Kamerun Partnerschaft in schwierigem Umfeld
Lange Zeit galt Kamerun als Stabilitätsanker in einer instabilen Region. Doch seit 2016 ist das zentralafrikanische Land, das sich vom Atlantischen Ozean bis zum Tschadsee erstreckt, mit wachsenden Konflikten und zunehmenden politischen und gesellschaftlichen Spannungen konfrontiert.
In den englischsprachigen Provinzen North-West und South-West kämpfen separatistische Gruppen für eine Loslösung von Kamerun und die Gründung der "Republik Ambazonia". Im Norden des Landes verübt die islamistische Terrororganisation Boko Haram immer wieder Selbstmordanschläge, die zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung fordern. Angespannt ist die Sicherheitslage auch an der Grenze zur krisengeschüttelten Zentralafrikanischen Republik.
Aktuelle Reise- und Sicherheitshinweise und Informationen über die politische Situation in Kamerun finden Sie auf der Website des Auswärtigen Amts (Externer Link).
Reformen dringend erforderlich
Ein erheblicher Reform- und Investitionsstau hemmt die Entwicklung Kameruns. Das Wirtschaftswachstum reicht nicht aus, um die Armut im Land dauerhaft zu verringern. Seit 1961 wird Kamerun von derselben Partei regiert. Präsident Paul Biya ist bereits seit 1982 Staatsoberhaupt, im Oktober 2018 wurde der 85-Jährige für weitere sieben Jahre im Amt bestätigt. Die Parlaments- und Kommunalwahlen, die ebenfalls im Herbst 2018 hätten stattfinden sollen, wurden von der Regierung mehrfach verschoben und fanden im Februar 2020 statt. Die Regierungspartei RDPC erhielt dabei 152 von 180 Mandaten.
Entwicklungszusammenarbeit
Deutschland ist seit mehr als 50 Jahren in Kamerun entwicklungspolitisch aktiv. Aktuell liegen die Schwerpunkte der Zusammenarbeit in den Bereichen Schutz und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, gute Regierungsführung sowie ländliche Entwicklung. Außerdem wird das Land im Bereich Gesundheit und bei der Versorgung von Flüchtlingen unterstützt.
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Kamerun
Deutschland gehört zu den wichtigsten entwicklungspolitischen Förderern Kameruns. Bei Regierungsverhandlungen im Juni 2016 und durch spätere Zusagen wurden Mittel in Höhe von 125,5 Millionen Euro neu zur Verfügung gestellt. Davon entfallen 64,5 Millionen Euro auf die finanzielle Zusammenarbeit (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) (FZ) und 61 Millionen Euro auf die technische Zusammenarbeit (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) (TZ).
Im Jahr 2017 erfolgte eine Zwischenzusage über 13,6 Millionen Euro (FZ 8,6 und TZ 5,0), im Jahr 2018 wurden 10,04 Millionen Euro (TZ) zugesagt.
Die Entwicklungszusammenarbeit konzentriert sich auf folgende Schwerpunkte:
- Schutz und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen
- Gute Regierungsführung
- Ländliche Entwicklung
Kamerun profitiert außerdem von verschiedenen regionalen Programmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. So unterstützt Deutschland die zentralafrikanische Waldkommission (COMIFAC) und fördert gemeinsame Vorhaben mit der Zentralafrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft (CEMAC).
Weitere Bereiche der Zusammenarbeit
Zusätzlich zu den vereinbarten Schwerpunkten unterstützt Deutschland Kamerun bei der Versorgung von Flüchtlingen sowie im Bereich Gesundheit.
Flüchtlinge versorgen, Fluchtursachen vorbeugen
Aus der Zentralafrikanischen Republik geflüchtete Frauen in einem Aufnahmelager in Ostkamerun
Die politischen Krisen rund um den Tschadsee und in der Zentralafrikanischen Republik stellen Kamerun vor große Herausforderungen: Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) hat das Land fast 440.000 Flüchtlinge und Asylsuchende aufgenommen (Stand: Ende Dezember 2020). Das BMZ fördert ein Vorhaben, das darauf abzielt, die Situation der Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik zu verbessern.
Im armen Norden Kameruns fehlt es vielen Jugendlichen an beruflichen und sozialen Perspektiven. Das treibt sie in die Arme extremistischer Gruppen. Um neuer Gewalt und damit auch neuen Fluchtbewegungen vorzubeugen, trägt das BMZ dazu bei, die Lebensbedingungen der jungen Menschen zu verbessern. Gemeinsam mit internationalen und lokalen Organisationen vermittelt es ihnen Jobs und Ausbildungsangebote und unterstützt sie bei der Unternehmensgründung. Das Vorhaben wird von der Europäischen Union mitfinanziert.
Engagement für Müttergesundheit
Viele Frauen in Kamerun haben keine Möglichkeit, sich vor, während und nach der Geburt medizinisch betreuen zu lassen. Die Müttersterblichkeit ist entsprechend hoch. Deutschland unterstützt Kamerun daher bei der Hebammenausbildung und weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der Müttergesundheit. Unter anderem werden im ganzen Land Gesundheitsstationen erneuert und mit medizinischen Geräten ausgestattet. Schwangere Frauen erhalten Gutscheine, die es ihnen ermöglichen, sich in einer Klinik fachgerecht betreuen zu lassen.