Ein Junge in Bangladesch transportiert einen mit Steinen gefüllten Korb.
Urheberrecht© Rana Roy, Child of Stone, via Wikimedia,CC BY-SA 4.0, Bildausschnitt
Kinderrechte und Jugendrechte Gemeinsam gegen Kinderarbeit
Zwar hat die Kinderarbeit seit der Jahrtausendwende abgenommen: von 246 Millionen arbeitenden Kindern im Jahr 2000 auf 160 Millionen 2020. Doch die Fortschritte haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verlangsamt und in den afrikanischen Staaten südlich der Sahara ist die Zahl der Kinder, die arbeiten müssen, zuletzt sogar wieder gestiegen.
Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass Wirtschaftskrisen und der dadurch verursachte Anstieg der Armut zu mehr Kinderarbeit führen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) erwarten daher, dass die Corona-Pandemie viele Fortschritte zunichtemachen und die Zahl der arbeitenden Kindern in vielen Entwicklungsländern ansteigen lassen wird.
Die ILO mahnt eindringlich: „Wir müssen viel schneller vorankommen, wenn wir unserer Verpflichtung zur Beendigung der Kinderarbeit in all ihren Formen bis 2025 nachkommen wollen.“
Das deutsche Engagement Ursachen von Kinderarbeit beseitigen
Mit seiner Entwicklungszusammenarbeit leistet Deutschland einen umfassenden Beitrag zur Bekämpfung der strukturellen Ursachen von Kinderarbeit. So unterstützt das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) viele Entwicklungsländer dabei, ihre Bildungssysteme zu verbessern, durch nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung Arbeitsplätze zu schaffen und soziale Sicherungssysteme aufzubauen.
Darüber hinaus setzt sich die Bundesregierung auch direkt für die Abschaffung von Kinderarbeit und die Einhaltung entsprechender internationaler Regelwerke (UN-Kinderrechtskonvention, ILO-Kernarbeitsnormen) ein.
In seinem Aktionsplan „Agents of Change – Kinder- und Jugendrechte in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (2017-2019)“ hatte sich das BMZ das Ziel gesetzt, insbesondere in Afrika und Asien Maßnahmen gegen ausbeuterische Kinderarbeit umzusetzen und die Bedingungen für arbeitende Kinder, etwa in der Textilindustrie, zu verbessern. In seinem Abschlussbericht zieht das BMZ eine positive Bilanz.
ILO-Allianz 8.7
2017 ist die Bundesregierung der ILO-Initiative Allianz 8.7 (Externer Link) beigetreten. Im Rahmen dieser globalen Partnerschaft werden innovative Ansätze zur Bekämpfung von Kinder- und Zwangsarbeit entwickelt und erprobt. Außerdem wird die Finanzierung von entsprechenden Projekten vorangetrieben.
Die Allianz 8.7 steht Staaten, internationalen und regionalen Organisationen, Gewerkschaften und Unternehmerverbänden, Nichtregierungsorganisationen und wissenschaftlichen Einrichtungen offen.
ILO-Programm IPEC
Seit 1992 betreibt die ILO das Internationale Programm zur Abschaffung der Kinderarbeit (International Programme on the Elimination of Child Labour (Externer Link), IPEC). Es unterstützt Regierungen bei ihrem Einsatz gegen Kinderarbeit. Die deutsche Bundesregierung hat das Programm mit initiiert und seitdem mit einem Betrag von umgerechnet rund 73 Millionen US-Dollar finanziell unterstützt.
Studie und Kampagne
2019 wurde die vom BMZ beauftragte Studie „Ausbeutung und Missbrauch von Kindern weltweit beenden“ veröffentlicht. Sie gibt einen Überblick über die globale Lage und formuliert konkrete Handlungsempfehlungen für die Entwicklungszusammenarbeit, die Wirtschaft und Gesellschaft, wie ausbeuterische Kinderarbeit verhindert werden kann.
