Straßenszene in der sudanesischen Hauptstadt Khartum
Urheberrecht© Jess, via flickr, CC BY-NC-SA 2.0
Sudan
Dem Sturz al-Baschirs waren 30 Jahre Diktatur, Bürgerkrieg und die Benachteiligung und Ausgrenzung weiter Teile der Bevölkerung vorausgegangen. Im Herbst 2019 nahm eine zivil-militärische Übergangsregierung ihre Arbeit auf. Sie sollte eine neue Verfassung erarbeiten, tiefgreifende politische und wirtschaftliche Reformen umsetzen sowie allgemeine und freie Wahlen vorbereiten.
Der eingeleitete Reformkurs wurde im Oktober 2021 durch die Machtübernahme des Militärs unter General Abdel Fattah Burhan gestoppt. Als Reaktion darauf kam es in weiten Teilen des Landes zu Demonstrationen, häufig mit gewalttätigen Zwischenfällen. Im Dezember 2022 wurden Eckpunkte für eine neue Übergangsphase vereinbart, die zu einer zivil geführten Übergangsregierung führen sollte.
Seit April 2023 kämpfen die sudanesische Armee (SAF) sowie mit der ihr verbündete Milizen gegen die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF). Beide Seiten versuchen, die Kontrolle über das Land zu erlangen. Am 26. Oktober 2025 hat die RSF die Stadt Al Fashir in Darfur eingenommen. Damit steht de-facto ganz Darfur im Westen des Landes unter der Kontrolle der RSF, während die SAF überwiegend Gebiete im Osten und Norden des Landes kontrolliert.
Beide Konfliktparteien missachten die Menschenrechte und verletzen das internationale Völkerrecht unter anderem durch die Bombardierung von Wohngebieten, Morde, Entführungen und sexualisierte Gewalt.
Bereits als Reaktion auf den Militärputsch vom Oktober 2021 setzte die Bundesregierung die direkte Zusammenarbeit mit der sudanesischen Regierung aus. Programme zur direkten Unterstützung der Bevölkerung werden, wo möglich, fortgeführt.
Humanitäre Situation
Frauen im Flüchtlingslager Gorom in Südsudan, in dem viele Geflüchtete aus Sudan untergekommen sind
Seit Ausbruch der Kämpfe im Frühjahr 2023 haben sich die Menschenrechtssituation und die wirtschaftliche, soziale und humanitäre Lage landesweit extrem verschlechtert.
Die Grundversorgung der Bevölkerung mit Wasser, Nahrungsmitteln, Medikamenten, Treibstoff und Strom ist vor allem im Westen des Landes extrem eingeschränkt. Das Gesundheitssystem steht vor dem Zusammenbruch, etwa 70 bis 80 Prozent der Gesundheitseinrichtungen sind dauerhaft geschlossen.
Die schweren Kämpfe haben bislang mehr als 11,7 Millionen Menschen dazu gezwungen ihr Zuhause zu verlassen. 7,2 Millionen von ihnen haben in anderen Regionen des Landes Schutz gesucht, die anderen sind in benachbarte Länder geflohen, vor allem nach Tschad, Südsudan und Ägypten (Zahlen des UNHCR, Stand: September 2025 (Externer Link)). Die Flüchtlingscamps sind überfüllt und es kommt dort immer häufiger zu Todesfällen durch Infektionskrankheiten wie Masern und Cholera.
25 Millionen Menschen - fast die Hälfte der Bevölkerung - leiden laut dem Welternährungsprogramm (Externer Link) (WFP (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) unter akuter Ernährungsunsicherheit. Humanitäre Organisationen warnen vor einer weiteren Verschärfung dieser Notlage in einem bislang ungekannten Ausmaß.
Von der dramatischen Situation besonders betroffen sind die rund 24 Millionen Kinder in Sudan. Laut Informationen des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) (Externer Link) benötigen mehr als 15 Millionen Kinder humanitäre Hilfe. Mehr als 3 Mio. Kinder unter 5 Jahren sind akut mangelernährt (Stand: Oktober 2025).
Besonders dramatisch ist die Lage in der von den RSF eingenommen Stadt Al Fashir in Norddarfur. Die Menschen sind bislang vollständig von Hilfslieferungen abgeschnitten.
