Kinderrechte Ausbildung und Jugendbeschäftigung
Schüler der Berufsschule ETEKA im ruandischen Kabgayi Ruanda arbeiten an einem elektrischen Schaltsystem.
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung zählen zu den größten Problemen in den Kooperationsländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Jugendliche, und unter ihnen vor allem junge Frauen, sind besonders stark betroffen: Nach Berechnungen der Internationalen Arbeitsorganisation (Externer Link) (ILO) sind derzeit etwa 60 Millionen junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos. In den nordafrikanischen Staaten ist fast jeder dritte Jugendliche betroffen.
In Subsahara-Afrika leben 70 Prozent der Jugendlichen, die einer Beschäftigung nachgehen, trotzdem in extremer oder moderater Armut. Denn neben Arbeitslosigkeit stellen insbesondere in Entwicklungsländern auch Unterbeschäftigung sowie Beschäftigung zu menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen große Herausforderungen dar – viele Jugendliche und deren Familien können es sich gar nicht leisten, arbeitslos zu sein.
Die hohe Jugendarbeitslosigkeit sorgt nicht nur für großen wirtschaftlichen Schaden im betreffenden Land, auch die sozialen Kosten sind hoch: Junge Menschen, die keine Arbeit finden, entwickeln keine Zukunftsperspektiven. Sie sind frustriert, fühlen sich nutzlos und gesellschaftlich ausgeschlossen. Darin liegt ein wesentliches Konflikt- und Gewaltpotenzial.
Chance auf Einkommen und Teilhabe
Berufliche Bildung umfasst sowohl die berufliche Erst- als auch die Weiterbildung. Sie verbessert die Chance auf menschenwürdige Arbeit, mit der sich ein angemessenes Einkommen erzielen und der Spirale von Armut und Abhängigkeit entkommen lässt. Sichere und fair bezahlte Arbeit bietet Jugendlichen auch eine Chance auf soziale Integration und Kompetenzerwerb und befähigt sie, aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben und sich mit ihren Ideen einzubringen ("Agents of Change").
Der Zugang zu qualitativer Aus- und Weiterbildung sowie würdiger Beschäftigung für Jugendliche ist daher eine wichtige Voraussetzung zur effektiven und nachhaltigen Armutsbekämpfung. Denn eine junge Bevölkerung trägt im Sinne einer demographischen Dividende auch zum wirtschaftlichen Wachstum eines Landes bei, wenn ausreichend in Gesundheit, Bildung und produktive Beschäftigung, insbesondere für Mädchen und Frauen, investiert wird.
In den kommenden Jahren wird die Zahl junger Menschen, die auf den Arbeitsmarkt drängen, massiv steigen. Ihnen eine berufliche Bildung, menschenwürdige Beschäftigung sowie ein existenzsicherndes Einkommen und damit eine Perspektive zu geben, ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherung eines friedlichen Miteinanders in der Welt. Deshalb nimmt sich die internationale Gemeinschaft mit dem achten nachhaltigen Entwicklungsziel (SDG 8.6) vor, die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Mit dem Bildungsziel (SDG 4) soll allen Menschen eine Bildung und Ausbildung ermöglicht werden.
Der integrierte Ansatz zur Förderung von Jugendbeschäftigung
Deutschland verfolgt bei der Förderung von Jugendbeschäftigung einen integrierten Ansatz, der im Wesentlichen drei Dimensionen umfasst, die sich wechselseitig bedingen und ergänzen:
- Förderung der Privatwirtschaft und Schaffung produktiver und menschenwürdiger Arbeitsplätze, unter anderem durch die Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen und des Zugangs zu Finanzierung für Unternehmen, den Aufbau wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstrukturen sowie durch Beratung zu wirtschaftspolitischen Themen wie Industrie- und Wettbewerbspolitik
- Verbesserung der Abstimmung zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt durch effektive Berufsberatung und -orientierung, Arbeitsvermittlung und Arbeitsmarktinformationen
- Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit der jungen Arbeitssuchenden durch verbesserte berufliche Bildung und Qualifizierung, insbesondere für benachteiligte Jugendliche
Berufliche Bildung
Werkbank mit Schraubstöcken in einer Lehrwerkstatt
Das BMZ hat sich mit der Bildungsstrategie 2015 im Bereich der beruflichen Bildung folgende Schwerpunkte gesetzt:
- Zugang zu beruflicher Bildung für alle chancengerecht gestalten
- Berufsbildungssysteme stärker auf den Arbeitsmarkt ausrichten
- Berufliche Bildung im ländlichen Raum fördern
- Qualifizierungssysteme für die Sektoren erarbeiten, in denen der Fachkräftemangel besonders hoch ist (insbesondere Landwirtschaft, Energiesektor, Industrie, Handwerk, Gesundheitssysteme) und bedarfsgerechte Qualifizierung für Zielgruppen im informellen Sektor
- Moderne Dienstleistungssektoren wie Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) stärker fördern
- Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft sicherstellen
Dabei wirkt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit grundsätzlich auf die Achtung und Gewährleistung der Menschenrechte hin. Dazu zählen menschenwürdige Arbeitsbedingungen und die Kernarbeitsnormen der ILO. Auch das im Sozialpakt der Vereinten Nationen verbriefte Recht auf Arbeit wird in den Programmen thematisiert. So werden gezielt benachteiligte Gruppen wie junge Frauen, Menschen mit Behinderung und ethnische Minderheiten dabei unterstützt, ein eigenes Einkommen zu erzielen.