Landschaft in Zentralmalawi

Malawi Kleines Land mit großen Herausforderungen

Malawi ist ein Binnenstaat in Südostafrika und im regionalen Vergleich ein friedliches, sicheres und stabiles Land. Allerdings besteht die Gefahr, dass diese Stabilität verloren geht: Aus Mangel an Eigeneinnahmen, effizienten Verwaltungsstrukturen und qualifiziertem Personal gelingt es dem Staat nicht, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen.

Die Regierung zeigt sich zwar entwicklungs- und reformorientiert. Doch bislang reichen die Bemühungen nicht aus, um die Lebensbedingungen der Menschen im Land spürbar zu verbessern. Malawi zählt zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt (LDCs) und ist hochgradig von ausländischer Unterstützung abhängig.

Entwicklungszusammenarbeit

Oberstes Ziel der Entwicklungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Malawi ist die Bekämpfung der Armut und die nachhaltige Entwicklung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) des Landes. Mit ihren Schwerpunkten Grundbildung, Gesundheit und Privatsektorförderung im ländlichen Raum konzentriert sich die Zusammenarbeit darum auf Verbesserungen, die der malawischen Bevölkerung unmittelbar zugutekommen. Gleichzeitig wird der Staat in seiner Leistungs- und Widerstandsfähigkeit gestärkt.

Parlamentsgebäude in Lilongwe, Malawi

Reformkurs noch zu zaghaft Interner Link

Nach 30 Jahren Diktatur gelang Malawi ab 1994 der friedliche Übergang zu einem demokratischen Mehrparteiensystem. Das Land konnte zunächst beachtliche Entwicklungsfortschritte vorweisen. Doch Ende 2010 rutschte es – unter dem zunehmend autoritär regierenden Präsidenten Bingu wa Mutharika – in eine schwere Krise.

Im Rahmen eines von der KfW geförderten Sozialtransferprogramms werden im Süden von Malawi kleine Summen an extrem arme Menschen ausgezahlt.

Armut und Hunger prägen den Alltag vieler Menschen Interner Link

Große Teile der malawischen Bevölkerung leben in Armut. Das durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Einkommen ist in den vergangenen Jahren gesunken: von umgerechnet 490 US-Dollar im Jahr 2011 auf 360 US-Dollar 2018 (zum Vergleich der entsprechende Wert aus Deutschland von 2018: 47.180 US-Dollar).

Tabakanbau in Malawi

Große Abhängigkeit von Wetter und Weltmarkt Interner Link

Malawi ist ein Agrarland. Formell hat die Landwirtschaft zwar nur einen Anteil von etwa 25 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. Da die meisten Kleinbauern aber nur zur Eigenversorgung produzieren, dürfte die tatsächliche Wirtschaftsleistung im Bereich der Landwirtschaft deutlich höher liegen.

Elefanten im Liwonde-Nationalpark, Malawi

Vom Klimawandel bedroht Interner Link

Das starke Bevölkerungswachstum stellt Malawi nicht nur vor erhebliche Probleme bei der Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln und sozialen Diensten. Auch die Folgen für die Natur sind besorgniserregend: Da die wachsende Bevölkerung immer mehr Feuerholz benötigt, ist das Land inzwischen weitgehend entwaldet.

Deutsche Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit mit Malawi

Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Oberstes Ziel der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit mit Malawi ist die Armutsbekämpfung. Die aktuellen deutschen Beiträge orientieren sich an der Wachstums- und Entwicklungsstrategie (MGDS III) der malawischen Regierung und konzentrieren sich auf Programme, die direkt der Bevölkerung zugutekommen.

Bei Regierungsverhandlungen im Oktober 2019 hat die Bundesregierung Malawi 45,3 Millionen Euro für die Entwicklungszusammenarbeit neu zugesagt. Da zuvor bereits Zwischenzusagen erfolgt waren, unter anderem für den Wiederaufbau nach dem Zyklon Idai, beläuft sich der Umfang der deutschen Unterstützung für die Jahre 2018 und 2019 auf insgesamt 91,3 Millionen Euro.

Zusätzlich erhält Malawi über die Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ Mittel in Höhe von bis zu 43,6 Millionen Euro für den Zwei-Jahres-Zeitraum. Sie sollen der Unterstützung landwirtschaftlicher Innovationen und der Verbesserung der Ernährungssicherung dienen.

Die vereinbarten Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind:

  • Grundbildung
  • Gesundheit und soziale Sicherung
  • Privatsektorförderung im ländlichen Raum

Zusätzlich unterstützt Deutschland die malawische Regierung bei der Stärkung des öffentlichen Finanzmanagements. Ziel ist, Rechenschaftspflicht und Transparenz zu steigern, die Eigeneinnahmen des Staates zu erhöhen und einen wirksamen Einsatz der Finanzmittel zu gewährleisten.

Schulklasse in Malawi

Lehrerausbildung und Schulspeisung Interner Link

Die Regierung Malawis hat 1994 die Schulgebühren für die Grundschule abgeschafft. Seitdem hat sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler deutlich erhöht – fast alle Kinder werden inzwischen eingeschult. Die Qualität des Unterrichts ist allerdings gesunken. Es fehlen Klassenräume, Lehr- und Lernmaterialien sowie qualifizierte Lehrkräfte. Im regionalen Vergleich liegen die Lernergebnisse malawischer Schüler im unteren Bereich. Im Durchschnitt muss eine Lehrkraft etwa 60 Kinder unterrichten.

Eine Mutter ist mit ihrem Baby zum Arzt gekommen, der das Kind nun untersucht.

Medizinische Versorgung und soziale Absicherung für alle Interner Link

Zwar konnte Malawi in den vergangenen Jahren die Sterblichkeitsrate bei Kindern und Müttern und auch die Quote der HIV-Infektionen senken, doch die Gesundheitsversorgung weist weiterhin dramatische Mängel auf.

Eine Bäuerin in Malawi bearbeitet ihr Erdnussfeld.

Arbeitsplätze und Einkommen schaffen Interner Link

Die Privatsektorförderung im ländlichen Raum gehört seit 2014 zu den Arbeitsschwerpunkten der deutsch-malawischen Zusammenarbeit. Ziel ist, in ländlichen Gegenden Arbeitsplätze und Einkommensmöglichkeiten zu schaffen und die Ernährungslage zu verbessern. Dazu sollen vor allem Frauen und junge Erwachsene gefördert werden.