Sonderinitiative Eine Welt ohne Hunger ist möglich
Die Staaten der G7 haben schon 2015 versprochen, ihre Mittel zur Bekämpfung von Hunger aufzustocken. Sie müssen dieses Versprechen einlösen.
Im Herbst 2020 stellte der damalige Bundesentwicklungsminister Gerd Müller zwei Studien renommierter Forschungsinstitute zur Überwindung der globalen Hungerkrise vor. Laut Berechnungen internationaler Forscher bedarf es zusätzlicher jährlicher Investitionen in Höhe von circa 40 Milliarden US-Dollar, um den Welthunger bis 2030 zu beenden. Dazu müssten Industrieländer jährlich zusätzliche 14 Milliarden US-Dollar beitragen.
Und auch das volle Engagement der Entwicklungsländer ist gefragt: Sie müssen das Thema Land- und Ernährungswirtschaft ganz oben auf ihre politische Tagesordnung setzen.
Durch ein gemeinsames ambitioniertes Engagement von Industrie- , Schwellen- und Entwicklungsländern ist eine Welt ohne Hunger – und damit Ziel 2 der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) – in den kommenden zehn Jahren zu erreichen.
Zahlen und Fakten
Seit 1990 wurden große Erfolge bei der weltweiten Hungerbekämpfung erzielt. Doch seit einigen Jahren steigt die Zahl der Hungernden wieder.
- Schon vor der Corona-Krise hungerten fast 700 Millionen Menschen.
- Die Pandemie und ihre Folgen verschärfen die Situation dramatisch: Lieferketten sind unterbrochen, Einkommensmöglichkeiten und Arbeitsplätze gingen verloren.
- Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass allein durch die unmittelbaren Folgen der Pandemie rund 130 Millionen Menschen in extreme Armut und Hunger stürzen werden.
Im Detail Die BMZ-Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger

Grafik: Schwerpunktländer und weitere Projektstandorte der Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) investiert jährlich rund zwei Milliarden Euro in die weltweite Ernährungssicherung und ländliche Entwicklung. Mit 17 Partnerländern hat das BMZ diese Themen als Schwerpunkte der Zusammenarbeit vereinbart.
Rund ein Drittel der Mittel fließen in die Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger, die das BMZ 2014 ins Leben gerufen hat. Sie wird in Partnerländern aktiv, die besonders von Hunger und Fehlernährung betroffen sind. Die Initiative umfasst rund 300 Projekte, ihr Schwerpunkt liegt auf der Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Afrika.
Fragen und Antworten zur Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger
Wie wollen wir die Agrarpolitik der Zukunft gestalten?
Um den Hunger zu beenden und weil die Weltbevölkerung wächst, muss die globale Nahrungsmittelproduktion bis 2050 um etwa 60 Prozent steigen – auf den vorhandenen Flächen, mit den vorhandenen Wasserressourcen. Dazu ist schnellstmöglich eine umfassende Anpassung der bisherigen Landwirtschaft erforderlich: Sie muss nachhaltiger und ressourcenschonender werden – unter anderem durch besseres Saatgut, zielgenaue Bewässerung, einen an die lokalen Verhältnisse angepassten Einsatz von Maschinen und durch die Vermeidung von Verlusten nach der Ernte, die zum Beispiel bei Transport und Lagerung der Nahrungsmittel entstehen können. Außerdem muss die Landwirtschaft der Zukunft die Biodiversität bewahren und Abholzungen verhindern.
Warum sind Kleinbäuerinnen und -bauern Zielgruppe der Sonderinitiative?
Die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist die vorherrschende Bewirtschaftungsform in Entwicklungsländern und liefert dort den Großteil der benötigten Nahrungsmittel. Wenn arme Kleinbauernfamilien mehr ernten und mehr verkaufen, so hilft das nicht nur ihnen selbst, sondern es kommen insgesamt mehr und bezahlbare Nahrungsmittel auf den Markt – ein Schritt zu mehr Ernährungssicherheit auf dem Land und in den Städten. Die Sonderinitiative fördert besonders Frauen, da sie eine Schlüsselrolle bei der Ernährungssicherung spielen.
Wie hat die Sonderinitiative auf die Coronakrise reagiert?
Die Programme der Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger sollen Kleinbäuerinnen und -bauern langfristig widerstandsfähig (resilient) gegen verschiedene Arten von Krisen machen. Um die Folgen der Corona-Pandemie abzumildern, hat das BMZ kurzfristig zusätzliche Aktivitäten gestartet. Unter anderem wurden Lebensmittel, Saatgut und Dünger bereitgestellt. Maßnahmen, die Nachernteverluste vermeiden sollen und zu mehr Vielfalt im Anbau beitragen, werden aktuell ausgeweitet, um Kleinbauernfamilien während der Pandemie zu stärken. Um den Gesundheitsschutz zu verbessern, wurden Aufklärungsprogramme gestartet und bei Schulungen werden Schutzmasken verteilt.
Informationen zum globalen Corona-Sofortprogramm des BMZ finden Sie hier.
Warum ist Hungerbekämpfung auch Friedenspolitik?
Armut, Konflikte und der Klimawandel gehören zu den Hauptursachen von Hunger (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Gleichzeitig führen Hunger oder eine unsichere Ernährungslage zu neuer Armut und können Unruhen und Konflikte auslösen oder verstärken. Investitionen in ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung tragen entscheidend dazu bei, diesen sich selbst verstärkenden Kreislauf zu unterbrechen. Die Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger leistet dadurch einen wichtigen Beitrag zur Friedenssicherung und zur Bekämpfung von Fluchtursachen.
Mit wem arbeitet das BMZ zusammen?
Intensive Kooperation ist ein Leitprinzip der Sonderinitiative: Das BMZ arbeitet mit Partnern aus Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kirchen sowie den Durchführungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) GIZ und KfW zusammen.
Wichtige Partner in Afrika sind dabei das pan-afrikanische Netzwerk zur Agrarförderung der Afrikanischen Union (Comprehensive Africa Agriculture Development Programme, CAADP). und die Einrichtungen der internationalen Agrarforschung.