Reagenzien zum Nachweis von Chikungunya-Viren mit einer molekularbiologischen Untersuchungstechnik (Polymerase-Kettenreaktion, PCR)
Urheberrecht© GIZ/Sandra Voglreiter
Gesundheitssicherheit Pandemieprävention und -reaktion – eine Aufgabe für die Staatengemeinschaft
Die Gesundheit ist einer Reihe von natürlichen und menschlich verursachten Gefahren ausgesetzt. Dazu zählen zum Beispiel Naturkatastrophen, die Folgen des Klimawandels, Umweltverschmutzung oder auch Chemie- und Nuklearunfälle sowie teils neu aufkommende übertragbare Krankheiten, die sich zu Epidemien oder sogar zu weltweit auftretenden Pandemien entwickeln können. Maßnahmen zum Schutz hiervor werden unter dem Begriff der „Gesundheitssicherheit“ zusammengefasst.
Wie wichtig es ist, Infektionskrankheiten vorzubeugen und effektiv auf Krankheitsausbrüche zu reagieren, hat die Covid-19-Pandemie gezeigt. Mit Blick auf die Vielzahl von bekannten und unbekannten Infektionserregern mit pandemischem Potenzial setzt sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) dafür ein, die Pandemieprävention weltweit deutlich zu stärken.
Internationale Gesundheitsvorschriften der WHO
Um der Ausbreitung von akuten Gesundheitsgefahren vorzubeugen, sie zu überwachen und zu bekämpfen, haben die Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) 2005 die Internationalen Gesundheitsvorschriften (Externer Link) (IGV) verabschiedet. 2007 traten sie weltweit in Kraft, sie sind für 196 Staaten rechtlich bindend.
Die IGV gelten für alle Ereignisse, die eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen. Sie regeln, wann und wie Krankheitsausbrüche an die WHO gemeldet werden und welche Maßnahmen zur Überwachung und Eindämmung die Länder ergreifen müssen. Sie definieren auch die Kriterien für die Ausrufung einer „gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite“ (Public Health Emergency of International Concern, PHEIC).
Angesichts der zahlreichen Gesundheitskrisen der vergangenen Jahre (Covid-19-Pandemie, Ebola-Epidemien, Ausbreitung von Mpox) beschlossen die WHO-Mitgliedsstaaten 2022, die IGV zu überarbeiten. Die Änderungen wurden im Juni 2024 auf der Weltgesundheitsversammlung beschlossen. Unter anderem wurde die neue Warnstufe eines „pandemischen Notfalls“ eingeführt. Aufgenommen wurde auch die Verpflichtung zu Solidarität und Gerechtigkeit, die insbesondere Entwicklungsländern einen besseren Zugang zu medizinischen Produkten und finanziellen Mitteln zur Pandemievorsorge und -bekämpfung eröffnen soll.
Die Staaten sollen künftig mehr Unterstützung bei der Untersuchung unklarer Krankheitsausbrüche erhalten. Auch soll die Veröffentlichung von Informationen über Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit durch die WHO vereinfacht werden. Ein neu eingerichtetes Komitee soll dafür sorgen, dass die Gesundheitsvorschriften konsequenter umgesetzt werden.
Internationales Pandemieabkommen
Im April 2025 haben sich die WHO-Mitgliedsstaaten nach mehr als dreijährigen Verhandlungen auf ein internationales Pandemieabkommen geeinigt. Das Abkommen wird nach seiner Ratifizierung durch mindestens 60 Mitgliedsstaaten in Kraft treten. Es enthält klare Regelungen im Bereich der Pandemieprävention und -reaktion und kann somit als Handlungsleitfaden für die Mitgliedsstaaten vor und während eines Pandemiefalls dienen. Das Abkommen regelt unter anderem auch, welche Daten geteilt werden müssen und welche gemeinsamen Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft notwendig sind, um (drohende) Pandemien erfolgreich abzuwenden oder zu bekämpfen.
Die Europäische Union zählt zu den Initiatoren des Abkommens, Deutschland war aktiv an den Verhandlungen beteiligt.
