Ein Junge in Bangladesch transportiert einen mit Steinen gefüllten Korb.

Kinderrechte und Jugendrechte Gemeinsam gegen Kinderarbeit

Die Weltgemeinschaft hat sich mit der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) verpflichtet, bis zum Jahr 2025 alle Formen der Kinderarbeit zu beseitigen (Ziel 8.7). Das Ziel kann erreicht werden, dazu müssen allerdings schnell einige richtungsweisende Verbesserungen durchgesetzt werden: Aktuell ist weltweit jedes zehnte Kind gezwungen zu arbeiten.

SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

Zwar hat Kinderarbeit seit der Jahrtausendwende abgenommen: von 246 Millionen arbeitenden Kindern im Jahr 2000 auf 160 Millionen 2020. Doch die Fortschritte haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verlangsamt und in den afrikanischen Staaten südlich der Sahara ist die Zahl der Kinder, die arbeiten müssen, zuletzt sogar wieder gestiegen.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) mahnt darum eindringlich: „Wir müssen viel schneller vorankommen, wenn wir unserer Verpflichtung zur Beendigung der Kinderarbeit in all ihren Formen bis 2025 nachkommen wollen.“

Wenn die Staatengemeinschaft das Problem weiterhin nur mit dem derzeitigen Tempo zurückdrängt, müssen 2025 noch immer 121 Millionen Mädchen und Jungen Kinderarbeit leisten.


Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Wenn das Einkommen der Familie nicht zum Überleben reicht, werden Kinder zum Arbeiten gezwungen. Deswegen setzen wir uns für existenzsichernde Löhne und den Auf- und Ausbau sozialer Sicherungssysteme in unseren Partnerländern ein. Denn das ist ein Schlüssel für nachhaltige Armutsbekämpfung und ein Weg zur Beendigung von ausbeuterischer Kinderarbeit.
Svenja Schulze Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Hintergrundinformationen

  • Was ist Kinderarbeit? Interner Link

    Mit dem Begriff „Kinderarbeit“ wird Arbeit beschrieben, die der körperlichen und geistigen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen schadet oder sie am Schulbesuch hindert oder für die Kinder zu jung sind.

    Ein Junge in Mali arbeitet an einer Nähmaschine.
  • Zahlen und Fakten Interner Link

    Nach Schätzungen der ILO arbeiten rund 160 Millionen Kinder im Alter zwischen fünf und 17 Jahren unter Bedingungen, die als Kinderarbeit einzustufen sind (97 Millionen Jungen, 63 Millionen Mädchen).

    Kinder in Kampala, Uganda, versuchen, Waren an Autofahrer zu verkaufen.
  • Politischer Handlungsbedarf Interner Link

    Eine häufige Ursache für Kinderarbeit ist Armut. Mitunter besteht sie trotz Arbeit aufgrund zu geringer oder nicht existenzsichernder Einkommen.

    Flüchtlingslager Kutupalong, in dem Rohingya, die aus Myanmar vertrieben wurden, leben: Ein Mädchen trägt eine Palette mit Getränken auf ihrem Kopf.
  • ILO-Konferenz 2022 Interner Link

    Auf Einladung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der südafrikanischen Regierung trafen sich im Mai 2022 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in Südafrika zur 5. Weltkonferenz zur Beseitigung von Kinderarbeit.

    Ein Junge in Dhaka in Bangladesch stellt Backsteine her.

Das deutsche Engagement Ursachen von Kinderarbeit beseitigen

Standbild aus dem BMZ-Video "Deutschlands Einsatz für die Bekämpfung von Kinderarbeit"

Video Deutschlands Einsatz für die Bekämpfung von Kinderarbeit

Ein Jugendlicher arbeitet in Burkina Faso an einem Marktstand.

Mit seiner Entwicklungszusammenarbeit leistet Deutschland einen umfassenden Beitrag zur Bekämpfung der strukturellen Ursachen von Kinderarbeit. So unterstützt das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) viele Entwicklungsländer dabei, ihre Bildungssysteme zu verbessern, durch nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung Arbeitsplätze zu schaffen und soziale Sicherungssysteme aufzubauen. Kinder sollen in allen internationalen Lieferketten geschützt werden.

Darüber hinaus setzt sich die Bundesregierung auch direkt für die Abschaffung von Kinderarbeit und die Einhaltung entsprechender internationaler Regelwerke (UN-Kinderrechtskonvention, ILO-Kernarbeitsnormen) ein.

ILO-Allianz 8.7

2017 ist die Bundesregierung der ILO-Initiative Allianz 8.7 (Externer Link) beigetreten und hat den Status eines „Pathfinder“-Landes erworben. Diese Länder versuchen, das SDG-Ziel 8.7 schneller und effektiver zu erreichen. Im Rahmen dieser globalen Partnerschaft werden innovative Ansätze zur Bekämpfung von Kinder- und Zwangsarbeit entwickelt und erprobt. Außerdem wird die Finanzierung von entsprechenden Projekten vorangetrieben.

