Kinderrechte und Jugendrechte Berufsbildung und Jugendbeschäftigung

Die Möglichkeit, ein Einkommen zu erwirtschaften um den Lebensunterhalt zu sichern, ist Voraussetzung für ein menschenwürdiges Leben und damit für die Verwirklichung der Menschenrechte. Viele Kinder und Jugendliche in Entwicklungsländern sind jedoch von formalen Bildungswegen ausgeschlossen oder verlassen die Schule vorzeitig.

Andere schließen zwar Grund- und Sekundarschule ab, haben jedoch keinen Zugang zu beruflicher Ausbildung oder Hochschulbildung und sind somit nicht ausreichend auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereitet. Viele junge Menschen haben dadurch geringe Chancen auf eine geregelte Arbeit mit gesicherter Bezahlung und sozialer Absicherung – gleichzeitig fehlen der Wirtschaft qualifizierte Fachkräfte.


Schü­ler der Be­rufs­schu­le ETE­KA im ru­an­di­schen Kab­gayi Ru­an­da ar­bei­ten an ei­nem elek­tri­schen Schalt­sys­tem.

Schüler der Berufsschule ETEKA im ruandischen Kabgayi Ruanda arbeiten an einem elektrischen Schaltsystem.

Schüler der Berufsschule ETEKA im ruandischen Kabgayi Ruanda arbeiten an einem elektrischen Schaltsystem.

Hintergrund Wirtschaftliche Perspektiven und sozialer Frieden

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung zählen zu den größten Problemen in den Kooperationsländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Jugendliche – und unter ihnen vor allem junge Frauen – sind besonders stark betroffen: Nach Berechnungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) sind derzeit weltweit etwa 267 Millionen junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren (22 Prozent dieser Altersgruppe) weder in der Schule noch in Ausbildung oder Beschäftigung. In den nordafrikanischen Staaten ist fast jeder dritte Jugendliche arbeitslos.

In Subsahara-Afrika arbeiten 95 Prozent der jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im informellen Sektor. Ihre Arbeit wird also nicht von amtlichen Statistiken erfasst. Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen und Bezahlung sind nicht vertraglich geregelt, eine soziale Absicherung gibt es nicht. 60 Prozent der Beschäftigten in Subsahara-Afrika leben trotz ihrer Arbeit in extremer oder moderater Armut.

Jugendarbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sorgen nicht nur für großen wirtschaftlichen Schaden in den betreffenden Ländern, auch die sozialen Folgen und Kosten sind gravierend: Junge Menschen, die keine Arbeit finden, können keine Zukunftsperspektiven entwickeln. Viele von ihnen sind frustriert, fühlen sich nutzlos und gesellschaftlich ausgeschlossen. Dadurch entsteht ein großes Konflikt- und Gewaltpotenzial. Eine sichere und fair bezahlte Arbeit bietet den Jugendlichen dagegen die Chance, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und sich mit ihren Ideen und ihrem Engagement einzubringen.

Chance auf Einkommen und Teilhabe

Siehe auch
Einige der globalen Entwicklungsziele als Sitzkissen bei einer Konferenz

In den kommenden Jahren wird die Zahl junger Menschen, die den Arbeitsmarkt neu betreten, massiv steigen.

Ihnen eine berufliche Bildung, menschenwürdige Beschäftigung sowie ein existenzsicherndes Einkommen und damit eine Perspektive zu geben, ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherung des friedlichen Miteinanders in der Welt. Deshalb hat sich die internationale Gemeinschaft mit dem achten Entwicklungsziel der Agenda 2030 (SDG 8.6) vorgenommen, die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Das Bildungsziel (SDG 4) fordert, dass allen Menschen eine Bildung und Ausbildung ermöglicht werden soll.

Das deutsche Engagement Berufsbildung, Beratung und Schaffung von Arbeitsplätzen

Deutschland verfolgt bei der Förderung von Jugendbeschäftigung einen integrierten Ansatz, der im Wesentlichen drei Dimensionen umfasst, die sich wechselseitig bedingen und ergänzen:

  • Förderung der Privatwirtschaft und Schaffung produktiver und menschenwürdiger Arbeitsplätze, unter anderem durch die Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen und des Zugangs zu Finanzierung für Unternehmen, den Aufbau wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstrukturen sowie durch Beratung zu wirtschaftspolitischen Themen wie Industrie- und Wettbewerbspolitik
  • Verbesserung der Abstimmung von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt durch effektive Berufsberatung und -orientierung, Arbeitsvermittlung und Arbeitsmarktinformationen
  • Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit der jungen Arbeitssuchenden durch verbesserte berufliche Bildung und Qualifizierung, insbesondere für benachteiligte Jugendliche
Werk­bank mit Schraub­stö­cken in ei­ner Lehr­werk­statt

Werkbank mit Schraubstöcken in einer Lehrwerkstatt

Werkbank mit Schraubstöcken in einer Lehrwerkstatt

Berufliche Bildung

Siehe auch
Schülerinnen einer Berufsschule in Ghana

Im Bereich der beruflichen Bildung hat sich das BMZ mit seiner Bildungsstrategie folgende Schwerpunkte gesetzt:

  • Zugang zu beruflicher Bildung für alle chancengerecht gestalten
  • Berufsbildungssysteme stärker auf den Arbeitsmarkt ausrichten
  • Berufliche Bildung im ländlichen Raum fördern
  • Qualifizierung von Lehr- und Ausbildungspersonal sowie die nachhaltige Finanzierung von Berufsbildungssystemen
  • Qualifizierungssysteme für die Sektoren erarbeiten, in denen der Fachkräftemangel besonders hoch ist (insbesondere Landwirtschaft, Energie, Industrie, Handwerk, Gesundheitssysteme) und bedarfsgerechte Qualifizierung für Zielgruppen im informellen Sektor
  • Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) sicherstellen