Ein junges Mädchen steht auf einer Behelfsbrücke aus Sandsäcken, nach einer Überflutung in der Provinz Sindh in Pakistan.

Gender und Klima Anpassung an den Klimawandel: Wissen und Erfahrungen von Frauen aktiv nutzen

Der Klimawandel führt zu einem Anstieg der Durchschnittstemperatur, zu extremen Wetterereignissen und zu Veränderungen der Ökosysteme. Neben diesen direkten Folgen hat er auch viele indirekte Wirkungen – zum Beispiel auf das menschliche Zusammenleben. Die sozialen Folgen des Klimawandels sind nicht geschlechtsneutral – Frauen sind stärker betroffen als Männer.

Auswirkungen des Klimawandels

In vielen Regionen führt der Klimawandel zu Wassermangel und einer Verschlechterung der Ackerböden und damit zu einer Verringerung der landwirtschaftlichen Produktivität. Die Folge ist ein Rückgang des Einkommens der Bauernfamilien und schlimmstenfalls Hunger und Armut. Frauen haben in dieser Situation aufgrund ungünstiger rechtlicher Rahmenbedingungen und fehlender finanzieller Mittel häufig nicht die Möglichkeit, auf einen alternativen Erwerbszweig auszuweichen. Insbesondere in Subsahara-Afrika, wo viele Frauen vor allem zur Selbstversorgung ihrer Familien Landwirtschaft betreiben, wirken sich extreme Wetterereignisse wie Dürren ruinös auf die Lebensgrundlagen aus.

Der Klimawandel führt vielerorts dazu, dass Trinkwasser nur noch eingeschränkt und in schlechter Qualität zur Verfügung steht. Für Frauen und Mädchen, die traditionell für die Wasserbeschaffung zuständig sind, bedeutet das längere, nicht selten gefährliche Wege. Durch verschmutztes Wasser verursachte Durchfallerkrankungen erhöhen zudem den Aufwand für familiäre Krankenpflege. Vielen Mädchen wird infolge der Zusatzarbeit in Haushalt und Familie der Besuch einer Schule verwehrt.

Dorf in der Somali-Region in Äthiopien, in dem sich wegen der anhaltenden Dürre Nomaden angesiedelt haben

Der Klimawandel erhöht vielerorts den Migrationsdruck. Dabei beeinflusst das Geschlecht Entscheidungen darüber, in welcher Weise Migration stattfindet, wer migriert und wer am Herkunftsort bleibt.

Einerseits kann Migration bisherige Geschlechterrollen aufbrechen: Zurückbleibende Frauen übernehmen beispielsweise stärkere Rollen in der Gemeinde, migrierende Frauen profitieren von besseren Erwerbsmöglichkeiten.

Andererseits sind Frauen und Mädchen auf dem Migrationsweg besonderen Risiken ausgesetzt. Und anders als verheirateten Männern stehen Frauen nicht immer legale Möglichkeiten der Migration offen: In 31 Ländern dürfen Ehefrauen per Gesetz nicht eigenständig über ihren Aufenthaltsort bestimmen.

Potenziale für Veränderungsprozesse nutzen

Wasserknappheit und Dürre gehören zu den schwerwiegenden Folgen des Klimawandels.

Sowohl beim Klimaschutz als auch bei der Anpassung an den Klimawandel können Frauen wichtige Akteurinnen in Veränderungsprozessen sein. Frauen haben als Versorgerinnen auf Haushaltsebene in vielen Bereichen großes Potenzial, aktiv auf den Klimawandel zu reagieren und alternative Strategien zu entwickeln, beispielsweise die Nutzung erneuerbarer Energiequellen voranzutreiben. Wenn Frauen dazu befähigt werden, Entscheidungen zu treffen, könnte dies zur Energiesicherheit und gleichzeitig zur Minderung des Treibhausgasausstoßes und zum Schutz der Ökosysteme beitragen.