Auf dem aktuellen Entwicklungsindex (Externer Link) der Vereinten Nationen (HDI) liegt Sudan auf Rang 176 von 193 Ländern. Auf dem Index (Externer Link) der fragilen Staaten (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) von 2024 der Nichtregierungsorganisation (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Fund for Peace steht Sudan auf dem zweiten von 179 Rängen.
Entwicklungspolitisches Engagement
Rückblick
Deutschland hatte die Entwicklungszusammenarbeit mit Sudan nach der Machtübernahme Omar al-Baschirs 1989 eingestellt. Nach dem Sturz des langjährigen Diktators im April 2019 engagierte sich Deutschland früh, um den demokratischen Wandel in Sudan zu unterstützen und nahm die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) wieder auf.
Im Juni 2020 organisierte Deutschland zur Unterstützung des Landes eine Sudan-Partnerschaftskonferenz. Sie hatte das Ziel, politische und finanzielle Hilfe während des Wandlungsprozesses im Land bereitzustellen. Insgesamt sagten die internationalen Partner Sudan 1,8 Milliarden US-Dollar zu.
Nach dem Militärputsch vom 25. Oktober 2021 setzte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die deutschen Maßnahmen zur Unterstützung des Wandels in Sudan aus. Programme zur direkten Unterstützung der Bevölkerung wurden, wo möglich, fortgeführt.
Im April 2023 ist die Situation erneut eskaliert. Die bewaffneten Kämpfe dauern seither an und fordern sehr viele Opfer. Aus Sicherheitsgründen und aufgrund des erschwerten Zugangs wurde das entwicklungspolitische Engagement Deutschlands angepasst und in stabilere Regionen Sudans verlagert. Die entwicklungspolitischen Maßnahmen werden ausschließlich über Nichtregierungsorganisationen, lokale Organisationen und die Vereinten Nationen umgesetzt.
Aktuelles deutsches Engagement für die Menschen in Sudan
Das BMZ unterstützt die sudanesische Bevölkerung dabei, sich unter schwierigsten Umständen selbst zu helfen. Ziel ist es, ihre Abhängigkeit von humanitärer Hilfe zu verringern, ihre Ernährungssicherheit und Widerstandsfähigkeit zu stärken und insbesondere die Gemeinden, die Binnenvertriebene aufnehmen, zu unterstützen.
Die Entwicklungszusammenarbeit schafft Strukturen, die über humanitäre Soforthilfe hinausgehen und längerfristige strukturelle Verbesserungen für die Menschen im Sudan ermöglichen.
Partner des BMZ sind neben den deutschen Durchführungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) vor allem das Kinderhilfswerk UNICEF, das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR), die Weltbank sowie internationale Nichtregierungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen).
Einige Beispiele:
- Im Osten des Sudans fördert das BMZ ein UNICEF-Vorhaben, das Bargeldleistungen für schwangere Frauen und junge Mütter mit Beratung und Gesundheitsdienstleistungen verbindet. Mit dem Projekt wurden bereits knapp 100.000 Frauen erreicht.
- In den südlichen Grenzregionen Südkordofan und Blauer Nil ermöglicht das BMZ gemeinsam mit UNICEF über 1 Mio. Menschen die Versorgung mit Basisdienstleistungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Wasser.
- In Darfur unterstützt das BMZ gemeinsam mit dem Kinderhilfswerk UNICEF und dem Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen dabei, den Zugang zu überlebenswichtiger Versorgung mit Trinkwasser und Gesundheitsdiensten zu verbessern. Seit 2021 haben konnten so mehr als eine Million Kinder und ihre Familien unterstützt werden.
- Gemeinsam mit dem Africa Enterprise Challenge Fund (AECF) fördert das BMZ Kleinst- und Kleinunternehmen in Sudan. Sie sichern Arbeitsplätze und tragen dazu bei, Wasser, Energie und Gesundheitsprodukte für die Bevölkerung bereitzustellen. Dutzende sudanesische Kleinst- Klein- und mittlere Unternehmen erhalten so Investitionszuschüsse und Beratungsleistungen. Dadurch werden nicht nur hunderte Arbeitsplätze gesichert, sondern auch der Zugang zu Dienstleistungen und Produkte für zehntausende Haushalte verbessert.
