Soziale Situation Humanitäre Krise weitet sich aus

Die Sicherheitslage in Burkina Faso hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert – und damit auch die soziale Situation im Land. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) sind mehr als zwei Millionen Menschen vorwiegend aus ländlichen Gebieten im Norden und Osten in die nächstgrößeren Städte oder andere Landesteile vertrieben worden.

Transport während einer Überschwemmung in Burkina Faso

Transport während einer Überschwemmung in Burkina Faso

Transport während einer Überschwemmung in Burkina Faso

In den Krisenregionen mussten zahlreiche Gesundheitszentren und Schulen schließen – rund eine Million Kinder und Jugendliche sind dadurch vom Unterrichtsbesuch ausgeschlossen (Stand: März 2024).

Die Ernährungslage im Land ist kritisch. Laut Vereinten Nationen waren im Januar 2024 etwa 2,3 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen. Jedes fünfte Kleinkind ist chronisch unterernährt. Gestiegene Lebensmittelpreise und die Corona-Pandemie haben die ohnehin schon heikle Lage noch weiter verschärft. Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) geht davon aus, dass mehr als sechs Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.


Entwicklungsfortschritte in Gefahr

Burkina Faso hat seit den 1990er Jahren bedeutende Entwicklungsfortschritte erzielt, die allerdings durch die anhaltenden Krisen im Land bedroht sind. So hat sich der Anteil der Kinder, die eine Grundschule besuchen, zwischen 2000 und 2018 mehr als verdoppelt – insbesondere der Anteil der eingeschulten Mädchen ist stark angestiegen. Fortschritte zeigen sich entsprechend bei der Alphabetisierungsrate: In der Gesamtbevölkerung über 15 Jahren fehlt es noch 66 Prozent an Grundkenntnissen im Lesen und Schreiben. In der Altersklasse der 15- bis 24-Jährigen ist der Anteil inzwischen auf 46 Prozent gesunken.

Die Müttersterblichkeit wurde stark reduziert und auch bei der Kindersterblichkeit sind Fortschritte zu verzeichnen: Die Sterberate der Kinder unter fünf Jahren sinkt seit 1990 kontinuierlich, von knapp 200 pro 1.000 Lebendgeburten auf 83 im Jahr 2021. Sie ist damit allerdings immer noch sehr hoch. Auch die Absenkung der HIV (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Infektionsrate von 2,1 Prozent (2000) auf 0,6 Prozent (2021) der 15- bis 49-Jährigen kann als großer Erfolg betrachtet werden. Die Lebenserwartung ist von 51 Jahren (2000) auf 59 Jahre (2021) gestiegen.

Große Herausforderungen

Burkina Faso gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt (LDCs (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)). Auf dem aktuellen Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen (HDI (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) liegt das Land auf Rang 185 von 193 bewerteten Staaten. Mehr als 40 Prozent der rund 23 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner gelten als arm. Die meisten Menschen leben von der Landwirtschaft und sind damit besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels.

Die Bevölkerung Burkina Fasos wächst jährlich um fast drei Prozent. Mehr als 40 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner sind unter 15 Jahre alt. Wird das Bevölkerungswachstum nicht gebremst, wird sich die Einwohnerzahl bis 2050 fast verdoppeln. Um die Grundbildung zu gewährleisten und Einkommensperspektiven für die junge Generation zu schaffen, müsste das Land massiv in den Bau von Schulen und die Ausbildung von Lehrkräften investieren und jährlich mehrere Hunderttausend neue Arbeitsplätze schaffen.

Stand: 15.02.2024