Gesundheit Nicht übertragbare Krankheiten – eine wachsende Herausforderung für die Gesundheitssysteme
Verursacht werden nicht übertragbare Krankheiten in den meisten Fällen durch eine Kombination von genetischen, biologischen, ökologischen und sozialen Faktoren.
Die vier Haupttypen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen (wie Herzinfarkt und Schlaganfall), Krebs, chronische Atemwegserkrankungen (wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder Asthma) und Diabetes. Gemeinsam ist diesen Krankheiten, dass sie oft nicht heilbar sind, eine langwierige Behandlung und oft Pflege erforderlich machen, die Lebensqualität und die Arbeitsfähigkeit stark beeinträchtigen, hohe Behandlungskosten verursachen und die Lebenserwartung verkürzen.
Jedes Jahr sterben etwa 41 Millionen Menschen an nicht übertragbaren Krankheiten. Davon sind rund 17 Millionen zum Zeitpunkt ihres Todes unter 70 Jahre alt. 86 Prozent dieser vorzeitigen Todesfälle ereignen sich in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen.
Risikofaktoren
Straßenszene in Ulan Bator, Mongolei
Tabak- und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung sowie Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung und Hitzewellen gehören zu den wichtigsten Risikofaktoren für nicht übertragbare Krankheiten. Das höhere durchschnittliche Lebensalter, schlechte Lebensbedingungen in schnell wachsenden Städten und die globale Ausbreitung ungesunder Lebensstile tragen dazu bei, dass sie immer häufiger auftreten.
Nicht übertragbare Krankheiten stehen zudem in einem engen Zusammenhang mit Armut: Sozial benachteiligte Menschen konsumieren häufiger schädliche Produkte wie Tabak, können sich oft nicht gesund und ausgewogen ernähren und haben nur begrenzten Zugang zu Gesundheitsdiensten. Sie werden daher häufiger krank und sterben früher als Menschen, die sozial besser abgesichert sind.
Nicht übertragbare Krankheiten treten zudem häufig parallel zu psychischen Erkrankungen auf. So sind Menschen mit mentalen Problemen anfälliger für Risikofaktoren wie Tabak- und Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung und körperliche Inaktivität.
Erhöhtes Risiko für Frauen
Frauen und Männer sind den genannten Risikofaktoren in unterschiedlichem Maße ausgesetzt. Vor allem in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen lassen vorherrschende Geschlechternormen und daraus entstehende Ungleichheiten und Diskriminierungen das Risiko für Mädchen und Frauen steigen: Die Frauengesundheit hat in vielen Familien keinen hohen Stellenwert, Mädchen und Frauen haben oft nur einen begrenzten Zugang zu finanziellen Mitteln und sind in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Sie können daher zum Beispiel nur begrenzt an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen, Erkrankungen bleiben daher oft unentdeckt und unbehandelt.
Hinzu kommt, dass Frauen zusätzlichen Gesundheitsrisiken durch Schwangerschaft und Geburt ausgesetzt sind.
Entwicklungserfolge in Gefahr
Da häufig Menschen im erwerbsfähigen Alter erkranken oder betroffene Angehörige pflegen müssen, haben nicht übertragbare Krankheiten auch Auswirkungen auf die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit eines Landes.
Die schwachen und oftmals unterfinanzierten Gesundheitssysteme vieler Entwicklungs- (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und Schwellenländer (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) sind nicht auf die Doppelbelastung durch Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten vorbereitet. Es fehlt an Strategien und an der nötigen Infrastruktur zur Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung solcher Krankheiten.
Der Anstieg nicht übertragbarer Krankheiten kann Initiativen zur Armutsbekämpfung in einkommensschwachen Ländern massiv behindern. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verarmen jedes Jahr Millionen Menschen durch Einkommensverluste in Verbindung mit hohen Ausgaben für die oft langwierigen und teuren Behandlungen.
