Soziale Situation Humanitäre Krise weitet sich aus
Transport während einer Überschwemmung in Burkina Faso
In den Krisenregionen mussten zahlreiche Gesundheitszentren und Schulen schließen – mehr als eine Million Kinder und Jugendliche sind dadurch vom Unterrichtsbesuch ausgeschlossen (Stand: Januar 2023).
Die Ernährungslage im Land ist kritisch. Laut Vereinten Nationen waren zum Jahresbeginn 2023 rund 3,5 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen. Jedes fünfte Kleinkind ist chronisch unterernährt. Gestiegene Lebensmittelpreise und die Corona-Pandemie haben die ohnehin schon heikle Lage noch weiter verschärft. Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) geht davon aus, dass 4,7 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.
Entwicklungsfortschritte in Gefahr
Burkina Faso hat seit den 1990er Jahren bedeutende Entwicklungsfortschritte erzielt, die allerdings durch die anhaltenden Krisen im Land bedroht sind. So hat sich der Anteil der Kinder, die eine Grundschule besuchen, deutlich erhöht – insbesondere der Anteil der eingeschulten Mädchen ist stark angestiegen. Fortschritte zeigen sich entsprechend bei der Alphabetisierungsrate: In der Gesamtbevölkerung über 15 Jahren fehlt es noch 54 Prozent an Grundkenntnissen im Lesen und Schreiben. In der Altersklasse der 15- bis 24-Jährigen ist der Anteil inzwischen auf 35 Prozent gesunken.
Die Müttersterblichkeit wurde stark reduziert und auch bei der Kindersterblichkeit sind Fortschritte zu verzeichnen: Die Sterberate der Kinder unter fünf Jahren sinkt seit 1990 kontinuierlich, von knapp 200 pro 1.000 Lebendgeburten auf zuletzt 83 (2021). Sie ist damit allerdings immer noch sehr hoch. Auch die Absenkung der HIV (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Infektionsrate von 2,1 Prozent (2000) auf 0,6 Prozent (2021) der 15- bis 49-Jährigen kann als großer Erfolg betrachtet werden. Die Lebenserwartung ist von 51 Jahren (2000) auf 60 Jahre (2020) gestiegen.
Große Herausforderungen
Burkina Faso gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt (LDCs (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)). Auf dem aktuellen Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen (HDI (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) liegt das Land auf Rang 184 von 191 bewerteten Staaten. Mehr als 40 Prozent der rund 22 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner gelten als arm. Die meisten Menschen leben von der Landwirtschaft und sind damit besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels.
Die Bevölkerung Burkina Fasos wächst jährlich um fast drei Prozent. Mehr als 40 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner sind unter 15 Jahre alt. Wird das Bevölkerungswachstum nicht gebremst, wird sich die Einwohnerzahl bis 2050 mehr als verdoppeln. Um die Grundbildung zu gewährleisten und Einkommensperspektiven für die junge Generation zu schaffen, müsste das Land massiv in den Bau von Schulen und die Ausbildung von Lehrkräften investieren und jährlich mehrere Hunderttausend neue Arbeitsplätze schaffen.
Stand: 20.04.2023