Naher Osten Die Syrienkrise
Aktuelle Hinweise zu den schweren Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion: Deutschland hilft den Menschen vor Ort
Die katastrophalen Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion im Februar 2023 haben rund 60.000 Tote und Hunderttausende Verletzte gefordert, Millionen Menschen sind obdachlos. Die Situation trifft Frauen und Kinder besonders hart. Die in der Region lebenden fünf Millionen syrischen Geflüchteten haben erneut alles verloren und kaum Möglichkeiten, die Region zu verlassen.
Wie Deutschland den Menschen vor Ort umgehend geholfen hat und weiterhin hilft, erfahren Sie hier (Externer Link).
Die Erdbeben haben in der Türkei und in Syrien erhebliche Schäden an der Infrastruktur (Verkehr, Gebäude) verursacht, die die Lebensgrundlagen der Menschen in der Region gefährden.
Wie Sie diese Menschen unterstützen können, erfahren Sie hier (Externer Link).
Das BMZ unterstützt über Engagement Global Einzelpersonen, Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), Kommunen, Schulen, Wirtschaft und Stiftungen dabei, sich entwicklungspolitisch zu engagieren.
(Stand: Juni 2023)
Engagement des Entwicklungsministeriums (BMZ) für die vom Erdbeben betroffenen Menschen in der Region
Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) hilft den vom Erdbeben Betroffenen in der Region. Bereits seit Beginn des bewaffneten Konflikts in Syrien engagiert sich das BMZ dort in erheblichem Umfang. Auch in der besonders stark vom Erdbeben betroffenen Region im Süden der Türkei und in Nordsyrien finanziert das BMZ Projekte, die syrischen Geflüchteten und den aufnehmenden Gemeinden zugutekommen.
In diesem Rahmen hat das BMZ bereits in den ersten Tagen und Wochen nach den Erdbeben in Abstimmung mit den Partnern vor Ort rund 13 Millionen Euro aus laufenden Projekten für akute Hilfsmaßnahmen bereitgestellt. Ziel dieser Maßnahmen ist die Unterstützung bei der Wiederherstellung der Basisversorgung der Menschen in der Region.
Diese akuten Hilfsmaßnahmen beinhalten: die Beschaffung von Hilfsgütern (Medikamente, Heizgeräte, Kocher, Feldbetten, Treibstoff und anderes), die Unterstützung von Rettungsteams, den Kauf von Sachgütern für Schulen, die derzeit als Notunterkünfte dienen, und die Bereitstellung von psychologischen Ersthilfeteams. Auch werden 14 Suppenküchen weiterbetrieben sowie Bargeldtransfers für Kleinstunternehmen und besonders bedürftige Menschen bereitgestellt, damit sie die akute Notlage überbrücken können.
Gleichzeitig prüft das BMZ mit den zivilgesellschaftlichen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und multilateralen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Partnern vor Ort sowie mit den in der Erdbebenregion aktiven Durchführungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) (GIZ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und KfW Entwicklungsbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)), wie im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit an diese Hilfsmaßnahmen angeknüpft werden kann. Das betrifft zum Beispiel die Reparatur von zerstörten Wasserleitungen, Krankenhäusern und Schulen. Für diese Maßnahmen zum Wiederaufbau im Erdbebengebiet wurden bereits 20 Millionen Euro zugesagt.
(Stand: Juni 2023)
Zwei Kinder tragen ein Familien-Hygienepaket von UNICEF zu ihrem Zelt im Lager Fafin in der Nähe von Aleppo.
Über die Hälfte der syrischen Bevölkerung ist auf der Flucht: 5,2 Millionen Menschen sind in die Nachbarländer Syriens geflohen. 6,8 Millionen sind innerhalb des Landes vertrieben worden – darunter sehr viele Kinder. Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht.
Besonders viele Menschen aus Syrien wurden von der Türkei aufgenommen (etwa 3,3 Millionen). Auch im Libanon und in Jordanien haben viele Syrerinnen und Syrer Zuflucht gefunden (Libanon: rund 800.000 Geflüchtete bei rund vier Millionen Einwohnern, Jordanien: etwa 660.000 bei 9,5 Millionen Einwohnern). Zu den Aufnahmeländern zählen außerdem der Irak (mehr als 260.000 syrische Flüchtlinge) und Ägypten (rund 150.000). (Alle Zahlen: offiziell registrierte Flüchtlinge, Juli 2023)
Einen aktuellen Überblick des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) über die syrischen Flüchtlinge in der Region finden Sie hier (Externer Link) (englisch).
Deutsche Unterstützung für die vom Konflikt betroffenen Menschen
Seit Beginn der Krise in Syrien unterstützt das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) die vom Konflikt betroffenen Menschen in erheblichem Umfang und vor allem über Maßnahmen in den Nachbarländern Türkei, Libanon, Jordanien und Irak. Dabei stimmt sich das BMZ eng mit dem Auswärtigen Amt ab. So soll die Verbindung zwischen humanitärer Hilfe – für die das Auswärtige Amt verantwortlich ist – und der strukturbildenden, mittel- bis langfristig orientierten Unterstützung des BMZ sichergestellt werden.
