Globalisierung gerecht gestalten Lieferketten
Keine andere große Industrienation ist so intensiv in internationale Lieferketten eingebunden wie Deutschland:
- Allein im Jahr 2018 machten die rund 320.000 deutschen Export-Unternehmen einen Umsatz von 1,32 Billionen Euro.
- Über den Import sind sogar mehr als 775.000 deutsche Unternehmen im internationalen Handel aktiv; ihr Umsatz: 1,09 Billionen Euro.
- Besonders abhängig von Vorleistungen aus anderen Ländern sind in Deutschland die Textilindustrie (63 Prozent), die Elektronik-Branche (45 Prozent), die chemische und pharmazeutische Industrie (39 Prozent), die Lebensmittelindustrie (37 Prozent), die Automobilindustrie (29 Prozent) und der Maschinenbau (28 Prozent).
Viele für uns alltägliche Produkte und Rohstoffe stammen aus Entwicklungsländern:
- Wir trinken Kaffee aus Brasilien,
- laufen auf Pflastersteinen aus Indien
- und in den Batterien unserer Autos und Handys stecken Kobalt und Coltan aus dem Kongo.
Schattenseiten der Globalisierung
Die Globalisierung hat aber auch Schattenseiten. Viele der Produkte und Rohstoffe, die unser Leben erleichtern, werden unter untragbaren Umwelt- und Arbeitsbedingungen, für Hungerlöhne oder sogar mit ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt oder abgebaut.
Unser Wohlstand und die wirtschaftlichen Chancen der Entwicklungs- und Schwellenländer sind durch Lieferketten eng miteinander verbunden. Das bedeutet, dass wir Verantwortung tragen – denn am Anfang jeder Lieferkette steht ein Mensch.
Entwurf für ein Lieferkettengesetz (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz)
Das Bundesentwicklungsministerium hat sich deshalb gemeinsam mit dem Bundesarbeitsministerium und dem Bundeswirtschaftsministerium im Februar 2021 auf den Entwurf für ein Lieferkettengesetz geeinigt. Das Bundeskabinett hat den Gesetzentwurf am 3. März auf den Weg gebracht. Der Bundestag hat das Gesetz am 11. Juni 2021 beschlossen. Am 25. Juni 2021 hat der Bundesrat das Gesetz gebilligt. Es tritt im Januar 2023 in Kraft.
Ziel ist, den Schutz der Menschenrechte entlang der weltweiten Lieferketten zu verbessern und zum Beispiel Kinder- und Zwangsarbeit zu verhindern und für Mensch und Umwelt gefährliche Stoffe zu verbieten.
Was Sie noch nicht über Lieferketten wussten ...
Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte übernehmen Das deutsche Lieferkettengesetz
Ziel der Bundesregierung ist es, bald tragfähige EU-weit gültige Rechtsnormen für faire globale Liefer- und Wertschöpfungsketten zu verabschieden. Da dies voraussichtlich noch einige Zeit benötigen wird, geht Deutschland mit einem nationalen Gesetz voran.
Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz soll ab 2023 zunächst für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelten, ab 2024 dann für Firmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Die Unternehmen werden gemäß der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte verpflichtet, zu ermitteln, inwieweit ihre Geschäftstätigkeit zu Menschenrechtsverletzungen führen kann. Die Sorgfaltspflichten der Unternehmen erstrecken sich dabei auf ihre gesamte Lieferkette – vom Rohstoff bis zum fertigen Verkaufsprodukt.
Sie müssen Maßnahmen ergreifen, um Verstößen gegen grundlegende Menschenrechtsstandards vorzubeugen und einen Beschwerdemechanismus für Betroffene einführen.
Die Anforderungen sind nach dem Einflussvermögen der Unternehmen abgestuft. Im eigenen Unternehmen und bei den unmittelbaren Zulieferbetrieben müssen sie die Achtung der Menschenrechte sicherstellen, zum Beispiel das Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit und die Einhaltung international anerkannter Sozialstandards, wie den ILO-Kernarbeitsnormen. Bei Verstößen müssen sie umgehend Abhilfemaßnahmen ergreifen.
Bei mittelbaren Lieferanten gilt die Sorgfaltspflicht nur anlassbezogen. Hier müssen Unternehmen nur nachforschen und aktiv werden, wenn sie von Menschenrechtsverletzungen erfahren.
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) soll die Einhaltung des Gesetzes kontrollieren und bei Verstößen sanktionieren.
Mitmachen! Tipps für Verbraucherinnen und Verbraucher
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Jede und jeder kann dazu beitragen, dass unsere Welt gerechter wird. Fair und nachhaltig zu leben bedeutet, sich die Folgen seiner Lebens- und Konsumgewohnheiten bewusst zu machen und verantwortungsvoll zu handeln.
Nachhaltigkeit ist dabei nicht nur auf ökologische Aspekte beschränkt – sie hat ebenso wichtige wirtschaftliche, soziale und politische Dimensionen. Helfen Sie mit, dem Ideal einer gerechten und nachhaltigen Welt ein Stück näherzukommen! Zum Beispiel indem Sie fair einkaufen, fair reisen oder ihr Geld fair anlegen.
Nähere Informationen dazu finden Sie hier.
- Forum Nachhaltiger Kakao Externer Link
- Competitive Cashew Initiative (ComCashew) (englisch) Externer Link
- Global Coffee Platform (englisch) Externer Link
- Bündnis für nachhaltige Textilien Externer Link
- Website: Der Grüne Knopf Externer Link
- Siegelklarheit – eine Initiative der Bundesregierung Externer Link
- Fairtrade Deutschland Externer Link
- Rainforest Alliance Externer Link
- GEPA – The Fair Trade Company Externer Link
Lederverarbeitung in einer Gerberei in Adis Abeba, Äthiopien