Afrikanische Affenbrotbäume (Baobabs) in Madagaskar
Urheberrecht© Rod Waddington, via flickr, CC BY-SA 2.0
Madagaskar Naturparadies in schwieriger Lage
Doch die Bevölkerung Madagaskars sieht sich mit massiven Herausforderungen konfrontiert. Jahrzehntelange wirtschaftliche Probleme, Mängel in der Regierungsführung und eine weit verbreitete Korruption haben zu einer teils katastrophalen Lage geführt. Der Staat gehört heute zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt, mehr als drei Viertel der Bevölkerung leben in extremer Armut.
Das Naturparadies ist durch menschliche Eingriffe bereits zu großen Teilen zerstört. War die Insel ursprünglich fast komplett bewaldet, ist inzwischen nur noch ein Bruchteil des Regenwalds erhalten.
Das Land ist zudem besonders anfällig gegenüber Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen, Überschwemmungen und Dürren. Sie führen häufig zu Ernteausfällen und erheblichen Schäden an der Infrastruktur und bedrohen damit die Existenzgrundlagen der Bevölkerung.
Hungerkrise im Süden
Der Süden Madagaskars befindet sich derzeit in einer schweren Hungerkrise – der ersten weltweit, die laut den Vereinten Nationen eindeutig auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Die schlimmste Dürre seit 40 Jahren führt zu Ernteausfällen, Staubstürmen und Versandung. Die Region ist die ärmste und am wenigsten entwickelte des Landes. Die Folgen der Corona-Pandemie verschärfen die Lage zusätzlich, da die Nahrungsmittelpreise stark gestiegen sind und sich gleichzeitig die Beschäftigungsmöglichkeiten deutlich verschlechtert haben. Hinzu kommt der Ausbruch einer Heuschreckenplage.
Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) sind Ende 2021 etwa 1,31 Millionen Menschen in Madagaskar von Nahrungsmittelunsicherheit und Mangelernährung betroffen und auf humanitäre Hilfe angewiesen. Etwa 28.000 befinden sich in akuter Hungersnot.
Familien leiden und Menschen sterben bereits an Hunger. Das ist nicht auf Krieg oder Konflikte zurückzuführen, sondern auf den Klimawandel. Dies ist eine Region der Welt, die nichts zum Klimawandel beigetragen hat, aber jetzt sind sie diejenigen, die den höchsten Preis zahlen.
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Madagaskar
Deutschland unterstützt die Anstrengungen der Bevölkerung Madagaskars, vorhandene Entwicklungspotenziale zu nutzen. Die Entwicklungszusammenarbeit mit Madagaskar begann 1962. Als Reaktion auf einen Putsch im Jahr 2009 stellte Deutschland – so wie die Europäische Union und alle EU-Mitgliedsstaaten – die Kooperation auf Regierungsebene ein. Das deutsche Engagement beschränkte sich danach auf Projekte, die der Bevölkerung unmittelbar zugutekamen.
Nach der Rückkehr zu demokratischen Verhältnissen hob die EU die Beschränkungen 2014 auf. Deutschland nahm daraufhin die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit wieder auf. 2020 sagte Deutschland dem Partnerland Mittel in Höhe von rund 48 Millionen Euro zu. Im Dezember 2021 fanden die ersten bilateralen Regierungsverhandlungen seit 2007 statt.
In Reaktion auf die aktuelle Hungerkrise hat das Auswärtige Amt Mittel der humanitären Hilfe (Externer Link) bereitgestellt. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat sein Engagement im Süden ausgeweitet, um die Resilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) der betroffenen Gemeinden zu stärken und an den strukturellen Ursachen der Krise anzusetzen.
Das BMZ hat dazu drei Millionen Euro für die Arbeit des Welternährungsprogramms in Madagaskar bereitgestellt. Mit den Mitteln sollen unter anderem Schulspeisungen für mehr als 120.000 Grundschulkinder finanziert werden. Außerdem wurden zusätzliche 5,8 Millionen Euro für ein Vorhaben zur Anpassung landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) an den Klimawandel bereitgestellt. Unter anderem wird ein Hilfsfonds für Ernteausfälle unterstützt und es werden neue Einkommensperspektiven geschaffen.
Kernthemen der Zusammenarbeit
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Madagaskar konzentriert sich auf folgende Kernthemen:
- Schutz unserer Lebensgrundlagen – Umwelt und natürliche Ressourcen
Aktionsfelder: Biodiversität und Waldschutz - Leben ohne Hunger
Aktionsfelder: Ernährungssicherheit und Landwirtschaft - Verantwortung für unseren Planeten – Klima und Energie
Aktionsfeld: Erneuerbare Energie und Energieeffizienz
Darüber hinaus unterstützt das BMZ den Bereich Gute Regierungsführung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Unter anderem werden Vorhaben zur armutsorientierten Kommunalentwicklung gefördert, die auf eine stärkere Dezentralisierung, die Erhöhung der kommunalen Eigeneinnahmen, den Ausbau der lokalen Infrastruktur und die Korruptionsbekämpfung abzielen.