Istanbul bei Nacht
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Türkei Herausforderung Flucht gemeinsam meistern
Aktuelle Hinweise zu den schweren Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion: Deutschland und Europa helfen den Menschen vor Ort
Die schweren Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion haben tausende Tote und zehntausende Verletzte gefordert. Wie Deutschland den Menschen vor Ort hilft, erfahren Sie hier (Externer Link).
Wie Sie jetzt ganz akut helfen können, erfahren Sie auf der Seite von Engagement Global (Externer Link). Das BMZ unterstützt über Engagement Global Einzelpersonen, Zivilgesellschaft, Kommunen, Schulen, Wirtschaft und Stiftungen dabei, sich entwicklungspolitisch zu engagieren.
Engagement des Entwicklungsministeriums (BMZ) für die vom Erdbeben betroffenen Menschen in der Region
Das Entwicklungsministerium (BMZ) hilft den vom Erdbeben betroffenen Menschen in der Region. Bereits seit Beginn der Krise in Syrien unterstützt das BMZ die vom Konflikt betroffenen Menschen in erheblichem Umfang. Auch in der besonders stark vom Erdbeben betroffenen Region im Süden der Türkei und in Nordsyrien finanziert das BMZ Projekte, die Menschen, die vor dem Krieg in Syrien in andere Landesteile oder in die Türkei geflohen sind, sowie den aufnehmenden Gemeinden zugutekommen.
In diesem Rahmen hat das BMZ bereits in den ersten Tagen nach dem Erdbeben in Abstimmung mit den Partnern vor Ort rund sieben Millionen Euro aus laufenden Projekten für akute Hilfsmaßnahmen bereitgestellt. Ziel dieser Maßnahmen ist die Unterstützung bei der Wiederherstellung der Basisversorgung der Menschen in der Region. Diese akuten Hilfsmaßnahmen beinhalten: die Beschaffung von Hilfsgütern (Medikamente, Heizgeräte, Kocher, Feldbetten, Treibstoff und anderes), die Unterstützung von Rettungsteams, den Kauf von Sachgütern für Schulen, die derzeit als Notunterkünfte dienen, und die Bereitstellung von psychologischen Ersthilfeteams. Auch werden 14 Suppenküchen weiterbetrieben sowie Bargeldtransfers für Kleinstunternehmen und besonders bedürftige Menschen bereitgestellt, damit sie die akute Notlage überbrücken können.
Gleichzeitig prüft das BMZ mit den zivilgesellschaftlichen und multilateralen Partnern vor Ort sowie den in der Erdbebenregion mit Projekten vertretenen entwicklungspolitischen Durchführungsorganisationen, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der KfW Entwicklungsbank, wie im Rahmen dieses Engagements an die humanitäre Hilfe anknüpfende Unterstützung für die von den Folgen des Erdbebens betroffenen Menschen geleistet werden kann. Das betrifft zum Beispiel die Reparatur von zerstörten Wasserleitungen, Krankenhäusern und Schulen.
Die Türkei ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Europa und Asien sowie zur islamischen Welt. Sie zählt zu den Schwellenländern (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), deren Wirtschaft sich in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelt hat. Geopolitisch spielt die Türkei eine wichtige Rolle, da sie an mehrere Regionen grenzt, die immer wieder Spannungen ausgesetzt sind: den Balkan, die Kaukasus-Region sowie den Nahen und Mittleren Osten.
Die deutsche entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit der Türkei begann im Jahr 1958 und wurde 2008 mit einer letzten Zusage abgeschlossen.
Aktuell unterstützt Deutschland das Land bei der Versorgung der Menschen, die vor dem Krieg in Syrien in die Türkei geflohen sind.
Eine Wiederaufnahme der regulären bilateralen Entwicklungszusammenarbeit ist nicht vorgesehen.
Deutsches Engagement Bildung und Beschäftigung
Die Bundesregierung hat die Türkei angesichts der Herausforderungen bei der Aufnahme der syrischen Flüchtlinge seit 2015 mit rund 834 Millionen Euro unterstützt. Davon entfallen rund 217 Millionen Euro auf die humanitäre Hilfe des Auswärtigen Amts. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat seit 2015 etwa 617 Millionen Euro für strukturbildende Maßnahmen zur Unterstützung der syrischen Flüchtlinge und türkische aufnehmende Gemeinden zur Verfügung gestellt.
Lehrerin und Schüler der UNICEF-Schule in Adana
Schulangebote und berufliche Bildung
Das Engagement des BMZ konzentriert sich auf die Unterstützung der Flüchtlinge und der aufnehmenden Gemeinden in den Bereichen Schulbildung, berufliche Ausbildung, Beschäftigungsförderung sowie sozialer Zusammenhalt: Durch Schulangebote soll eine „verlorene Generation“ an syrischen Flüchtlingskindern verhindert werden, die nur Krieg kennt und mangels Bildung keine positiven Lebensperspektiven entwickeln kann. Außerdem soll einer möglichen Radikalisierung von Jugendlichen vorgebeugt werden.
Gewaltprävention und sozialer Austausch sind ein Querschnittsanliegen der BMZ-Vorhaben. Dadurch, dass von den Maßnahmen immer sowohl Flüchtlinge als auch türkische Aufnahmegemeinden profitieren, wird der Austausch zwischen den Gruppen gestärkt und Missgunst vorgebeugt.
Berufsbildung und Maßnahmen zur beruflichen Qualifizierung sind der Grundstein für den Einstieg ins Berufsleben und ein selbstständiges Leben unabhängig von fremder Hilfe. Im Rahmen der Beschäftigungsinitiative Nahost werden seit Mitte 2016 kurzfristige und langfriste Beschäftigungsverhältnisse geschaffen, damit Familien sich selbst versorgen können und eine Bleibeperspektive haben. Ein wichtiger Partner bei der Umsetzung ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF).
Job-Offensive
Die von Deutschland unterstützten Maßnahmen zur Beschäftigungsförderung richten sich sowohl an Flüchtlinge als auch an Einheimische, die aufgrund des Flüchtlingszustroms Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben. Sie können ein schnell verfügbares Einkommen erzielen, indem sie im Rahmen sogenannter Cash-for-Work-Maßnahmen leichte Tätigkeiten in ihrer Gemeinde übernehmen, etwa Handwerksarbeiten, Aufgaben in der Abfallentsorgung oder bei der Instandhaltung von öffentlichen Gebäuden und Grünflächen. Außerdem werden Löhne finanziert, vor allem für zusätzliches Lehrpersonal.
Durch Beschäftigungsförderung sind im Jahr 2020 rund 21.000 Beschäftigungen (seit 2016 insgesamt 97.570) entstanden und der Schulunterricht für fast 350.000 Kinder wurde sichergestellt.
Europäisches Engagement
Die bilaterale Zusammenarbeit Deutschlands mit der Türkei erfolgt zusätzlich zum europäischen Engagement im Rahmen des EU-Türkei-Aktionsplans vom November 2015 und der EU-Türkei-Erklärung vom März 2016. Die Vorhaben werden eng abgestimmt, um Doppelstrukturen zu vermeiden und einen Mehrwert zu erzeugen.
Die Bundesrepublik beteiligt sich finanziell an der EU-Fazilität für Flüchtlinge in der Türkei und ist Mitglied in der Koordinierungsgruppe zur Umsetzung der Vereinbarungen zwischen der Europäischen Union und der Türkei.