Zwei Frauen laufen über einen Acker in Addis Abeba, Äthiopien

Gender und Klima Feministische Klimapolitik

Für resiliente Gesellschaften und eine sozial-ökologische, gendergerechte Transformation

Klimakrise als gesellschaftliche Herausforderung erkennen

Logo der Strategie für eine feministische Entwicklungspolitik, vier Hände in unterschiedlichen Rot- und Orangetönen übereinander

Der Klimawandel hat bereits heute verheerende Auswirkungen auf die Menschen und verschärft bestehende Ungleichheiten. Diejenigen, die aufgrund ihres Geschlechts, Alters, Einkommens oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit benachteiligt werden, sind überproportional betroffen.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) setzt sich mit der feministischen Entwicklungspolitik dafür ein, diskriminierende Machtstrukturen zu überwinden. Frauen und marginalisierte Gruppen in all ihrer Diversität sollen gleichberechtigt von Klimaschutzmaßnahmen profitieren und Klimapolitik aktiv mitgestalten können. Nur so können Gesellschaften widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels werden.

Resilienz gegenüber Klimakatastrophen stärken

Logo: Global Shield against Climate Risks (Globaler Schutzschirm gegen Klimarisiken)

Die Fakten sprechen für sich: Mindestens vier Millionen Mädchen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen konnten 2021 ihre Ausbildung nicht fortsetzen, weil Naturkatastrophen in Folge des Klimawandels sie daran hinderten. Menschen mit Behinderungen haben im Katastrophenfall ein unverhältnismäßig hohes Risiko zu sterben und oft keinen Zugang zu notwendigen Ressourcen, um sich von Krisen zu erholen.

Die Marginalisierung von LGBTIQ+Personen wird im Katastrophenfall noch verstärkt. Sie erfahren beim Zugang zu Wasser, Lebensmitteln, Gesundheitsversorgung und Notunterkünften häufig Diskriminierung.

  • Das BMZ fördert daher gezielt geschlechtergerechte Ansätze in der Klimapolitik und -finanzierung – zum Beispiel im Rahmen des Globalen Schutzschirms. Dieser hat zum Ziel, Menschen, die besonders betroffen sind, finanziell gegen die Folgen von Extremwetterereignissen abzusichern. Außerdem setzt das BMZ sich dafür ein, dass die multilateralen Klimafonds stärker gendertransformativ agieren.

Just Transition geschlechtergerecht gestalten

Just Transition (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) beschreibt den Übergang zu einer gerechteren und nachhaltigeren Gesellschaft mit der Transformation hin zu einer sozial, umwelt und klimaverträglichen Wirtschaftsweise. Dieser Wandel bietet viele Chancen, wenn er alle Menschen gleichberechtigt einbezieht.

  • Die Klima- und Entwicklungspartnerschaften der Bundesregierung unterstützen Partnerländer bei der sozial-ökologischen und gendertransformativen Wende. Im Dialog mit zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren werden auch lokale Frauenorganisationen eingebunden.

Der Sektor der erneuerbaren Energien bietet große Potenziale für eine klimagerechte Transformation. Allerdings liegt beispielsweise der Anteil der Frauen an allen Vollzeitbeschäftigten im Bereich erneuerbarer Energien bei lediglich 32 Prozent. Für eine gerechte Energiewende müssen der gleichberechtigte Energiezugang verbessert und das Wissen und die Perspektiven von Frauen miteinbezogen werden.

  • Die Multigeber-Partnerschaft Energising Development (Externer Link) verfolgt einen gendertransformativen Ansatz. In 20 Partnerländern unterstützt das BMZ damit Frauen gezielt als gleichberechtigte Energiekonsumentinnen, als Unternehmerinnen und als Interessenvertreterinnen.

Der Transportsektor spielt bei der Just Transition auch eine entscheidende Rolle. Größtenteils ist die soziale und materielle Infrastruktur in der Stadt und auf dem Land nicht an die Lebensrealität von Frauen und marginalisierten Gruppen angepasst.

  • Mit Women Mobilize Women (Externer Link) hat das BMZ eine Plattform für Entscheiderinnen und Vordenkerinnen im Verkehrssektor geschaffen, die sich zum Ziel setzt, gendertransformative Ansätze in der Mobilität zu stärken.

Die Klimakrise führt zu einer Zunahme von Pflege- und Sorgearbeit. Weltweit übernehmen Frauen und Mädchen drei Viertel der unbezahlten und zwei Drittel der bezahlten sogenannten Care-Arbeit. Durch gesundheitliche Belastungen, Ernährungsunsicherheit und Wasserknappheit in Folge der Klimakrise erhöht sich ihre Arbeitsbelastung zusätzlich.

Wissensträgerinnen unterstützen

Bu­ku­ra Agri­cul­tu­ral Trai­ning Cent­re in Ke­nia: Bäue­rin­nen er­hal­ten per SMS In­for­ma­tio­nen über das Wet­ter.
Bukura Agricultural Training Centre in Kenia: Bäuerinnen erhalten per SMS Informationen über das Wetter.

In Afrika südlich der Sahara sind zwei Drittel der berufstätigen Frauen in Agrar- und Ernährungssystemen beschäftigt; in Südasien sind es über 70 Prozent. Frauen verfügen also über wichtige Kenntnisse, haben jedoch oftmals keinen gleichberechtigten Zugang zu Produktionsmitteln und nur sehr eingeschränkte Rechte an Land, Wasser und anderen natürlichen Ressourcen.

  • Das BMZ setzt sich in verschiedenen Regionen besonders für die Stärkung von Land- und Ressourcenrechten von Frauen und marginalisierten Gruppen ein, zum Beispiel im Rahmen der Stand For Her Land Campaign (Externer Link).

Insbesondere indigene Frauen sind mit ihrem Wissen über Natur und Lebensräume entscheidende Wissensträgerinnen für gerechte Umwelt-, Wasser- und Klimalösungen sowie beim Schutz, der Wiederherstellung und der nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt.

  • Das BMZ unterstützt gezielt Selbstvertretungsorganisationen indigener Völker, ihr transformatives Potenzial zu entfalten – zur Einbindung in wichtige Entscheidungsprozesse und der Einforderung ihrer Rechte. In Kolumbien unterstützt das BMZ das UN Women Projekt Women Changing Their World, um Umweltaktivistinnen zu stärken und zu schützen.

Mitgestaltung ermöglichen

Frauen müssen in politischen Entscheidungsprozessen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene gleichberechtigt vertreten sein. Auf der UN-Klimakonferenz 2022 waren nur 20 Prozent der Delegationsleiter*innen Frauen.

  • WECF International födert mit Unterstützung des BMZ zivilgesellschaftliche Organisationen, damit diese sich effektiv für geschlechtergerechte Klimaschutzmaßnahmen einsetzen können und die Vertretung von Frauen in zentralen Entscheidungsgremien erhöht wird.
  • Durch den BMZ-Jugendbeirat werden bewusst Perspektiven und Anliegen von Jugendlichen in Klima- und Umweltfragen miteinbezogen.

Ziele gemeinsam voranbringen

Klimapolitik ist Gerechtigkeitspolitik und daher auch ein wichtiger Bestandteil des neuen BMZ-Gender-Aktionsplans. Eine feministische Klimapolitik macht Mut, den Herausforderungen der Klimakrise gemeinsam zu begegnen und für eine lebenswerte Zukunft für alle einzustehen.

Stand: 19.12.2023