Sonderinitiative Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme

Alle Menschen auf der Erde könnten ernährt werden. Die natürlichen Ressourcen, das Wissen und die Techniken dafür sind vorhanden. Erforderlich ist eine schnelle und grundlegende Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme – hin zu nachhaltigen, klimaschonenden und die Biodiversität erhaltenden Anbau- und Verarbeitungsmethoden.

Weizenfeld im Norden der Mongolei

Zudem werden mehr Investitionen in Bildung und Ausbildung, in Infrastruktur und in Wertschöpfung vor Ort gebraucht.

Erforderlich ist außerdem mehr Geschlechtergerechtigkeit – denn Frauen sind entscheidend für die Ernährungssicherheit, werden aber noch zu oft daran gehindert, ihre Potenziale zu nutzen. Hätten Frauen den gleichen Zugang zu Produktionsressourcen wie Männer, könnten sie ihre Erträge deutlich steigern und weniger Menschen müssten an Hunger leiden.

Unser Engagement

Titelblatt: Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“

Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 10/2023 | Dateigröße 1 MB, Seiten 2 Seiten | Zugänglichkeit barrierefrei
Video
Standbild aus dem Video "Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme – faire Einkommen, gesunde Ernährung, intakte Umwelt"

9. Mai 2023 Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme – faire Einkommen, gesunde Ernährung, intakte Umwelt

2022 litten im Schnitt 735 Millionen Menschen weltweit chronisch an Hunger. Deutschland steht zu seiner globalen Verantwortung – den Zielen der Agenda 2030 – und will einen Beitrag leisten, Hunger und Armut weltweit zu beenden.

Mit der neu ausgerichteten Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ trägt die deutsche Entwicklungspolitik dazu bei, Hunger und Mangelernährung zu bekämpfen.

Im Rahmen des BMZ-Kernthemas „Leben ohne Hunger“ ist die Initiative ein wichtiges Instrument, um schnell und effektiv Wirkung zu erzielen und das Recht aller Menschen auf gesunde Nahrung durchzusetzen.

Die Sonderinitiative stärkt die drei Aktionsfelder der deutschen Entwicklungszusammenarbeit Ernährungssicherung, ländliche Entwicklung und Landwirtschaft. Dabei setzt sie zukünftig neue Akzente durch:

  • Beiträge zu einer globalen Strukturpolitik auf multilateraler und internationaler Ebene,
  • Förderung der Geschlechtergerechtigkeit,
  • Entwicklung und Erprobung innovativer Ansätze sowie Förderung von praxisnaher Forschung und
  • Integration der Sonderinitiative in die laufende Zusammenarbeit mit den Partnerländern – um den Aufbau von nachhaltigen Agrar- und Ernährungssystemen noch besser zu fördern.

Während der deutschen G7 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Präsidentschaft 2022 bekräftigten die G7-Staaten ihr Ziel, bis 2030 500 Millionen Menschen von Hunger und Mangelernährung zu befreien. Auch um dieses Ziel erreichen zu können, ist die langfristige Transformation von Landwirtschafts- und Ernährungssystemen in Entwicklungsländern – hin zu mehr Resilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), Nachhaltigkeit und Geschlechtergerechtigkeit – erforderlich.

Zahlen und Fakten

SDG 2: Kein Hunger

Seit 1990 wurden große Erfolge bei der weltweiten Hungerbekämpfung erzielt. Doch seit einigen Jahren steigt die Zahl der Hungernden wieder.

  • Schon vor der Corona-Krise hungerten mehr als 600 Millionen Menschen. 2022 waren es inzwischen rund 735 Millionen.
  • Die Pandemie und ihre Folgen haben die Situation verschärft: Lieferketten sind unterbrochen, Einkommensmöglichkeiten und Arbeitsplätze gingen verloren.
  • Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Situation weiter verschlimmert. Es droht die schlimmste Hungersnot seit dem Zweiten Weltkrieg. Laut ersten Prognosen der Welternährungsorganisation (FAO) wird der Krieg zu einem weiteren drastischen Anstieg der Zahl der Hungernden führen.

