Wegen der sehr hohen Geburtenrate (Fertilitätsrate von 6,6) ist Niger dennoch ein Land mit vielen jungen Menschen. 49 Prozent der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. Weil Schulen fehlen oder Kinder, vor allem Mädchen, sie nicht besuchen können, liegt die Alphabetisierungsrate nur zwischen 21 und 33 Prozent. Hinzu kommt die Bedrohung durch Terrorismus und Bandenkriminalität, die oft von den angrenzenden Nachbarländern (Nigeria, Burkina Faso, Mali, Libyen) nach Niger übergreift. Zugleich ist Niger vom Klimawandel besonders betroffen. Dürren wechseln sich ab mit großflächigen Überschwemmungen (zuletzt im Jahr 2024 mit 1,3 Millionen betroffen Menschen). Sie vernichten kostbares Ackerland und entziehen der Bevölkerung die Lebensgrundlage.
Die unsichere Lage hat mit dazu geführt, dass Teile des Militärs am 26. Juli 2023 einen Putsch gegen den gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum verübten. Zwar wurde die Rückkehr zur Demokratie angekündigt, doch anderthalb Jahre später sind die Fortschritte in diese Richtung unbefriedigend. Deutschland hat aber dennoch ein großes Interesse daran, Niger weiter zu unterstützen, damit sich die soziale und wirtschaftliche Lage nicht weiter verschlechtert.
Ähnlich wie bei Mali, Burkina Faso und Tschad gilt es, die Lebensgrundlagen zu sichern und Krisenursachen zu mindern. Das bedeutet für die Entwicklungszusammenarbeit: Sie bleibt in Niger engagiert, passt aber ihr Engagement an die kritischen politischen Rahmenbedingungen an. Bis auf Weiteres wird es keine Rückkehr zu einer regulären Zusammenarbeit mit der nigrischen Regierung wie vor dem Putsch geben. Die Kooperation wird stattdessen regierungsfern gestaltet: Wie in Mali und Burkina Faso werden weiter keine finanziellen Mittel an die Zentralregierung geleitet, sondern ausschließlich an nachgeordnete Behörden, Kommunen, Organisationen der Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und internationale Organisationen, die diese für konkrete Projekte einsetzen. So wird vermieden, dass die Militärregierung von Geldern der Entwicklungszusammenarbeit profitiert.
Zugleich konzentriert sich die Zusammenarbeit darauf, die Lebensbedingungen der Bevölkerung unmittelbar zu verbessern – etwa durch Schaffung neuer Jobs in der Landwirtschaft, Mutter-Kind-Gesundheit, klimaangepasste Anbaumethoden oder Verbesserungen in der Wasserversorgung.