Jemen Land in humanitärer Krise

In Jemen herrscht nach Einschätzung der Vereinten Nationen die schlimmste humanitäre Krise der Welt. Der seit 2015 andauernde bewaffnete Konflikt hat die bereits zuvor kritische Lage im Land noch deutlich verschärft.

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Jemen gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern (LDC (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)). Neben der extrem instabilen politischen Lage sorgen das starke Bevölkerungswachstum, Wassermangel, eine hohe Arbeitslosigkeit, ein schwaches Bildungs- und Gesundheitssystem sowie häufige Naturkatastrophen wie Dürren und Überschwemmungen für große Not. Die Landwirtschaft kann die Bevölkerung nicht ernähren, die Abhängigkeit von Importen steigt. Die Öl- und Gasvorräte des Landes werden in absehbarer Zeit erschöpft sein. Zwei Drittel der Bevölkerung sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Ein einheitlicher Nationalstaat existiert in Jemen nicht mehr – die Regierung hat die Kontrolle über weite Teile des Landes verloren . Die Umsetzung dringend erforderlicher Reformen, insbesondere in den Bereichen Rechtsstaatlichkeit, politische Teilhabe, Geschlechtergerechtigkeit, Dezentralisierung und wirtschaftliche Entwicklung, ist unter den derzeit herrschenden Umständen nicht möglich.


Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Jemen

Jemen zählt zu den sogenannten Nexus- und Friedenspartnern (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die Schwerpunkte der Kooperation liegen in den Bereichen Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie Bildung. Darüber hinaus unterstützt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit die jemenitische Bevölkerung in den Bereichen Gesundheit, nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Beschäftigungsförderung, Ernährungssicherung, Friedensentwicklung, gute Regierungsführung sowie Stärkung der Rolle der Frauen und der Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen).

Zusammenarbeit während des aktuellen Konflikts

In der derzeitigen Krise hat Deutschland die Zusammenarbeit mit Jemen nicht eingestellt, sondern an die aktuellen Herausforderungen angepasst. Die Vorhaben werden möglichst staatsfern umgesetzt.

Aufgrund der Sicherheitslage ist derzeit kein deutsches Personal permanent vor Ort, jedoch führen jemenitische Beschäftigte der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) zahlreiche Projekte im ständigen Austausch mit der Zentrale durch. Außerdem unterstützt Deutschland die Arbeit nichtstaatlicher lokaler Partner sowie internationaler Organisationen, etwa des Welternährungsprogrammes (WFP), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) und des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)).

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat die Unterstützung für Jemen in den vergangenen Jahren deutlich erhöht – von rund 60 Millionen Euro 2018 auf 167 Millionen Euro im Jahr 2022.

Ein zerstörtes Gebäude in der jemenitischen Großstadt Taiz

Ein zerstörtes Gebäude in der jemenitischen Großstadt Taiz

Ein zerstörtes Gebäude in der jemenitischen Großstadt Taiz

Versorgung aufrechterhalten und ausbauen

Ziel des deutschen Engagements ist, die Lebensbedingungen der jemenitischen Bevölkerung kurzfristig zu stabilisieren und mittelfristig zu verbessern. Noch vorhandene öffentliche Strukturen zur Basisversorgung (Wasserversorgung, Gesundheit, Bildung) werden mit deutscher Unterstützung aufrechterhalten. Hier wird flexibel an die humanitäre Hilfe unter Federführung des Auswärtigen Amtes angeknüpft.

Durch deutsche Unterstützung haben seit 2015 etwa 281.000 Schülerinnen und Schüler (davon 145.000 Mädchen) eine verbesserte Schulbildung erhalten. Die Arbeitsbedingungen von 8.900 Schulangestellten (davon mehr als 5.400 Frauen) wurden verbessert. Seit 2018 wurden rund 1.500 Klassenzimmer instand gesetzt. Dadurch haben sich die Lernbedingungen von etwa 200.000 Kindern (davon rund 50 Prozent Mädchen) verbessert.

Darüber hinaus erhielten seit 2015 rund 2,3 Millionen Menschen einen besseren Zugang zu einer Wasser- und Sanitärversorgung; 34.264 Haushalte in ländlichen Gebieten wurden an eine sichere Trinkwasserversorgung angeschlossen.

Seit 2017 wurden mehr als 30.000 Kinder in zertifizierten Gesundheitseinrichtungen geboren. Aktuell werden 41 Gesundheitseinrichtungen und (Covid-19-)Isolierstationen renoviert. Diese Einrichtungen versorgen jährlich rund 2,2 Millionen Patientinnen und Patienten.

Aktuelle Situation

Politische Situation
Luftangriff in Sanaa, Jemen, 5. November 2015: Ein Rauchpilz steigt im Hintergrund auf, im Vordergrund Trümmer und Ruinen von Häusern. aus
Humanitäre Lage
Ruine in der Nähe einer Hilfseinrichtung in Raymah, Jemen.

Stand: 28.03.2023