verlässlicher und vertrauensvoller Partner des Landes geschätzt. Die Zusammenarbeit wird aktuell bevölkerungsnah gestaltet, das heißt, sie konzentriert sich aufgrund der politischen Lage auf die möglichst direkte Unterstützung der Menschen.

Bei den bislang letzten Regierungsverhandlungen im September 2020 sagte Deutschland Mittel in Höhe von insgesamt 71,45 Millionen Euro zu. Davon entfallen 21,7 Millionen Euro auf Projekte der Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“. 2022 und 2023 erfolgten schriftliche Zusagen über 43,2 Millionen Euro für die technische (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und finanzielle Zusammenarbeit (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). 2024 sind ebenfalls nur Regierungskonsultationen vorgesehen, Zusagen erfolgen schriftlich im Nachhinein.

Die Entwicklungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Burkina Faso konzentriert sich auf folgende Kernthemen:

  • Leben ohne Hunger – Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme
    Aktionsfelder: Landwirtschaft, ländliche Entwicklung
  • Frieden und gesellschaftlicher Zusammenhalt
    Aktionsfelder: gute Regierungsführung, Friedensentwicklung und Krisenprävention
  • Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen
    Aktionsfeld: Wasser

Maßnahmen der strukturbildenden Übergangshilfe sind in die Kernthemen eingebettet. Das BMZ hat gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) den Ansatz der Sahel-Resilienz-Initiative entwickelt, um die Ernährungs- und Lebensgrundlagen der Bevölkerung in Burkina Faso, Niger, Mali, Mauretanien und Tschad nachhaltig zu verbessern. Die Initiative unterstützt unter anderem die Instandsetzung landwirtschaftlicher Flächen und gewährleistet die Lebensmittelversorgung an Schulen.

Darüber hinaus engagiert sich das BMZ in Burkina Faso für die Kinder- und Jugendrechte. Ziel ist, sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche vor den schlimmsten Formen von Kinderarbeit, vor Kinderhandel und vor geschlechtsspezifischer Gewalt zu schützen. Durch den Auf- und Ausbau von Schutznetzwerken, kommunalen Sozialdiensten und Ausbildungsangeboten sollen ihre Zukunftsperspektiven verbessert werden. Aufklärungsarbeit soll dazu beitragen, die Zahl ungewollter früher Schwangerschaften zu senken.

Marktszene in Burkina Faso: Verkauf von Tomaten

Kernthema „Leben ohne Hunger – Transformation der Ernährungssysteme“ Landwirtschaft marktorientiert gestalten, Einkommen im ländlichen Raum steigern Interner Link

Für die Sicherung der Ernährung und die Bekämpfung der Armut in Burkina Faso spielt die Landwirtschaft eine zentrale Rolle. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ist in diesem Bereich seit Jahren aktiv und hat wichtige Beiträge zur nachhaltigen Steigerung der Produktion geleistet.

Eine Frau in Burkina Faso arbeitet an einem Laptop.

Kernthema „Frieden und gesellschaftlicher Zusammenhalt“ Politische Teilhabe und bürgernahe Verwaltung Interner Link

In Burkina Faso leisten die Kommunen – auch angesichts der Konflikte im Land – einen wichtigen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt. Sie ermöglichen politische Teilhabe, schaffen günstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen und bieten bedarfsorientierte Dienstleistungen für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen an. Das BMZ unterstützt die Kommunalverwaltungen dabei, die ihnen übertragenen Aufgaben wahrzunehmen.

Ausbildung zum Klempner im Berufsbildungszentrum der nationalen Wasserbehörde in Burkina Faso

Kernthema „Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen“ Bessere Infrastruktur für die Wasser- und Sanitärversorgung Interner Link

Obwohl die Wasser- und Sanitärversorgung in Burkina Fasos in den vergangenen Jahren stark ausgebaut wurde, hat etwa die Hälfte der Bevölkerung noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, etwa 20 Millionen Menschen verfügen über keine angemessenen Sanitäranlagen. Das deutsche Engagement zielt darauf ab, die Lebensverhältnisse und die Gesundheitssituation – insbesondere von Frauen und Mädchen – zu verbessern.

Aktuelle Situation

Entwicklungspolitische Kennzahlen

  • Burkina Faso
  • Deutschland

Allgemeine Informationen

Hinweise für die Nutzung

Klicken Sie sich durch die oben angeordneten verschiedenen Rubriken und finden Sie aktuelle Zahlen aus Burkina Faso sowie – zum Vergleich – aus Deutschland.

Weitere Informationen zu den einzelnen Daten und die Quellenangabe können Sie mithilfe des i-Zeichens abrufen.

Burkina Faso Hauptstadt Ouagadougou

Gesamtbevölkerung

in Millionen (2022)
22,67
83,8

Fläche

in Quadratkilometern
274.220
357.590

Rang im HDI

Index der menschlichen Entwicklung (HDI), 193 Länder (Ränge können mehrfach belegt sein)
184
SL
Flagge von Sierra Leone
185
BF
Flagge von Burkina Faso
186
YE
Flagge von Jemen
5
SE
Flagge von Schweden
7
DE
Flagge von Deutschland
7
IE
Flagge von Irland

Stand: 15.02.2024