Im gleichen Jahr hat das BMZ die nationale Kampagne „Wir stoppen Kinderarbeit“ ausgerufen. Über einen Kooperationsfonds fördert das BMZ innovative Projekte deutscher Nichtregierungsorganisationen, die zur Beseitigung von Kinderarbeit beitragen, mit insgesamt bis zu zwei Millionen Euro.
Nachhaltige Lieferketten
Der Wohlstand in Deutschland und anderen Industriestaaten ist zum Teil mit der Armut von Menschen in anderen Regionen erkauft. Weltweit arbeiten etwa 450 Millionen Menschen in globalen Wertschöpfungsketten (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) – darunter viele Kinder. Ihre Rechte dürfen im Kampf um Profite und billige Rohstoffe nicht auf der Strecke bleiben. Um menschenwürdige Arbeit weltweit durchzusetzen, fördert das BMZ mit vielfältigen Maßnahmen die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards in globalen Lieferketten. Die Abschaffung ausbeuterischer Kinderarbeit ist dabei eines der wichtigsten Ziele. Das Ministerium berät Regierungen, fördert den Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in Partnerländern und unterstützt die Arbeit von Gewerkschaften und Verbänden.
Im Juni 2021 hat Deutschland ein nationales Lieferkettengesetz verabschiedet, um die Einhaltung unternehmerischer Sorgfaltspflichten, einschließlich der Abschaffung ausbeuterischer Kinderarbeit, verbindlich durchzusetzen. Die Bundesregierung setzt sich für eine EU-weite Regelung ein.
Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft
Gemeinsam mit Unternehmen der Privatwirtschaft fördert das BMZ die Erarbeitung und Einhaltung freiwilliger Verhaltenskodizes, zum Beispiel im Kaffeesektor. Diese Selbstverpflichtungen der Wirtschaft enthalten auch den Verzicht auf Kinderarbeit. Im Rahmen von sogenannten Multi-Stakeholder-Initiativen arbeitet das BMZ mit der Privatwirtschaft, den Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) zusammen, um das Ausmaß an Kinderarbeit zu reduzieren. Dazu zählen das Forum Nachhaltiger Kakao (Externer Link) und das Bündnis für nachhaltige Textilien (Externer Link).
Durch seine Mitgliedschaft im Forum Nachhaltiger Kakao setzt sich das BMZ aktiv gegen Kinderarbeit und Mangelernährung in Westafrika ein. Ein vorrangiges Ziel des Forums ist es, die extreme Armut der Kakaobäuerinnen und -bauern zu verringern und ihre Lebensumstände zu verbessern.
Nachhaltiger Konsum und öffentliches Beschaffungswesen
Auch in Deutschland ist das BMZ aktiv, um Kinderarbeit entgegenzuwirken: Es sensibilisiert und informiert die Verbraucherinnen und Verbraucher durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen für einen nachhaltigen Konsum. Beispielhaft hierfür steht der Grüne Knopf, das staatliche Siegel für sozial und ökologisch hergestellte Textilien. Die Anforderungen des Grünen Knopfs beinhalten unter anderem das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit. Mit dem Portal Siegelklarheit (Externer Link) bietet die Bundesregierung darüber hinaus Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Orientierungshilfe, um Produkte mit hohen ökologischen und sozialen Standards zu erkennen.
In Bund, Ländern und Kommunen unterstützt das BMZ zudem die für Beschaffung Verantwortlichen beim Einkauf von Produkten, die unter Einhaltung aller relevanten sozialen Standards hergestellt wurden. Hierzu gehört auch die Beachtung der einschlägigen ILO-Konventionen zur Kinderarbeit.
Konkrete Hilfestellung zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung leistet das vom BMZ finanzierte Informationsportal Kompass Nachhaltigkeit (Externer Link).
Themendossier Kinderrechte und Jugendrechte
- Hintergrund: Kinder sind die zukünftigen Akteure des Wandels
- Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
- Hochwertige Bildung für alle Kinder und Jugendlichen
- Berufsbildung und Jugendbeschäftigung
- Kinder in bewaffneten Konflikten
- Gemeinsam gegen Kinderarbeit
- Schutz vor allen Formen der Gewalt
- Beteiligung von Kindern und Jugendlichen