Werbeschild an der Landesgrenze von Sierra Leone

Wirtschaftliche Situation Starke Abhängigkeit von Rohstoffexporten, schwache Infrastruktur

Die Regierung von Sierra Leone verfolgt seit 2012 eine marktwirtschaftlich orientierte Reformpolitik. Die formelle Wirtschaft ist sehr stark vom Rohstoffexport abhängig. Es fehlt an einer Verarbeitung der Rohstoffe im Land selbst und an einer breiteren Wirtschaftsgrundlage – alle anderen Waren müssen bislang eingeführt werden.

Das Land ist reich an natürlichen Ressourcen (Eisenerz, Diamanten, Gold, Bauxit, Rohholz, Kaffee, Kakao), doch die Regierung ist nicht in der Lage – und möglicherweise auch politisch nicht gewillt –, die breite Bevölkerung an diesem Reichtum teilhaben zu lassen. Das Überleben der Menschen sichern vor allem Kleinst- und Kleinbetriebe der informellen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Wirtschaft.

Nach der Ebola-Krise brach die sierra-leonische Wirtschaft 2015 um 20 Prozent ein – die Folgen sind bis heute spürbar. Seit der Corona-Pandemie 2020 ist die wirtschaftliche Lage des Landes kritisch, aktuell leidet die Entwicklung zudem unter den Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. 2024 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) mit einer Wachstumsrate von vier Prozent (Stand: April 2024). Die Inflation stieg Ende 2023 auf über 60 Prozent und die Haushaltsplanung der Regierung ist wenig glaubwürdig. Im Index für wirtschaftliche Freiheit (Externer Link) der Heritage Foundation fiel Sierra Leone 2024 auf Platz 163 von 184 Ländern und zählt nun zur Kategorie „unterdrückt (repressed)“.

Potenzielle Investoren werden durch die fehlende Rechtssicherheit, insbesondere in Landrechtsfragen, und durch die schwache Infrastruktur abgeschreckt. Nur einige Überlandstraßen sind asphaltiert und auch in den Städten sind die Verkehrswege schlecht ausgebaut. Eine zentrale Wasserversorgung fehlt ebenso wie eine geregelte Müll- oder Abwasserentsorgung.

Derzeit hat nur etwa ein Viertel der Bevölkerung in Sierra Leone Zugang zu Strom. Die Regierung hat das Ziel, die Energieversorgung zu verbessern und will dafür auch die Nutzung von Solar- und Wasserkraft ausbauen. Die meisten Firmen und staatlichen Einrichtungen nutzen Dieselgeneratoren. Die privaten Haushalte decken ihren Energiebedarf überwiegend über lokale Biomasse (Holz und Holzkohle) – mit Entwaldung und Umweltzerstörung als Folge.



Stand: 26.03.2024