Bisherige entwicklungspolitische Erfolge können dadurch gefährdet oder sogar zunichtegemacht werden.
Internationales Engagement
Luftverschmutzung – wie hier in Neu-Delhi (Indien) – zählt zu den Ursachen für Atemwegserkrankungen
Die internationale Staatengemeinschaft hat sich in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) das Ziel gesetzt, „bis 2030 die Frühsterblichkeit aufgrund von nicht übertragbaren Krankheiten durch Prävention und Behandlung um ein Drittel senken“ (Ziel 3.4).
Um die einzelnen Länder in ihrem Engagement zu unterstützen, hat die WHO einen Aktionsplan für den Zeitraum 2013 bis 2020 (Externer Link)aufgestellt, dessen Laufzeit 2019 um zehn Jahre bis 2030 verlängert wurde. Er enthält neun globale Zielvorgaben, um die Prävention und Kontrolle nicht übertragbarer Krankheiten zu verbessern. Unter anderem soll das Thema in globalen, regionalen und nationalen Gesundheitsstrategien stärker verankert werden.
Da viele Risikofaktoren für nicht übertragbarer Krankheiten vermeidbar sind, sollen die Länder außerdem ihre Anstrengungen erhöhen, ein gesundheitsfreundliches Umfeld zu schaffen. Dafür müssen Bemühungen über die Stärkung von Gesundheitssystemen hinausgehen und alle Politikbereiche umfassen.
Der WHO-Aktionsplan benennt 16 kosteneffiziente Maßnahmen, um nicht übertragbaren Krankheiten vorzubeugen. Dazu zählen zum Beispiel die Besteuerung von Tabak und Alkohol, die Subventionierung gesunder Lebensmittel, Rauchverbote, Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, Aufklärungsprogramme in Schulen oder auch staatliche Programme zur Gesundheitsförderung und Früherkennung.
Seit 2011 haben die Vereinten Nationen drei hochrangige Treffen (UN High Level Meetings) zu nicht übertragbaren Krankheiten abgehalten. Ein viertes Treffen ist für September 2025 geplant und soll sich dem Zusammenhang zwischen nicht übertragbaren Krankheiten und mentaler Gesundheit widmen.
Deutsches Engagement
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit im Gesundheitsbereich orientiert sich am übergeordneten Ziel einer allgemeinen Gesundheitsversorgung für alle Menschen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind vorbeugende Ansätze und eine Stärkung und nachhaltige Finanzierung der Gesundheitssysteme von großer Bedeutung.
Um nicht übertragbaren Krankheiten wirksam vorzubeugen, verbindet das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) Maßnahmen im Gesundheitsbereich mit dem Engagement zu anderen Themen, insbesondere in den Bereichen Arbeitsschutz, Bildung und Ernährung. Durch den One-Health-Ansatz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) werden zudem Wohnraum, Verkehrssicherheit und Umweltschutz mit dem Thema Gesundheit in Verbindung gebracht. Deutschland unterstützt seine Partnerländer mit einer Vielzahl von Projekten, die zur Prävention nicht übertragbarer Krankheiten beitragen, von grüner Stadtplanung bis zur Förderung von Sport an Schulen.
Über Partnerschaften zwischen Krankenhäusern in Deutschland und in Entwicklungs- und Schwellenländern unterstützt das BMZ die Ausbildung von Fachkräften sowie den Wissensaustausch. So befasst sich eine Partnerschaft mit der Ukraine mit dem Thema mentale Gesundheit, eine Klinikpartnerschaft mit Nepal trägt dazu bei, die Schlaganfallversorgung zu verbessern und in Äthiopien unterstützt eine Partnerschaft bei der Früherkennung und Behandlung gynäkologischer Krebserkrankungen.
Außerdem engagiert sich Deutschland dafür, neben staatlichen Gesundheitsbehörden auch die private Wirtschaft und die Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) stärker einzubeziehen.
Stand: 30.05.2025