Im Detail Die BMZ-Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“

Grafik: Schwerpunktländer und weitere Projektstandorte der Sonderinitiative "Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“. Auf dem Hintergrund einer Weltkarte sind die Länder hervorgehoben, in denen sich die Initiative engagiert. Zusätzlich ist auch der jeweilige Arbeitsschwerpunkt genannt.

Grafik: Schwerpunktländer und weitere Projektstandorte der Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“

Grafik: Schwerpunktländer und weitere Projektstandorte der Sonderinitiative Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“
Ein nigerianischer Reisbauer auf seinem Feld

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) investiert jährlich rund zwei Milliarden Euro in die weltweite Ernährungssicherung, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung.

Rund ein Viertel der Mittel fließen in die Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“, deren Vorläuferin das BMZ 2014 ins Leben gerufen hat. Sie wird in Partnerländern aktiv, die besonders von Hunger und Fehlernährung betroffen sind. Die Initiative umfasst rund 300 Projekte, ihr Schwerpunkt liegt auf der Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Afrika.

Wirkungen

  • Mehr als 7,5 Millionen Menschen – insbesondere Frauen und Kinder – sollen durch die Sonderinitiative bis Ende 2023 besser ernährt sein.
  • Mehr als zwei Millionen Menschen werden bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels unterstützt.
  • 1,7 Millionen Hektar degradierte Böden (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und geschädigte Wälder sollen wiederhergestellt und nachhaltiger bewirtschaftet werden.
  • Die Landrechte von mindestens 120.000 Bauernfamilien werden gesichert.
  • Mit 16 Grünen Innovationszentren fördert das BMZ die Verbreitung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Dadurch soll die Produktivität von 1,6 Millionen kleinbäuerlichen Betrieben steigen.
  • In fünf Wissenszentren Ökologischer Landbau in West-, Ostafrika, südliches Afrika, Nordafrika und Zentralafrika wird, mit hoher Beteiligung lokaler Nichtregierungsorganisationen, methodisches Wissen zum ökologischen Landbau aufbereitet und gute Praktiken in relevante Netzwerke und Organisationen vermittelt.
  • Insgesamt sollen durch die Sonderinitiative 3,2 Millionen bäuerliche Haushalte ein besseres Einkommen erzielen.

Fragen und Antworten zur Sonderinitiative

Um den Hunger zu beenden und weil die Weltbevölkerung wächst, muss die globale Nahrungsmittelproduktion bis 2050 um etwa 60 Prozent steigen – auf den vorhandenen Flächen, mit den vorhandenen Wasserressourcen. Dazu ist schnellstmöglich eine umfassende Anpassung der bisherigen Landwirtschaft erforderlich: Sie muss nachhaltiger und ressourcenschonender werden. Unter anderem soll dies erreicht werden durch besseres Saatgut, zielgenaue Bewässerung, einen an die lokalen Verhältnisse angepassten Einsatz von Maschinen und durch die Vermeidung von Verlusten nach der Ernte, die zum Beispiel bei Transport und Lagerung der Nahrungsmittel entstehen können. Außerdem muss die Landwirtschaft der Zukunft die Biodiversität bewahren und Abholzungen verhindern.

Die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist die vorherrschende Bewirtschaftungsform in Entwicklungsländern und liefert dort den Großteil der benötigten Nahrungsmittel. Wenn arme Kleinbauernfamilien mehr ernten und mehr verkaufen, so hilft das nicht nur ihnen selbst, sondern es kommen insgesamt mehr und bezahlbare Nahrungsmittel auf den Markt – ein Schritt zu mehr Ernährungssicherheit auf dem Land und in den Städten. Die Sonderinitiative fördert besonders Frauen, da sie eine Schlüsselrolle bei der Ernährungssicherung spielen.

