Blickt auf Freetown, die Hauptstadt von Sierra Leone
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Sierra Leone Reformkurs unter schwierigsten Voraussetzungen
Das Land gilt als gutes Beispiel für eine international begleitete Konfliktlösung und den erfolgreichen Wiederaufbau staatlicher und gesellschaftlicher Strukturen. Die extrem schwierige soziale Lage, regelmäßig auftretende Hungersnot und die prekäre Ernährungssituation sowie die große Armut der Bevölkerung bleiben jedoch ein Risiko für die politische Stabilität und den sozialen Frieden.
Die jüngere Geschichte Sierra Leones ist mit großem Leid verbunden. Von 1991 bis 2002 herrschte in dem westafrikanischen Land ein Bürgerkrieg, der als einer der gewalttätigsten und brutalsten Konflikte der vergangenen Jahrzehnte innerhalb Afrikas gilt. Zehntausende Menschen wurden getötet oder schwer verletzt, Kinder wurden verschleppt und zum Kämpfen gezwungen, Mädchen und Frauen wurden Opfer sexualisierter Gewalt, 60 Prozent der Bevölkerung waren auf der Flucht. Die Infrastruktur des Landes wurde weitgehend zerstört.
Nur zwölf Jahre nach Ende des Bürgerkriegs, brach in Sierra Leone 2014 eine Ebola-Epidemie aus – mit katastrophalen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Das Land hat sich davon noch nicht erholt und wird nun durch die Corona-Pandemie in seiner Entwicklung erneut zurückgeworfen. Auf dem aktuellen Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen (HDI (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) belegt Sierra Leone Platz 181 von 191 ausgewerteten Ländern.
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Sierra Leone
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt Sierra Leone seit 2006 im Rahmen seines Regionalansatzes „Fragile Staaten Westafrikas“. Schwerpunkte der bilateralen Zusammenarbeit sind
- das Kernthema „Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Ausbildung und Beschäftigung“ sowie
- das Initiativthema „Gesundheit, Pandemien und One Health (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)“.
Seit 2010 hat Deutschland den Wiederaufbau des Landes mit insgesamt 136,31 Millionen Euro gefördert. Die jüngste Zusage in Höhe von zehn Millionen Euro erfolgte im Rahmen einer Reise des damaligen Bundesentwicklungsministers Gerd Müller nach Sierra Leone im Juni 2021. Zusätzliche Mittel erhielt das Land im Zuge der Ebola-Epidemie 2014/15 aus dem Sonderprogramm „Gesundheit in Afrika“.
Darüber hinaus fördert das BMZ mit einem Regionalvorhaben eine verantwortungsvolle Rohstoffpolitik in den fragilen Staaten Westafrikas. Die Mitglieder der Mano River Union (neben Sierra Leone auch Guinea, Liberia und Côte d’Ivoire) werden dabei unterstützt, mehr staatliche Einnahmen aus Rohstoffen zu erzielen, die Arbeits- und Produktionsbedingungen in diesem Wirtschaftsbereich zu verbessern, die Tätigkeiten der Bergbaufirmen wirksamer zu kontrollieren und die Transparenz der Zahlungsströme zu erhöhen.
Deutschland unterstützt außerdem die Arbeit zahlreicher Nichtregierungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) in Sierra Leone, insbesondere in den Bereichen Bildung und Ausbildung, Gesundheit, Mädchen- und Frauenrechte sowie Landrechte.
Stand: 03.02.2022