Straßenverkehr in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso
Urheberrecht© Ute Grabowsky/photothek.net
ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT MIT SAHEL Herausforderungen begegnen und Perspektiven stärken
Die Sahelregion
Der Sahel erstreckt sich südlich der Sahara quer über den afrikanischen Kontinent. Fünf Länder bilden die Kernregion des Sahels: von Mauretanien im Westen am Atlantik gelegen über die Binnenstaaten Mali, Burkina Faso, Niger bis zum Tschad im Osten. Die Region ist durch vielfältige Kulturen, Sprachen und Lebensformen über Landesgrenzen hinweg verbunden. Der Sahel beheimatet eine überaus junge Bevölkerung: mehr als zwei Drittel der Bevölkerung sind jünger als 25 Jahre alt.
Der Sahel in Zahlen
- Fast 100 Mio. Menschen leben in den fünf Kern-Sahelländern (2024)
- Über 200 Sprachen gibt es in der Region
- 5,1 Mio. km² Gesamtfläche: Damit ist die Region rund 20% größer als die Europäische Union (4,1 Mio. km²)
- Niger hat die jüngste Bevölkerung der Welt (15,4 Jahre Durchschnittsalter). Das durchschnittliche Alter der gesamten Region liegt bei 17,7 Jahren. Die Bevölkerung in Deutschland ist im Schnitt 46,7 Jahre alt.
- Rund 61% der Bevölkerung ab 15 Jahren im Sahel gelten als Analphabeten
- Der Großteil der Bevölkerung ist in der Landwirtschaft tätig
- Gold ist das wichtigste Exportprodukt. Weitere bedeutsame Exportgüter sind andere Bergbauprodukte (Eisenerz, Uran) und Rohöl sowie landwirtschaftliche Produkte (Baumwolle, Ölsaaten wie z.B. Sesam und Sheanüsse).
Herausforderungen in der Region
Trotz seines Potenzials steht der Sahel vor großen Herausforderungen. Der Klimawandel wirkt sich hier besonders stark aus: Längere Trockenperioden, unregelmäßige Regenzeiten und Bodendegradation gefährden die Lebensgrundlagen vieler Menschen. Infolge von Putschen werden Mali, Burkina Faso und Niger von Militärregierungen geführt, gleichzeitig fordert insbesondere die junge Generation mehr politische und soziale Teilhabe sowie ökonomische Chancen. Hinzu kommen sozioökonomische Belastungen wie hohe Arbeitslosigkeit, unzureichende Infrastruktur und geringer Zugang zu sozialen Grunddiensten wie Bildung, Wasser, Energie- und Gesundheitsversorgung – vor allem in ländlichen Regionen. Terrorismus und gewaltsame Konflikte verschärfen die Situation zusätzlich und rund drei Millionen Menschen sind innerhalb der Region auf der Flucht. Die Instabilität wirkt sich zunehmend auch auf die angrenzenden Küstenstaaten wie Côte d’Ivoire, Ghana, Togo und Benin aus.
Warum der Sahel für Europa von Bedeutung ist
Die Menschen in der Region brauchen Perspektiven für ihre Zukunft. Nur so gibt es langfristige, nachhaltige Entwicklung und Stabilität im Sahel. Aber die Entwicklungen im Sahel betreffen nicht nur die Region selbst – sie haben globale Auswirkungen. Klimawandel, Sicherheit, Migration und wirtschaftliche Verflechtungen verbinden Afrika und Europa auf vielseitige Weise.
„Der Sahel ist eine Region mit Herausforderungen – aber auch voller Chancen. Unsere Entwicklungszusammenarbeit setzt genau dort an, wo Perspektiven entstehen: bei jungen Menschen, bei nachhaltiger Landwirtschaft, bei besserer Bildung und Beschäftigung. Gemeinsam mit unseren Partnerländern stärken wir Stabilität, fördern Zukunftsperspektiven und leisten einen Beitrag zu einer friedlicheren und gerechteren Zukunft.“ - Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan
Deutschland unterstützt den Sahel mit seinem entwicklungspolitischen Engagement auf vielfältige Weise: in der direkten, bilateralen Zusammenarbeit sowie gemeinsam mit internationalen Partnern, unter anderem in der Sahel-Allianz. Zudem nimmt das BMZ im Rahmen seiner Sahel-Plus Strategie die regionalen Herausforderungen und angrenzenden Küstenländer in den Blick.
Internationale Zusammenarbeit koordinieren und stärken
Deutschland, Frankreich und die Europäische Union riefen im Juli 2017 die Sahel-Allianz (Externer Link) zur Unterstützung der vielfältigen Herausforderungen ins Leben. Weitere Staaten und Organisationen schlossen sich bald darauf an, mittlerweile gibt es 18 Mitglieder und neun Beobachter. Bis 2023 hat sich die Sahel-Allianz über die Regionalorganisation G5 Sahel zu den Entwicklungsprioritäten der Sahel-Länder abgestimmt. Infolge von politischen Umbrüchen in der Region findet der gemeinsame Austausch zwischen den Gebern und Partnerländern über das Forum nicht mehr statt.
Seit dessen Gründung hat Deutschland das Bündnis intensiv mitgestaltet, zuletzt durch die Präsidentschaft der Sahel-Allianz. Ein Fokus lag dabei auf gezielten Veränderungen in den Bereichen Bildung, soziale Sicherung und Basisdienstleistungen. Deutschland stieß unter seiner Präsidentschaft einen Reformprozess der Allianz an. Ziel dessen ist es, wieder einen gemeinsamen Dialog mit den Sahel-Staaten zu deren entwicklungspolitischen Herausforderungen aufzusetzen.
Zwischen 2018 und 2023 setzten die Mitglieder der Sahel-Allianz über 1.000 Projekte mit einem finanziellen Volumen von rund 23 Milliarden Euro um. Die Zusammenarbeit konzentriert sich auf fünf Kernbereiche: Bildung und Jugendbeschäftigung, Landwirtschaft und Ernährungssicherheit, Energie und Wasser, gute Regierungsführung sowie Dezentralisierung und Grundversorgung. Die Allianz dient jedoch nicht nur der Projektarbeit, sondern auch als Forum zur Abstimmung politischer Positionen der Gebergemeinschaft. Zudem fördert die Sahel-Allianz über einen integrativen Ansatz (Approche Territoriale Intégrée (Externer Link)) Ansatz die Zusammenarbeit zwischen Sicherheit, humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit in enger Abstimmung mit lokalen Autoritäten.
Stand: 15.10.2025