Tabakanbau in Malawi

Wirtschaftliche Situation Große Abhängigkeit von Wetter und Weltmarkt

Malawi ist ein Agrarland. Mehr als 60 Prozent der Beschäftigten sind in der Landwirtschaft tätig. Formell hat diese nur einen Anteil von etwa 22 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. Da die meisten Kleinbäuerinnen und -bauern aber nur zur Eigenversorgung produzieren, dürfte die tatsächliche Wirtschaftsleistung der Landwirtschaft deutlich höher liegen. Die meisten Devisen erwirtschaftet das Land durch den Export von Tabak und – in geringerem Umfang – auch von Tee, Kaffee, Zucker, Baumwolle und Sojabohnen.

Die Abhängigkeit von wenigen, meist unverarbeiteten Exportprodukten macht die Wirtschaft anfällig für äußere Einflüsse wie Dürreperioden, Pflanzenschädlinge oder Preisschwankungen auf dem Weltmarkt. Hinzu kommt, dass Malawi keinen Zugang zum Meer hat und für den Außenhandel auf Transitwege durch die Nachbarländer angewiesen ist.

Gehemmt wird die wirtschaftliche Entwicklung außerdem durch die schlechte Energieversorgung. Nur etwa 14 Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu Strom. Die schwache Infrastruktur behindert vor allem die Entstehung kleiner und mittlerer Produktionsbetriebe.

Anzahl und Ausmaß von Dürren und Überschwemmungen haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Im März 2023 wurde Malawi von einem Tropensturm getroffen, der nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) der wohl am längsten andauernde Zyklon seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen sein dürfte. Es ist davon auszugehen, dass solche zerstörerischen Wetterereignisse infolge des Klimawandels weiter zunehmen werden.

Eine Frau in Malawi montiert eine kleine Solaranlage auf das Dach ihres Hauses.

Eine Frau in Malawi montiert eine kleine Solaranlage auf das Dach ihres Hauses.

Eine Frau in Malawi montiert eine kleine Solaranlage auf das Dach ihres Hauses.


Preisanstiege belasten Wirtschaft und Bevölkerung

In den Jahren vor Ausbruch der Corona-Pandemie wies die malawische Wirtschaft Wachstumsraten zwischen vier und 5,4 Prozent auf. 2020 fiel das Wachstum pandemiebedingt deutlich geringer aus (plus 0,8 Prozent). Im Folgejahr nahm die Wirtschaftsleistung zwar um 2,8 Prozent zu, blieb damit jedoch deutlich unter dem Vor-Pandemie-Niveau. 2022 wurden nur 0,9 Prozent Wachstum verzeichnet. Anhaltende Trockenheit verringerte die Ernteerträge und mehrere Tropenstürme zerstörten Ackerland und Infrastruktur. Der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) rechnet auch für die kommenden Jahre mit einem Wirtschaftswachstum von unter vier Prozent.

2023 sorgten steigende Preise für Nahrungsmittel und Treibstoffe für einen weiterhin starken Anstieg der Inflation. Im Januar 2024 lag die Inflationsrate bei 35 Prozent, bei Nahrungsmitteln bei knapp 45 Prozent.

Auch für 2024 sind die Ernteprognosen schlecht. Aufgrund hoher Preise und der teils eingeschränkten Verfügbarkeit von Dünger und Saatgut sowie der Gefahr weiterer Unwetter (Starkregen, Wirbelstürme) warnen Expertinnen und Experten vor einer möglichen Hungersnot in Malawi.

Entwicklungspotenziale

In der Landwirtschaft, im Tourismus und im Bergbau liegen Chancen für eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Um ihre Potenziale auszuschöpfen, müsste die Landwirtschaft modernisiert und auf weitere Produkte ausgeweitet werden. Politische Stabilität und ein verbesserter Schutz der natürlichen Ressourcen sind Voraussetzung dafür, dass mehr Touristen ins Land kommen. Malawi ist landschaftlich vielfältig und verfügt über eine Reihe von Schutzgebieten.

Auch der Bergbau könnte in Zukunft zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen. Malawi verfügt unter anderem über Vorkommen von Uran, Gold seltene Erden sowie Öl und Gas im Malawisee.

Stand: 28.03.2024