Die Programme der Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ sollen Kleinbäuerinnen und -bauern langfristig widerstandsfähig (resilient) gegen verschiedene Arten von Krisen machen. Um die Folgen der Corona-Pandemie abzumildern, hat das BMZ kurzfristig zusätzliche Aktivitäten gestartet. Unter anderem wurden Lebensmittel, Saatgut und Dünger bereitgestellt. Maßnahmen, die Nachernteverluste vermeiden sollen und zu mehr Vielfalt im Anbau beitragen, werden aktuell ausgeweitet, um Kleinbauernfamilien während der Pandemie zu stärken. Um den Gesundheitsschutz zu verbessern, wurden Aufklärungsprogramme gestartet und bei Schulungen werden Schutzmasken verteilt.

Informationen zum globalen Corona-Sofortprogramm des BMZ finden Sie hier.

Für Maßnahmen der Sonderinitiative standen 2022, über das bisherige Budget hinaus, zusätzlich 525 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel ist, die landwirtschaftliche Produktion zu sichern, den Agrarhandel aufrechtzuerhalten und die Armuts- und Hungerrisiken zu reduzieren.

Die Maßnahmen konzentrieren sich vor allem auf Afrika, den Nahen Osten und Länder, die von den aktuellen Preissteigerungen für Nahrungsmittel besonders betroffen sind.

Armut, Konflikte und der Klimawandel gehören zu den Hauptursachen von Hunger (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Gleichzeitig führen Hunger oder eine unsichere Ernährungslage zu neuer Armut und können Unruhen und Konflikte auslösen oder verstärken. Investitionen in ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung tragen entscheidend dazu bei, diesen sich selbst verstärkenden Kreislauf zu unterbrechen. Die Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ leistet dadurch einen wichtigen Beitrag zur Friedenssicherung und zur Bekämpfung von Fluchtursachen.

Intensive Kooperation ist ein Leitprinzip der Sonderinitiative: Das BMZ arbeitet mit Partnern aus Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kirchen sowie den Durchführungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) GIZ und KfW zusammen.

Wichtige Partner in Afrika sind dabei das pan-afrikanische Netzwerk zur Agrarförderung der Afrikanischen Union (Comprehensive Africa Agriculture Development Programme, CAADP) und die Einrichtungen der internationalen Agrarforschung.

Zusammenarbeit mit Partnern für ein Leben ohne Hunger

Beispiel Äthiopien | GIZ
Äthiopische Kleinbäuerinnen und Kleinbauern erhalten auf Trainingsfeldern Schulungen.

Keinen Hektar Land verlieren Interner Link

In sieben Ländern – darunter Äthiopien – fördert die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Gegenden, in denen Böden durch falsche Bewirtschaftung geschädigt sind, die nachhaltige Landnutzung.

Beispiel eco.business Fund | KfW
Kakaofrüchte

Nachhaltigkeit statt Raubbau Interner Link

Der Klimawandel kann nur aufgehalten werden, wenn ein Umdenken stattfindet. Die KfW Entwicklungsbank finanziert im Auftrag des BMZ den eco.business Fund, der sich für grüne Unternehmen einsetzt.

Beispiel Jemen | WFP
Im Rahmen eines WFP-Programms bauen Jemeniten Gabionen, um Ackerland vor Überschwemmungen zu schützen.

Food Assistance for Assets“-Programm in Jemen Interner Link

Im Jemen wütet eine der größten humanitären Krisen der Welt. Um den Menschen wieder Perspektiven zu geben, hilft das UN World Food Programme (WFP) mit der Unterstützung des BMZ durch sogenannte „Food Assistance for Assets“- oder „Food Assistance for Training“-Programme und mit Schulmahlzeiten.

Beispiel Indien | Engagement Global | terre des hommes
Ein junges Mädchen präsentiert grünes Gemüse.

Gesunde Ernährung für Kinder, eigene Einkünfte für ihre Mütter Interner Link

terre des hommes Deutschland unterstützt drei Partnerorganisationen im Norden Indiens, die dafür sorgen, dass 3.400 Kinder in rund 2.300 Haushalten gesunde Nahrung zu sich nehmen können.

Beispiel Madagaskar | GIZ
In gefluteten Reisfeldern werden Fische gezüchtet.

Fisch mit Reis – eine Win-Win-Situation für eine bessere Ernährung Interner Link

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat in Madagaskar rund 15.000 Menschen in der Reis-Fischzucht ausgebildet.

