Aufnahmen aus einem Computertomografen

Digitale Gesundheit Bessere Gesundheitsversorgung durch Digitalisierung

Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), inklusive der Nutzung künstlicher Intelligenz (KI), sind inzwischen wichtige Instrumente für das Gesundheitswesen.

Begriffsbestimmung

„Digitale Gesundheit“ ist ein Sammelbegriff für die vielfältigen Anwendungen von digitalen Technologien im Gesundheitswesen. Der Begriff umfasst Kenntnisse, Strategien und Methoden, die die Effizienz, Qualität, Sicherheit und Zugänglichkeit von Gesundheitssystemen verbessern. Digitale Gesundheit umfasst nicht nur organisatorische Aspekte, sie trägt auch zur Verbesserung der individuellen und der allgemeinen Gesundheit bei.

Der Begriff ist damit breiter gefasst als die ebenfalls gebräuchlichen Begriffe „E-Health“ (Electronic Health) und Telemedizin, die sich stärker auf die technischen Möglichkeiten von Informations- und Kommunikationstechnologien beziehen.

Für Länder mit mittlerem und niedrigem Einkommen bietet der Einsatz von IKT eine große Chance, eine qualitativ hochwertige und gleichzeitig effiziente Gesundheitsversorgung für alle Bevölkerungsgruppen sicherzustellen. Digitalisierung kann maßgeblich zum international vereinbarten Ziel einer allgemeinen Gesundheitsversorgung beitragen.

Die Potenziale der „digitalen Gesundheit“ sind enorm und wirken sich auf fast alle Arbeitsfelder des Gesundheitswesens aus. Zum Beispiel ermöglichen mobile digitale Anwendungen den ortsunabhängigen Zugang zu medizinischen Diensten. KI-gestützte Management- und Informationssysteme erleichtern die Verwaltung von Gesundheitseinrichtungen und Krankenversicherungen. Digitale Anwendungen können die Verteilung von lebenswichtigen Medikamenten und Impfstoffen optimieren, Ausbrüche von Infektionskrankheiten wie Ebola überwachen, den Einsatz von Pflegepersonal planen und Medikationspläne erstellen. Zudem helfen Videosprechstunden und elektronische Patientenakten, die medizinische Versorgung auch in abgelegenen Gebieten zugänglich und effizienter zu gestalten.


Anwendungsbereiche

Operationsroboter
Operationsroboter

Unter Telemedizin versteht man Gesundheitsdienstleistungen, die unter Nutzung von Telekommunikation erbracht werden. Beispiele sind die Ferndiagnose, die psychiatrische Beratung über eine gesicherte Internetverbindung oder auch die Fernsteuerung von Operationsrobotern.

Mithilfe der Telemedizin können medizinische Fachkräfte verschiedener Einrichtungen effektiv Informationen austauschen. Auf diese Weise erhält das Gesundheitspersonal Zugang zu Fachwissen und Expertenunterstützung, wodurch Diagnose- und Behandlungsfehler vermieden werden.

Ein einfaches Telemedizin-System besteht zum Beispiel darin, Befunde per E-Mail an Fachärztinnen oder -ärzte zu senden, die dann auf dem gleichen Weg ihre Diagnose sowie Empfehlungen für die Therapie zurücksenden können. Auf diese Weise kann auch hochspezialisiertes Fachwissen kleine Gesundheitseinrichtungen in abgelegenen Gebieten erreichen.

Das Potenzial von Telemedizin kann besonders gut in Ländern genutzt werden, in denen es an Spezialistinnen und Spezialisten mangelt und in denen große räumliche Distanzen, Infrastrukturprobleme und andere Barrieren die Gesundheitsversorgung erschweren.

Zur Telemedizin zählen auch Informationsportale im Internet, die der Gesundheitsförderung und der Information der Bevölkerung dienen. Sie können mit Chat- oder E-Mail-Funktionen verbunden sein, um Fragen an medizinisches Fachpersonal zu stellen. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von elektronischen Lesegeräten (E-Readern) in Gesundheitseinrichtungen, über die zum Beispiel medizinische Nachschlagewerke oder aktuelle Fachzeitschriften für das Personal bereitgestellt werden.

In Entwicklungs- und Schwellenländern (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) gibt es deutlich mehr Mobiltelefone als Festnetzanschlüsse. So besaßen 2023 nach Angaben der Internationalen Fernmeldeunion (International Telecommunication Union, ITU) fast zwei Drittel der afrikanischen Bevölkerung im Alter von über zehn Jahren ein Mobiltelefon.

Mobiltelefone können für die Gesundheitsversorgung genutzt werden – zum Beispiel, um Patientinnen und Patienten per Kurznachricht an Arzttermine oder an die regelmäßige Einnahme von Medikamenten zu erinnern. Über die Geräte können auch gesundheitsbezogene Informationen verbreitet, Geburten und Sterbefälle registriert und Krankheitsverläufe überwacht werden.

Mit der zunehmenden Verbreitung von internetfähigen Smartphones wächst die Zahl der möglichen gesundheitsspezifischen Anwendungen. So gibt es zum Beispiel Apps, die Frauen und Mädchen Informationen über die Menstruation, Verhütungsmöglichkeiten, den Verlauf einer Schwangerschaft und zur Kindesentwicklung bereitstellen.

Schülerinnen und Schüler in Kigali, Ruanda
Schülerinnen und Schüler in Kigali, Ruanda

Die Entwicklung und Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) kann weltweit dabei helfen, eine universelle Gesundheitsversorgung für alle Menschen sicherzustellen.

