Blickt auf Freetown, die Hauptstadt von Sierra Leone

Sierra Leone

Sierra Leone befand sich lange auf einem ermutigenden Weg der politischen Stabilisierung und Demokratisierung. Das westafrikanische Land galt als gutes Beispiel für eine international begleitete Konfliktlösung und den erfolgreichen Wiederaufbau staatlicher und gesellschaftlicher Strukturen. Der seit 2018 amtierende Präsident Julius Maada Bio verfolgte eine entwicklungsorientierte Reformpolitik, die auch die Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) einband. Seit August 2022 häufen sich jedoch die Anzeichen eines beginnenden Systemwandels hin zu einer Autokratie.

Sierra Leone erhielt 2021 den Status eines bilateralen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Partnerlandes der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Seit 2006 hatte Deutschland das Land regional über den Fonds „Fragile Staaten Westafrikas“ gefördert.

Seit Ende des Bürgerkriegs 2002 hatten in Sierra Leone regelmäßig friedliche und faire Wahlen stattgefunden. Dies änderte sich mit den Wahlen im Juni 2023, die – offiziellen Angaben zufolge – Amtsinhaber Bio gewann. Die unabhängige Koalition „National Election Watch“ äußerte Zweifel an den Wahlergebnissen, die Opposition erkannte sie nicht an. Auch die Gebergemeinschaft bewertete die Wahlen als intransparent und unglaubwürdig.

Nur durch die Vermittlung von Commonwealth und Westafrikanischer Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) kamen Regierung und Opposition wieder ins Gespräch und unterzeichneten im Oktober 2023 eine Erklärung zur nationalen Einheit. Diese sieht unter anderem die Gründung einer überparteilichen Wahlkommission sowie die Überprüfung der Wahlen von 2023 auf allen drei Ebenen (Präsidentschaft, Parlament, Kommunen) vor.

Die innenpolitischen Spannungen scheinen jedoch fortzubestehen: Am 26. November 2023 kam es laut Regierung zu einem versuchten Staatsstreich. Die extrem schwierige soziale Lage, die große Armut der Bevölkerung und die heikle Ernährungssituation mit regelmäßig auftretenden Hungersnöten bleiben Risiken für die politische Stabilität und den sozialen Frieden.


Frieden noch nicht ausreichend gefestigt

Die jüngere Geschichte Sierra Leones ist mit großem Leid verbunden: Von 1991 bis 2002 herrschte in dem westafrikanischen Land ein Bürgerkrieg, der als einer der gewalttätigsten und brutalsten Konflikte der vergangenen Jahrzehnte innerhalb Afrikas gilt. Zehntausende Menschen wurden getötet oder schwer verletzt, Kinder wurden verschleppt und zum Kämpfen gezwungen, Mädchen und Frauen wurden Opfer sexualisierter Gewalt, 60 Prozent der Bevölkerung waren auf der Flucht. Die Infrastruktur des Landes wurde weitgehend zerstört.

Nur zwölf Jahre nach Ende des Bürgerkriegs brach in Sierra Leone 2014 eine Ebola-Epidemie aus – mit katastrophalen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Das Land hatte sich davon noch nicht erholt, als 2020 die Corona-Pandemie die Entwicklung zusätzlich belastete. Auch die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine verschärfen die große Armut.

Im aktuellen Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen (HDI (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) belegt Sierra Leone Platz 184 von 193 ausgewerteten Ländern . Über 20 Jahre nach dem Ende des Krieges haben sich die friedensfördernden Strukturen noch nicht ausreichend verfestigt, um einen Rückfall in organisierte Massengewalt auszuschließen.

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Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Sierra Leone

Sierra Leone ist seit 2021 bilaterales Partnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die Zusammenarbeit konzentriert sich auf folgende Kernthemen:

  • Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Ausbildung und Beschäftigung
    Aktionsfelder: Berufliche Bildung, Privatsektor- und Finanzsystementwicklung
  • Gesundheit, Soziale Sicherung und Bevölkerungsdynamik
    Aktionsfeld: Gesundheit, Pandemiebekämpfung und One Health (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)

Seit 2010 unterstützt Deutschland den Wiederaufbau des Landes nach dem Bürgerkrieg. Um den Frieden zu festigen und Jugendliche schnell in Beschäftigung zu bringen, engagiert sich das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) vor allem in den Bereichen berufliche Bildung, Privatsektorförderung und ländliche Infrastruktur.