Das BMZ unterstützt auch die Nachbarländer des Sudans, insbesondere Ägypten, Tschad und Südsudan bei der Bewältigung der Folgen des fortdauernden Konflikts im Sudan.
Um das akute Leid der Menschen in Sudan zu lindern, engagiert sich Deutschland außerdem im Rahmen der humanitären Hilfe des Auswärtigen Amts (Externer Link). Dafür wurden allein 2025 rund 141 Millionen Euro aufgewendet, die den Menschen in Sudan und den Nachbarstaaten zugutekommen, die Hunderttausende geflüchtete Menschen aufgenommen haben.
Multilaterales Engagement im Bereich Bildung
Das BMZ ist der größte Geber des internationalen Bildungsfonds „Education Cannot Wait“ (ECW) und fördert im Rahmen dieses Fonds gemeinsam mit anderen Gebern ein mehrjähriges Programm zur Steigerung der Resilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) im Grundbildungsbereich, um krisenbetroffenen Kindern, das Lernen zu ermöglichen. Das Programm von den Kinderhilfswerken UNICEF und Save the Children umgesetzt wird.
Das Programm schafft sichere und inklusive Lernumgebungen für Kinder und Jugendliche und stellt psychosoziale Betreuung bereit. Als fünftgrößter Geber der „Global Partnership for Education“ (GPE) (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) finanziert Deutschland derzeit zudem ein neu geplantes Bildungsprogramm zur Verbesserung der Lernqualität maßgeblich mit. Damit wird vor allem die Fortbildung von Lehrkräften gefördert und Schulmaterial finanziert.
Multilaterales Engagement im Bereich Gesundheit
Gemeinsam mit anderen Gebern fördert das BMZ Programme der Impfallianz Gavi (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) in Sudan. Darüber hinaus leistet Deutschland Beiträge an den Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)), die Weltgesundheitsorganisation (WHO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)), die Internationale Familienplanungsföderation (IPPF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) und das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)), die auch Gesundheitsmaßnahmen in Sudan umsetzen.
Entwicklungspolitische Kennzahlen
- Sudan
- Deutschland
Allgemeine Informationen
Hinweise für die Nutzung
Klicken Sie sich durch die oben angeordneten verschiedenen Rubriken und finden Sie aktuelle Zahlen aus Sudan sowie – zum Vergleich – aus Deutschland.
Weitere Informationen zu den einzelnen Daten und die Quellenangabe können Sie mithilfe des i-Zeichens abrufen.
Gesamtbevölkerung
Erläuterung und Quellenangabe
Die Angabe zur Gesamtbevölkerung basiert auf der faktischen Definition von Bevölkerung, die alle Einwohnerinnen und Einwohner, die in einem Land ansässig sind, unabhängig von ihrem rechtlichen Status oder ihrer Staatsangehörigkeit umfasst. Die Zahlen geben die Schätzungen zur Jahresmitte wieder.
Quelle: Globale Entwicklungsdaten der Weltbank (Externer Link)
Fläche
Erläuterung und Quellenangabe
Gesamtfläche eines Landes (in Quadratkilometern) einschließlich der Gebiete unter Binnengewässern und einigen Küstenwasserstraßen.
Quelle: Globale Entwicklungsdaten der Weltbank (Externer Link)
Rang im HDI
Erläuterung und Quellenangabe
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) veröffentlicht jährlich einen Bericht über die menschliche Entwicklung. Der darin enthaltene Index der menschlichen Entwicklung (englisch: Human Development Index, HDI) erfasst die durchschnittlichen Werte eines Landes in grundlegenden Bereichen der menschlichen Entwicklung. Dazu gehören zum Beispiel die Lebenserwartung bei der Geburt, das Bildungsniveau sowie das Pro-Kopf-Einkommen. Aus einer großen Zahl solcher Einzelindikatoren wird eine Rangliste errechnet.
SDG-Trends für Sudan
- Auf Kurs oder Bewahrung
- Leichte Verbesserung
- Stillstand
- Abnehmend
- Informationen nicht verfügbar