Die Allianz 8.7 steht Staaten, internationalen und regionalen Organisationen, Gewerkschaften und Unternehmerverbänden, Nichtregierungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und wissenschaftlichen Einrichtungen offen..

ILO-Programm IPEC

Seit 1992 betreibt die ILO das Internationale Programm zur Abschaffung der Kinderarbeit (International Programme on the Elimination of Child Labour (Externer Link), IPEC). Es unterstützt Regierungen bei ihrem Einsatz gegen Kinderarbeit. Die deutsche Bundesregierung hat das Programm mit initiiert und seitdem mit einem Betrag von umgerechnet rund 73 Millionen US-Dollar finanziell unterstützt.

Im Rahmen des „Accelerator Lab 8.7 (Externer Link)“ förderte das BMZ ein Projekt, welches auf globaler Ebene dazu beitrug, durch die ILO-Plattform gegen Kinderarbeit die Kapazitäten von (deutschen) Unternehmen zur Beseitigung von Kinderarbeit in Lieferketten zu stärken.

In der Demokratischen Republik Kongo wurden der rechtliche und politische Rahmen gestärkt sowie Maßnahmen am Arbeitsplatz durch die Zusammenarbeit mit Unternehmensverbänden und Arbeitgebern umgesetzt. Zudem wurden durch formale Berufs- und Ausbildungszentren sichere Alternativen für Jugendliche geboten.

Nachhaltige Lieferketten

Siehe auch
Cashew-Verarbeitungsunternehmen in Ghana

Die Produkte, die wir konsumieren, sind nicht selten unter untragbaren Arbeitsbedingungen, für Hungerlöhne oder sogar mit ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt worden. Über die globalen Lieferketten ist unser Wohlstand eng mit Ausbeutung, aber auch mit wirtschaftlichen Chancen der Entwicklungs- und Schwellenländer verbunden. 450 Millionen Menschen arbeiten in globalen Lieferketten – somit bietet eine nachhaltige Transformation dieser Lieferketten ein riesiges Entwicklungspotential.

Mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz stellt die Bundesregierung klar: Wir werden Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden in unseren Lieferketten nicht einfach tolerieren. Mit angemessenen Löhnen, Präventions- und Abhilfemaßnahmen für Kinderarbeit und unternehmerischen Beschwerdemechanismen werden auch Kinderrechte entlang globaler Lieferketten besser geschützt.

Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft

Eine Reise in die Welt des Kakaos

Video Eine Reise in die Welt des Kakaos

Gemeinsam mit Unternehmen der Privatwirtschaft fördert das BMZ die Erarbeitung freiwilliger Verhaltenskodizes, zum Beispiel im Kaffeesektor. Diese Selbstverpflichtungen der Wirtschaft enthalten auch den Verzicht auf Kinderarbeit. Im Rahmen von sogenannten Multi-Stakeholder-Initiativen arbeitet das BMZ mit der Privatwirtschaft, den Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft zusammen, um das Ausmaß an Kinderarbeit zu reduzieren. Dazu zählen das Forum Nachhaltiger Kakao (Externer Link) und das Bündnis für nachhaltige Textilien (Externer Link).

Durch seine Mitgliedschaft im „Forum Nachhaltiger Kakao“ setzt sich das BMZ aktiv gegen Kinderarbeit und Mangelernährung in Westafrika ein. Ein vorrangiges Ziel des Forums ist es, die extreme Armut der Kakaobäuerinnen und -bauern zu verringern und ihre Lebensumstände zu verbessern.

Öffentliches Beschaffungswesen

Symbolgrafik: Nachhaltige öffentliche Beschaffung

Auch in Deutschland ist das BMZ aktiv. Seit Jahren setzt es sich dafür ein, sozial verantwortliche Textilbeschaffung zum Standard zu machen. Hierzu gehört auch die Beachtung der einschlägigen ILO-Konventionen zur Kinderarbeit.

Der vom BMZ federführend erarbeitete Textilleitfaden und Stufenplan der Bundesregierung macht die Einhaltung der ILO-Normen für den Einkauf verbindlich, um so das Risiko von Kinderarbeit in globalen Textillieferketten zu bekämpfen.

Darüber hinaus unterstützt das BMZ die Beschaffungsverantwortlichen beim Einkauf von Produkten, die unter Einhaltung aller relevanten sozialen Standards hergestellt wurden.

Konkrete Hilfestellung leistet das vom BMZ finanzierte Informationsportal „Kompass Nachhaltigkeit (Externer Link)“, inklusive Gütezeichenfinder mit Filteroption zu den ILO-Kernarbeitsnormen.

Stand: 26.07.2024