Cash-for-Work-Projekt in der Region Kurdistan-Irak

Cash for Work Die Beschäftigungsoffensive Nahost

Mehr als sechs Millionen Syrerinnen und Syrer waren bis Ende 2024 vor dem Krieg in ihrem Land geflüchtet – die meisten von ihnen in die Nachbarländer Türkei, Libanon und Jordanien. Für die Aufnahmeländer ist der Zuzug von Flüchtlingen eine enorme Herausforderung: Nahrungsmittel, Wasser, Strom und Unterkünfte sind knapp und Krankenstationen überlastet. Es mangelt aber auch an Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten.

Das UNHCR-Camp für syrische Flüchtlinge in der Autonomen Region Kurdistan im Irak, Aufnahme von 2014

Auch im Irak haben mehr als 300.000 Menschen aus Syrien Zuflucht gefunden (Stand: Dezember 2024). Innerhalb des Landes gibt es zudem rund eine Million Binnenvertriebene (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Sie haben in anderen Landesteilen Schutz vor den Angriffen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ gesucht (Stand: Januar 2025).

Die deutsche Bundesregierung lässt die Menschen der Region rund um Syrien mit diesen Herausforderungen nicht allein. Über die unmittelbare Sicherstellung der Grundversorgung hinaus unterstützt sie die Flüchtlinge und die Einheimischen durch die „Beschäftigungsoffensive Nahost“. Sie wurde auf der internationalen Geberkonferenz für Syrien im Februar 2016 gestartet und schafft neue Perspektiven für die betroffenen Menschen vor Ort und trägt so zur Stabilisierung der aufnehmenden Gemeinden bei.


Ziele und Umsetzung

Das BMZ hat für die Beschäftigungsoffensive Nahost 2024 insgesamt 180,9 Millionen Euro zugesagt. Die Mittel werden im Rahmen der Sonderinitiative „Geflüchtete und Aufnahmeländer“ bereitgestellt und für die im Folgenden beschriebenen Ziele eingesetzt.

In der Region Kurdistan-Irak werden im Rahmen eines Cash-for-Work-Projekts Straßenarbeiten durchgeführt.

Ziel 1 Schnell verfügbares Einkommen schaffen

Über sogenannte Cash-for-Work-Maßnahmen (wörtlich übersetzt: „Bargeld gegen Arbeit“, also direkt entlohnte Beschäftigungsmaßnahmen) können Flüchtlinge und die Bevölkerung der aufnehmenden Gemeinden ein schnell verfügbares Einkommen erzielen. Sie erhalten die Möglichkeit, sich selbst und ihre Familien zu versorgen.

So wird die finanzielle Notlage der Menschen gemindert, die soziale Anerkennung der Flüchtlinge im Gastland wächst und der gesellschaftliche Zusammenhalt wird durch gemeinsame Arbeit mit der lokalen Bevölkerung gestärkt.

Im Rahmen eines Cash-for-Work-Projekts in Mossul wird eine Schule instandgesetzt.

Ziel 2 Lebensumfeld verbessern

Damit die Cash-for-Work-Maßnahmen nicht nur Einkommen schaffen, sondern auch das Lebensumfeld in den Aufnahmeregionen verbessern, konzentrieren sie sich auf folgende Bereiche:

  • kommunale Dienstleistungen (einfache Tätigkeiten wie Abfall entsorgen oder Recycling),
  • arbeitsintensive Infrastrukturvorhaben (Wohnungen, Schulen, Straßen und Kanäle bauen),
  • Finanzierung von Löhnen (zusätzliches Lehrpersonal, Betreuerinnen und Betreuer sowie Gesundheitspersonal) und
  • Wiederaufbau befreiter Gebiete durch Instandsetzung der kommunalen Infrastruktur (Gebäude und Straßen).

Das BMZ achtet in seinen Projekten besonders auf die Beteiligung von Frauen. Im Jahr 2024 betrug der Frauenanteil in Projekten der Beschäftigungsoffensive Nahost 40 Prozent. Selbst in Sektoren wie dem Baugewerbe, in denen traditionell Männer beschäftigt sind, werden in den Vorhaben inzwischen Frauenquoten von rund 30 Prozent erzielt. In anderen Bereichen, zum Beispiel im Umweltsektor, streben die Programme sogar eine paritätische Beteiligung von Frauen an.

Ratreb Al Quaisi aus Jordanien nimmt an einer Schreinerausbildung im GIZ-Projekt "Beschäftigungsorientierte Qualifizierung im Handwerk" teil.

Ziel 3 Langfristige Perspektiven eröffnen

Neben den meist kurzfristigen Jobs fördert die Beschäftigungsinitiative auch die berufliche Qualifizierung der Menschen vor Ort und unterstützt sie bei Unternehmensgründungen, um langfristige Perspektiven zu schaffen.

Wirkungen

2024 wurden durch die Beschäftigungsoffensive Nahost rund 45.700 Jobs geschaffen. Zudem erlangten runden 7.000 Menschen einen langfristigen Job.

Durch die Finanzierung von zusätzlichen Stellen für Lehr- und Assistenzkräfte konnten 2024 fast 280.000 Kinder unterrichtet werden.

Über 16.000 Menschen nehmen an beruflichen Aus- oder Weiterbildungen teil und haben damit mittelfristig eine berufliche Perspektive – auch im Hinblick auf den Wiederaufbau ihres Heimatlandes.

Mit all diesen Maßnahmen werden die aufnehmenden Städte und Gemeinden entlastet und Spannungen in der Region verringert.

Die steigende Kaufkraft durch die zusätzlichen Einkommen sowie die verbesserte Infrastruktur stärken zudem die lokale Wirtschaft. Die Beschäftigungsoffensive wirkt so auch als lokales Wirtschaftsförderprogramm.

Zusammenarbeit konkret

Stand: 17.07.2025