In vielen Fällen übernehmen Frauen bereits Führungsrollen. Dennoch bleiben ihr spezifisches Wissen und ihre Erfahrungen, etwa im bewahrenden Umgang mit natürlichen Ressourcen, vielfach ungenutzt. In politischen und unternehmerischen Entscheidungsgremien sowie lokalen und regionalen Planungsprozessen sind sie immer noch unterrepräsentiert.

Eine Analyse der Entwürfe der nationalen Klimabeiträge (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) (Nationally Determined Contributions, NDCs) hat ergeben, dass nur in 40 Prozent der Dokumente die Rolle der Frauen überhaupt erwähnt wird. Vor allem die Staaten mit den höchsten Emissionswerten haben den Gender-Ansatz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) noch nicht ausreichend in ihre Minderungs- und Anpassungsziele integriert, beziehungsweise messen diesem Thema keine Bedeutung bei. Auch in den internationalen Klimaverhandlungen sind Frauen noch deutlich unterrepräsentiert. Auf der Weltklimakonferenz 2019 (COP 25) lag der Frauenanteil in den Gremien bei durchschnittlich 33 Prozent und damit sogar unter dem Niveau der Verhandlungen 2018.

Das Klimaabkommen von Paris (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) (2015) erkennt die Gleichberechtigung der Geschlechter und das Empowerment (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) von Frauen als grundlegende Prinzipien zur Bewältigung des Klimawandels an. Auch der Gender-Aktionsplan zur Klimarahmenkonvention (UNFCCC Gender Action Plan) zielt darauf ab, die Beteiligung von Frauen bei Klimaverhandlungen zu stärken und eine gendersensible Klimapolitik voranzubringen. Der Aktionsplan wurde 2017 verabschiedet und 2019 um fünf Jahre bis 2024 verlängert.

Deutsches Engagement Das Wirken von Frauen verstärken

Deutschland fördert in seinen Kooperationsländern Maßnahmen, die dazu dienen, das Potenzial von Frauen besser zu nutzen und ihnen einen besseren Zugang zu Informationen (und zum Beispiel auch zu Frühwarnsystemen) zu verschaffen.

 Überschwemmung in Mosambik, Frauen waten durch Wasser, dass einen Weg überflutet hat.
Überschwemmung in Mosambik

Die deutsche Entwicklungspolitik hat die Umsetzung gendersensibler Strategien zur Minderung von Treibhausgasemissionen, zur Anpassung an den Klimawandel und zum Umwelt- und Ressourcenschutz zum Ziel.

Das bedeutet, bestehende Ungleichheiten zu erkennen und diese durch Klimaschutzmaßnahmen nicht weiter zu vertiefen oder zu verschlimmern, geschlechtsspezifische Auswirkungen des Klimawandels zu berücksichtigen und das Wirken von Frauen als Triebkräfte des Wandels zu stärken.

Beispiele für das deutsche Engagement

Energising Development

Die Partnerschaft „Energising Development (Externer Link)“ (EnDev), die durch das BMZ und andere Geber unterstützt wird, baut lokale Märkte zur Verbreitung erneuerbarer Energien und effizienterer Technologien für Haushalte, soziale Einrichtungen und Unternehmen auf.

EnDev setzt sich auch für effizientes und klimafreundliches Kochen ein. Denn fast drei Milliarden Menschen sind beim Kochen und Heizen auf Holz, Holzkohle und Pflanzenreste angewiesen. Durch das Kochen auf verbesserten Herden werden deutlich weniger Brennstoffe verbraucht, gleichzeitig gelangen weniger gesundheitsschädliche Rußpartikel und andere Klimaschadstoffe in die Luft. Davon profitieren besonders Frauen und Mädchen, die häufig im Haushalt als Versorgerinnen agieren.

EnDev ist derzeit in 21 Partnerländern in Afrika, Asien und Lateinamerika aktiv. Bis Ende 2019 wurde die Energiesituation von 22,9 Millionen Menschen verbessert. Mehr als 40.500 Frauen und Männer haben außerdem eine Ausbildung in Handwerk oder Handel erhalten.