Hintergrund Die Bildungssituation in den Entwicklungsländern

„Ich bin Analphabetin, ich bin wie eine blinde Person“ sagt eine arme Frau aus Pakistan (aus der Weltbank-Studie „Voices of the Poor“ – Stimmen der Armen)

Die ärmsten Länder der Welt liegen auf dem Weg zu einer chancengerechten und hochwertigen Bildung weit zurück. Laut Weltbildungsbericht 2019 (Externer Link) haben rund 64 Millionen Kinder im Grundschulalter keine Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Mehr als 35 Millionen dieser Kinder leben in afrikanischen Ländern südlich der Sahara, knapp zwölf Millionen in Südasien.

Viele Mädchen und Jungen werden zwar eingeschult, brechen die Grundschule dann jedoch vorzeitig ab. Besonders dramatisch ist die Situation in Subsahara-Afrika: Dort schließen nur 64 Prozent der Kinder die Grundschule erfolgreich ab. Mängel sind auch bei der Qualität des Unterrichts zu verzeichnen. Nach Schätzungen der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) verfügen weltweit mehr als 56 Prozent der Grundschulkinder und mehr als 61 Prozent der Jugendlichen in der unteren Sekundarschule nicht einmal über grundlegende Lesefähigkeiten.

Im Jahr 2017 besuchten laut Weltbildungsbericht weltweit rund 61 Millionen Jugendliche nach Abschluss der Grundschule keine weiterführende Schule. Mehr als 138 Millionen Jugendliche und junge Erwachsene hatten keine Möglichkeit, die Hochschulreife oder einen berufsqualifizierenden Schulabschluss zu erreichen. Rund 102 Millionen Jugendliche (über 15 Jahre) und 750 Millionen Erwachsene können nicht lesen und schreiben, fast zwei Drittel von ihnen sind Frauen.

Der Weltbildungsbericht stellt fest, dass die Bildungschancen stark vom Wohnort und Einkommen abhängig sind: Kinder und Jugendliche auf dem Land schließen die Schule seltener ab als Gleichaltrige in der Stadt. Und je ärmer die Bevölkerung ist, desto schlechter stehen die Chancen, einen Schulabschluss zu erlangen.


Bildungsziele: Rückblick und Aussichten

Schülerin einer Mädchenschule in Irbid, Jordanien

Schülerin einer Mädchenschule in Irbid, Jordanien

Schülerin einer Mädchenschule in Irbid, Jordanien

Im Jahr 2000 verabschiedete die internationale Gemeinschaft auf dem Weltbildungsforum in Dakar den Aktionsplan „Bildung für alle“ (Education for All, EFA). Als Zieldatum wurde – ebenso wie für die im gleichen Jahr formulierten Millenniumsentwicklungsziele (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) – das Jahr 2015 gesetzt. Doch trotz erheblicher Fortschritte in einzelnen Ländern fiel die Gesamtbilanz negativ aus: Keines der EFA-Ziele wurde bis 2015 erreicht. Selbst das grundlegende Ziel, dass alle Kinder auf der Welt eine Grundschule besuchen und abschließen, wurde verfehlt.

Doch auch wenn die teilnehmenden Staaten ihren Verpflichtungen insgesamt nicht gerecht wurden, bewertet der Weltbildungsbericht 2015 die EFA-Bewegung als Erfolg: Die Welt sei 2015 weiter, als sie es wäre, wenn sie sich so langsam weiterentwickelt hätte wie in den 1990er Jahren. Die Erkenntnis aus den 15 Jahren lautet, dass technische Lösungen zur Bildungsförderung zwar wichtig sind, die politische Zugkraft jedoch entscheidend ist: Ohne den politischen Willen, ein großes Ausmaß an Reformen umzusetzen, ist das Ziel „Bildung für alle“ auf nationaler Ebene nicht zu erreichen.

Zudem wurde die EFA Fast Track Initiative 2011 in die Global Partnership for Education (Globale Partnerschaft für Bildung, GPE) umbenannt. Als Nachfolge der internationalen Bildungsinitiative strebt die GPE an, allen Kindern weltweit den Zugang zu qualitativ hochwertiger und kostenfreier Grundbildung zu ermöglichen.

Vor diesen Herausforderungen steht die Staatengemeinschaft nun auch bei der Umsetzung der Ende 2015 beschlossenen Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Während die EFA- und die Millenniumsziele den Schwerpunkt auf den Zugang zu Bildung legten, also vor allem quantitative Vorgaben formulierten, wird in der Agenda 2030 zusätzlich die Bildungsqualität in den Mittelpunkt gerückt.