Das Engagement des BMZ zur Pandemievorsorge und -bekämpfung
- Fonds für Pandemievorsorge:
Das BMZ beteiligt sich seit seiner Gründung im Jahr 2022 aktiv am Pandemic Fund. Der Fonds soll dafür sorgen, dass die Weltgemeinschaft besser auf künftige Infektionsausbrüche vorbereitet ist, sie früher erkennt und schneller und wirksamer reagiert – damit Pandemien bestenfalls gar nicht erst entstehen. - Impfstoffe produzieren und gerecht verteilen:
Um die Versorgungssicherheit zu erhöhen, fördert das BMZ den Aufbau einer regionalen Impfstoff- und Pharmaproduktion in Afrika. Dabei geht es insbesondere um die Stärkung von Regulierungsbehörden, den Ausbau von Infrastruktur und die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Außerdem unterstützt das BMZ ein Programm der Impfallianz Gavi (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), das auch 2025 den Fortschritt der Immunisierungen in Entwicklungsländern fördert. - Verankerung des One-Health-Ansatzes:
Sowohl in der Zusammenarbeit mit den Partnerländern als auch in hochrangigen internationalen Prozessen und Verhandlungen setzt sich das BMZ dafür ein, die Wechselwirkungen zwischen der Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen zu berücksichtigen. Mehr Informationen zum One-Health-Ansatz in der Entwicklungszusammenarbeit finden Sie hier. - Kurzfristige Unterstützung:
Die Schnell Einsetzbare Expert*innengruppe Gesundheit (SEEG) unterstützt Partnerländer dabei, frühzeitig auf Ausbrüche von Infektionskrankheiten zu reagieren und einer Ausbreitung vorzubeugen. - Digitale Technologien nutzen:
Das BMZ fördert digitale Ansätze zur datenbasierten Früherkennung und Echtzeitüberwachung von Infektionskrankheiten. Digitale Technologien helfen auch dabei, alle anfallenden Aufgaben bei Krankheitsausbrüchen strukturiert und effektiv zu bewältigen (siehe auch: Thema Digitale Gesundheit). - Gesundheitssysteme stärken:
Das BMZ unterstützt Partnerländer dabei, leistungsfähige Systeme zur flächendeckenden Gesundheitsversorgung der Bevölkerung aufzubauen, Finanzierungsmodelle zu entwickeln und Fachkräfte aus- und fortzubilden. Mehr dazu lesen Sie hier.
Unterstützung für den internationalen Pandemiefonds (Pandemic Fund)
Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie wurde 2022 der Pandemiefonds (Pandemic Fund (Externer Link)) gegründet. Sein Ziel ist es, Lücken in der globalen Pandemievorsorge zu schließen. Er soll Ländern und Regionen des Globalen Südens (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) finanzielle Anreize bieten, Labore besser auszustatten, Frühwarn- und Überwachungssysteme für Infektionen auf- und auszubauen sowie medizinisches Personal auszubilden. Dabei werden Parallelstrukturen vermieden: Statt eigener Programme finanziert der Pandemiefonds die Zusatzkosten, die durch die Einbindung der Pandemievorsorge in laufende Programme anderer Organisationen entstehen (zum Beispiel bei der WHO, UNICEF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), der Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) oder der Impfallianz Gavi).
Deutschland gehört zu den Gründungsmitgliedern des Pandemiefonds und ist mit einer Zusage von 169 Millionen Euro drittgrößter Geber nach den USA und der Europäischen Union. Bislang haben 27 Staaten und private Geber rund zwei Milliarden US-Dollar verbindlich zugesagt (Stand Februar 2025). Erstmals bei einem Fonds dieser Art zahlen auch einige Schwellenländer (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) ein. In den kommenden Jahren ist der Pandemiefonds auf weitere Mittel angewiesen.
Förderung der Impfstoff- und Pharmaproduktion in Afrika
Nur etwa ein Prozent der in Afrika verwendeten Impfstoffe wird auf dem Kontinent selbst hergestellt. Diese geringe Eigenproduktion hat zu einer starken Abhängigkeit von globalen Lieferketten geführt – mit einem deutlich schlechteren Zugang zu Impfstoffen zu Beginn der Covid-19-Pandemie als Folge.
Eine wichtige Maßnahme, um die Versorgungssicherheit in zukünftigen Pandemien zu verbessern, besteht daher im Aufbau einer Impfstoff- und Pharmaproduktion in afrikanischen Ländern. Die Afrikanische Union (AU (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2040 60 Prozent der in Afrika benötigten Impfstoffe auf dem Kontinent herzustellen.