In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen kann KI die Effizienz und den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen verbessern. KI-basierte Verwaltungssysteme können die Kosten im Gesundheitswesen senken. Außerdem lässt sich KI zur Sammlung und Analyse von Gesundheitsdaten nutzen. So wird es beispielsweise möglich, die Ausbreitung von Infektionskrankheiten frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren.

Der Einsatz von KI erfordert jedoch neue Rahmenbedingungen. Dazu gehören zum Beispiel der Aufbau der notwendigen digitalen Infrastruktur und eine angemessene Regulierung für eine sichere Anwendung von KI. Denn die besonders sensiblen Gesundheitsdaten müssen geschützt werden und die eingesetzte KI darf keine diskriminierenden Empfehlungen liefern. Das BMZ setzt sich für eine menschenzentrierte und verantwortungsvolle Anwendung von KI im Gesundheitsbereich ein.

Im digitalen Zeitalter sind Daten, auch Gesundheitsdaten, von unschätzbarem Wert. Sie bilden zum Beispiel die Grundlage dafür, mobile Anwendungen oder KI-Modelle zu entwickeln und zu trainieren, aber auch um verschiedene Aspekte der Gesundheit zu verbessern. Um das volle Potenzial von Gesundheitsdaten auszuschöpfen, ist ein effizienter Datenaustausch und die nahtlose Vernetzung zwischen verschiedenen digitalen Systemen (Interoperabilität) entscheidend – etwa die Verknüpfung von Gesundheits-Apps mit elektronischen Patientenakten in Krankenhäusern.

Doch die Entwicklung solcher Anwendungen birgt Risiken, besonders für schutzbedürftige Gruppen. Deshalb ist eine Regulierung und Verwaltung von Gesundheitsdaten notwendig. Es muss sichergestellt werden, dass der Schutz des Einzelnen und das Wohl der Gemeinschaft gewährleistet sind und Missbrauch vorgebeugt wird.

Angesichts des großen Personalmangels im Gesundheitswesen in vielen Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen müssen dringend Gesundheitsfachkräfte aus- und weitergebildet werden. Die vorhandenen Ausbildungseinrichtungen und die Anzahl an qualifizierten Lehrkräften reichen hierfür oft nicht aus. Digitale Aus- und Weiterbildungsangebote können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Qualifikation des Personals und damit auch die Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern.

E-Learning-Angebote und Online-Fortbildungen ermöglichen zeitliche und räumliche Flexibilität. Dies macht auch berufsbegleitendes Training von Gesundheitsfachkräften möglich – sie können sich weiterbilden, ohne dass es zu Einschränkungen in der Patientenversorgung kommt. Solche Angebote sind zudem sehr kostengünstig,

Herausforderungen

  • Defizite bei der digitalen Infrastruktur, etwa bei der Stromversorgung und Internetanbindung, sowie bei Hardware wie Computern und Videokonferenztechnik
  • Fehlende oder mangelhafte Regulierung und Verwaltung zum Schutz sensibler Gesundheitsdaten, zum Beispiel durch eine unzureichende Gesetzeslage oder nicht ausreichende Systempflege (dadurch steigt zum Beispiel das Risiko von Computerviren)
  • Mangel an ausgebildeten IT-Spezialistinnen und -Spezialisten, insbesondere im öffentlichen Sektor
  • Unzureichende Kenntnisse im Umgang mit digitalen Anwendungen bei Gesundheitspersonal, Patientinnen und Patienten sowie in Politik und Verwaltung
  • Unterfinanzierung der Gesundheitssysteme: Die Nachhaltigkeit der Investitionen in digitale Anwendungen ist gefährdet, wenn Betriebs- und Folgekosten für Hard- und Software sowie Trainingsmaßnahmen nicht langfristig gesichert sind.
  • Risiko einer steigenden Ungerechtigkeit im Gesundheitswesen: Die Bevölkerungsgruppen, die am meisten von digitalen Anwendungen profitieren könnten, haben häufig den schlechtesten Zugang zu entsprechenden Technologien und den erforderlichen Bildungsangeboten.

Deutsches Engagement

Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) sieht Potenziale in der Zusammenarbeit mit der Digital- und der Gesundheitswirtschaft, um eine universelle Gesundheitsversorgung zu erreichen. Thematische Anknüpfungspunkte an die Entwicklungszusammenarbeit bestehen vor allem in den Bereichen Gesundheitsinformationssysteme, Fortbildung des Gesundheitspersonals, Krankenhausmanagement sowie bei der Politikberatung (etwa bei der Entwicklung und Umsetzung von Strategien und rechtlichen Vorgaben im Bereich digitale Gesundheit).

Entscheidend ist, Technologien und Inhalte so auszuwählen, dass sie dem Bedarf der Zielgruppen gerecht werden. Auch müssen die Lösungen zu den Rahmenbedingungen des jeweiligen Landes passen, einschließlich der vorhandenen Infrastruktur.

Um die digitale Transformation nachhaltig und zugänglich zu gestalten, fördert das BMZ lizenzfreie Lösungen. Dabei müssen auch langfristige Folgekosten, etwa für Systempflege und Software-Updates, berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere für Anwendungen, die von Unternehmen aus Industrieländern zunächst kostengünstig angeboten werden. Insellösungen, die zum Beispiel technisch nicht kompatibel mit vorhandenen Systemen sind, müssen vermieden werden. Einen allgemeinen Orientierungsrahmen bieten hierbei die Prinzipien für Investitionen in digitale Gesundheit (Externer Link), die von Deutschland mitentwickelt wurden.

Beispiele aus der Praxis

Stand: 11.06.2025