Seitdem sind mehr als 50.000 Jugendliche in unterschiedlichsten beruflichen Fähigkeiten aus- und fortgebildet worden und konnten ihr Einkommen steigern. Rund 1.000 Hektar Anbauflächen für Reis wurden wiederhergestellt und tragen nun zur Ernährungssicherung bei. Allein seit 2020 haben etwa 4.000 Personen an Fortbildungen zur Landwirtschaft und kommunalen Organisation teilgenommen, mehr als 2.500 Unternehmen wurden in verschiedenster Weise beraten. Gefördert wurde außerdem der Bau von Tiefbrunnen, Reismühlen und Getreidespeichern mit Solaranlagen sowie die Sanierung von Märkten und ländlichen Zufahrtswegen.

Bei Regierungsverhandlungen im November 2023 erhielt Sierra Leone Zusagen in Höhe von 37 Millionen Euro, um die Projekte in den genannten Kernthemen fortzusetzen.

Neben der bilateralen Zusammenarbeit fördert das BMZ mit einem Regionalvorhaben eine verantwortungsvolle Rohstoffpolitik in Westafrika. Die Mitgliedsstaaten der Mano River Union (Sierra Leone, Guinea, Liberia und Côte d’Ivoire) werden dabei unterstützt, mehr staatliche Einnahmen aus Rohstoffen zu erzielen, die Arbeits- und Produktionsbedingungen in diesem Wirtschaftsbereich zu verbessern, die Tätigkeiten der Bergbaufirmen wirksamer zu kontrollieren und die Transparenz der Zahlungsströme zu erhöhen.

Deutschland unterstützt außerdem die Arbeit zahlreicher Nichtregierungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) in Sierra Leone, insbesondere in den Bereichen Bildung und Ausbildung, Gesundheit, Mädchen- und Frauenrechte sowie Landrechte.

Kokosnussverkäufer am Fähranleger Lakka Beach

Kernthema „Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Ausbildung und Beschäftigung“ Ländliche Infrastruktur und Wertschöpfungsketten aufbauen Interner Link

Ziel des deutschen Engagements ist es, die Ausbildung und Beschäftigung von Jugendlichen zu fördern, Einkommen zu verbessern, ländliche Wertschöpfungsketten aufzubauen (Gemüse, Kakao, Kaffee, Geflügelfutter, Forstwirtschaft, Ökotourismus) und dabei auch die sozialen und ökologischen Aspekte der Wirtschaftsentwicklung zu berücksichtigen.

Patientin im Princess Christian Hospital in Freetown, Sierra Leone

Kernthema „Gesundheit, Soziale Sicherung und Bevölkerungsdynamik“ Gesundheitssystem stärken, Infektionen vorbeugen Interner Link

Die Gesundheitsversorgung in Sierra Leone weist erhebliche Mängel auf. Die Gesundheitsdienste sind unterfinanziert, es fehlt an medizinischem Fachpersonal und technischer Ausstattung . Als Reaktion auf die Ebola-Epidemie 2014/15 fördert das BMZ Projekte, die das Gesundheitssystem stärken und die Epidemieprävention verbessern.

Aktuelle Situation

Entwicklungspolitische Kennzahlen

  • Sierra Leone
  • Deutschland

Allgemeine Informationen

Hinweise für die Nutzung

Klicken Sie sich durch die oben angeordneten verschiedenen Rubriken und finden Sie aktuelle Zahlen aus Sierra Leone sowie – zum Vergleich – aus Deutschland.

Weitere Informationen zu den einzelnen Daten und die Quellenangabe können Sie mithilfe des i-Zeichens abrufen.

Sierra Leone Hauptstadt Freetown

Gesamtbevölkerung

in Millionen (2023)
8,79
84,48

Fläche

in Quadratkilometern
72.300
357.590

Rang im HDI

Index der menschlichen Entwicklung (HDI), 193 Länder (Ränge können mehrfach belegt sein)
183
MZ
Flagge von Mosambik
184
SL
Flagge von Sierra Leone
185
BF
Flagge von Burkina Faso
5
SE
Flagge von Schweden
7
DE
Flagge von Deutschland
7
IE
Flagge von Irland

Stand: 26.03.2024