Deutschland leistet einen erheblichen Beitrag zur Verwirklichung dieses Ziels. Seit 2021 wurden mehr als 700 Millionen Euro in verschiedene Projekte investiert, insbesondere in Ghana, Ruanda, Senegal und Südafrika. Diese Summe beinhaltet neben den Beiträgen des BMZ auch Beiträge des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Der deutsche Beitrag ist Teil der Team-Europe (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Initiative „Manufacturing and Access to Vaccines, Medicines and Health Technologies in Africa“ (MAV+ (Externer Link)), die insgesamt 1,9 Milliarden Euro umfasst.
Auch Partnerschaften mit der Gesundheitswirtschaft sind dabei essenziell. Die Innovationskraft der deutschen Gesundheitswirtschaft ist eine wertvolle Ressource für Deutschlands Partnerländer und es gibt viel Potenzial für eine noch engere Zusammenarbeit. Die Programme des BMZ zur Zusammenarbeit mit der Wirtschaft treten seit 2024 unter einer gemeinsamen Marke auf: Partners in Transformation. Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Gesundheitssektor diskutiert das BMZ mit interessierten Unternehmen und Verbänden regelmäßig im „Round Table Access to and Production of Health Technologies in Africa“.
Round Table Access to and Production of Health Technologies in Africa
Der „Round Table Access to and Production of Health Technologies in Africa“ ist das Forum des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für politischen Austausch mit der deutschen und internationalen Gesundheitsindustrie zu Fragen von Produktion und Zugang zu Gesundheitsprodukten in Afrika.
Der Runde Tisch vernetzt Unternehmen mit dem BMZ und den Durchführungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Er zeigt Möglichkeiten und Anknüpfungspunkte für weitergehende technisch-strategische Kooperationen auf, um Partnerschaften auf- und auszubauen. Der Runde Tisch wurde 2021 im Kontext der Covid-19 Pandemie ins Leben gerufen. Er findet seitdem etwa zwei Mal im Jahr statt und widmet sich stets neuen Fokusthemen wie Fachkräfteausbildung, Forschungspartnerschaften oder regulatorischen Rahmenbedingungen.
Derartige Partnerschaften sind essenziell, besonders in Afrika, wo die deutsche Entwicklungszusammenarbeit Gesundheitssysteme durch technische (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und finanzielle (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Zusammenarbeit stärkt. Viele Schwerpunkte dieser Zusammenarbeit spiegeln sich in den Kooperationen mit der Gesundheitswirtschaft wider. Sie umfassen Bereiche wie die Verbesserung des Einsatzes von Fachkräften, den Ausbau der regionalen Impfstoff- und Pharmaproduktion für besseren Zugang zu Medikamenten und Impfstoffen sowie den Ausbau von Gesundheitsdienstleistungen.
Deutschland trägt aktiv zur Verbesserung der weltweiten medizinischen Versorgung bei und lädt zur Teilnahme am Runden Tisch ein. Interessierte Unternehmen und Verbände können sich unter a2m@giz.de (Externer Link) anmelden und erhalten eine Einladung zur nächsten Veranstaltung.
Die Schnell Einsetzbare Expertinnen- und Expertengruppe Gesundheit (SEEG)
Mit der Schnell Einsetzbaren Expertinnen- und Expertengruppe Gesundheit (SEEG) unterstützt Deutschland Partnerländer dabei, sich auf mögliche Krankheitsausbrüche besser vorzubereiten oder diese frühzeitig zu erkennen und einzudämmen. Eingerichtet wurde sie 2015 als Reaktion auf einen Ebolafieber-Ausbruch in Westafrika.
Im Sinne des One-Health-Ansatzes arbeiten in der SEEG Expertinnen und Experten des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Friedrich-Loeffler-Instituts, des Robert Koch-Instituts sowie der GIZ zusammen. Sie bilden lokale Gesundheitsfachkräfte fort, sind bei der Beschaffung von Labormaterial behilflich und beraten Regierungen zum Umgang mit Krankheitsausbrüchen und zur Umsetzung internationaler Gesundheitsvorschriften.
Auslöser für einen SEEG-Einsatz ist eine Unterstützungsanfrage aus dem jeweiligen Land oder von der WHO. Angepasst an den Bedarf und die Rahmenbedingungen vor Ort werden die Teams individuell zusammengestellt. Auftraggeber ist das BMZ in Kooperation mit dem Bundesgesundheitsministerium und dem Bundeslandwirtschaftsministerium.
Die SEEG hat seit ihrer Gründung 65 Einsätze in mehr als 40 Ländern in Afrika, Asien, Europa sowie Mittel- und Südamerika ausgeführt (Stand: September 2024).
Stand: 19.06.2025