Beispiel Ernährungssicherung | KfW
Frisches Obst und Gemüse an einem Marktstand 

Eine gesunde Zukunft für Malawis Kinder Interner Link

Nur eine gesunde und ausreichende Ernährung von Geburt an sichert die Zukunft von Kindern. In Malawi leiden viele Säuglinge und Kleinkinder an chronischer Unterernährung.

Beispiel Libanon | WFP
Eine kommunale Küche in Ashrafiye, Libanon, die von Freiwilligen betrieben wird. Sie versorgt Menschen, die durch die Explosion im Beiruter Hafen ihre Wohnungen oder Arbeitsplätze verloren haben.

National Poverty Targeting Programme“ im Libanon Interner Link

Der Libanon galt lange Zeit als stabiles Land mittleren Einkommens. Zusehends rutscht das Land jedoch durch den dreifachen Schock einer beispiellosen Wirtschaftskrise, den wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen von COVID-19 und der Explosion im Hafen von Beirut in die Armut.

Beispiel Burundi | Engagement Global | Kindernothilfe
Frauen bei der Aussaat von Bohnen

Existenz- und Ernährungssicherung Interner Link

In vielen Familien in Burundi ist die Sorge um die tägliche Nahrung ein ständiger Begleiter. Seit 2017 unterstützt die Kindernothilfe in der Provinz Karusi 1.800 Familien bei der Verbesserung ihrer Ernährungsgrundlagen.

Beispiel Klimaangepasste Landwirtschaft | KfW
Bewässerungsparzellen in der Region Agadez, Niger

Mehr Ackerfläche für Niger Interner Link

Zwar ist der größte Teil der Landesfläche in Niger zu trocken für den Ackerbau, doch lebt über 80 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft.

Beispiel Sahel-Staaten | WFP
Bäuerinnen und Bauern in Burkina Faso machen degradiertes Land wieder fruchtbarer, zum Beispiel durch das Anlegen von halbrunden Erdwällen, die das Regenwasser besser auffangen und speichern können.

Food for Assets“- Programm in den Sahelstaaten Interner Link

Seit 2018 hat das WFP in enger Abstimmung mit den Regierungen der fünf Länder und Partnern Maßnahmen ausgebaut, die den Menschen helfen, eigenverantwortlich ihre Resilienz zu stärken. Durch BMZ-Mittel konnte dadurch allein von September 2019 bis August 2020 viel erreicht werden.

Beispiel Äthiopien | Engagement Global | Welthungerhilfe
Wasserförderung

Lebensgrundlagen für Kleinbauern und Hirten stärken Interner Link

Die Afar-Region im Nordosten Äthiopiens ist eine der ärmsten Regionen des Landes. Unbeständige Niederschläge führen dort regelmäßig zu Dürren, aber auch zu Überschwemmungen. Ein Projekt der Welthungerhilfe hat das Ziel, die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und Hirten in der Region zu verbessern.

BMZ-Publikationen

Titelblatt: Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“

Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 10/2023 | Dateigröße 1 MB, Seiten 2 Seiten | Zugänglichkeit barrierefrei
Sachstand: Die globale Ernährungssituation nach Russlands Ausstieg aus dem Getreide-Schwarzmeerabkommen

Sachstand: Die globale Ernährungssituation nach Russlands Ausstieg aus dem Getreide-Schwarzmeerabkommen

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 07/2023 | Dateigröße 407 KB, Seiten 4 Seiten
Cover Sachstand Umsetzung der Sondermittel für globale Ernährungssicherheit

Sachstand: Umsetzung der Sondermittel für globale Ernährungssicherheit

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 12/2022 | Dateigröße 183 KB, Seiten 9 Seiten
Titelseite der BMZ-Kernthemenstrategie "Leben ohne Hunger – Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme"

BMZ-Kernthemenstrategie: „Leben ohne Hunger – Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 09/2022 | Dateigröße 1 MB, Seiten 32 Seiten | Zugänglichkeit barrierefrei

Stand: 08.06.2023