Hauptziel des umfangreichen Engagements des BMZ ist es, den Menschen eine Lebensperspektive zu geben und es ihnen zu ermöglichen, sich langfristig selber zu versorgen. Neben den syrischen Flüchtlingen werden aber auch die aufnehmenden Gemeinden in den Nachbarländern gefördert, da diese die Hauptlast des großen Flüchtlingszustroms schultern. Somit wird die gesamte Region unterstützt und der soziale Zusammenhalt zwischen den syrischen Flüchtlingen und der Bevölkerung der aufnehmenden Gemeinden gestärkt.
Deutschland ist einer der größten Geber in der Syrienkrise. Zwischen 2012 und 2022 investierte das BMZ rund 9,5 Milliarden Euro in die Region.
Internationale Geberkonferenzen zur Syrienkrise
Die Konferenzen unterstreichen die Bedeutung des politischen Prozesses zur Lösung der Syrienkrise unter Führung der Vereinten Nationen. Sie dienen dazu, finanzielle Unterstützung für die Bewältigung der humanitären Krise zu mobilisieren und das Engagement der internationalen Gemeinschaft abgestimmt und bedarfsorientiert zu gestalten. Kurzfristig geht es dabei vor allem um die konkrete Verbesserung der Lebenssituation der Geflüchteten und ihrer Gastgeber in den Aufnahmeländern. Längerfristiges Ziel ist es, die Fluchtursachen zu bekämpfen und den Menschen in der Region eine Bleibeperspektive zu geben.
Mit den internationalen Mitteln sollen die Lebensbedingungen in und um Syrien verbessert werden. Den größten Bedarf hat die Staatengemeinschaft in den Bereichen Bildung und Beschäftigung, Ernährungssicherung und bei der Deckung weiterer Grundbedürfnisse identifiziert. In Anbetracht der Kriegsschäden an der syrischen Infrastruktur, der anhaltenden Dürren in der Region, den Folgen der Erdbeben vom 6. Februar 2023 sowie eines Choleraausbruchs in Syrien bedarf es einer gesteigerten Unterstützung im Bereich Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene. Auch in Bereichen des rechtlichen Schutzes, Gesundheit und Obdach sollen die Menschen weiterhin unterstützt werden.
Um diese Bedürfnisse decken zu können, haben die Vereinten Nationen für 2023 einen Bedarf von 5,4 Milliarden US-Dollar für die Bevölkerung in Syrien und 5,7 Milliarden US-Dollar für die Nachbarländer Syriens ermittelt.
Auf der elften Syrienkonferenz am 15. Juni 2023 wurden 5,56 Milliarden Euro und Kredite in Höhe von 4 Milliarden Euro zugesagt. Deutschlands Zusage beläuft sich auf insgesamt 1,05 Milliarden Euro (davon 568 Millionen Euro aus dem Haushalt des BMZ). Damit gehörte Deutschland mit der Europäischen Kommission und den USA erneut zu den drei wichtigsten Gebern der Region.
Beispiele für das Engagement des BMZ
Die Krisenbewältigung des BMZ konzentriert sich auf die entwicklungsorientierte mittel- und langfristig angelegte Stärkung der Widerstandsfähigkeit (Resilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) betroffener Menschen und örtlicher Strukturen. Dabei knüpft sie an kurzfristige Leistungen der humanitären Hilfe an und schafft Bedingungen, um mittelfristig eine Unabhängigkeit der Bevölkerung von der Nothilfe sicherzustellen.
In Syrien selbst werden Maßnahmen ausschließlich regierungsfern umgesetzt, eine Zusammenarbeit mit der syrischen Regierung oder De-facto-Autoritäten in Nordwest- und Nordostsyrien besteht nicht.
Zwei Beispiele für Ansätze des BMZ in der Region sind die Beschäftigungsoffensive Nahost sowie die Übergangshilfe in der Syrienkrise.
Beispiel Übergangshilfe in der Syrienkrise
Die strukturbildende Übergangshilfe hat es sich zum Ziel gemacht, die Widerstandsfähigkeit der vulnerablen Bevölkerung in Syrien zu stärken. Dabei geht es zum einen um die Wiederherstellung von Infrastruktur, zum Beispiel in den Bereichen Wasserversorgung, Landwirtschaft und Gesundheit. Zum anderen geht es um einen verbesserten Zugang zu informeller Bildung, Weiterbildung und Einkommen, um Perspektiven zu schaffen und Lebensbedingungen zu verbessern.
In den Nachbarländern Syriens konzentriert sich die strukturbildende Übergangshilfe vor allem darauf, den durch die Aufnahme Geflüchteter gestiegenen Druck auf die Basisinfrastruktur abzufedern. Mit deutscher Unterstützung wird zum Beispiel die Gesundheitsversorgung verbessert und der Zugang zu Bildung für alle gesichert. Außerdem werden Maßnahmen zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts gefördert.
Beispiel Beschäftigungsoffensive Nahost
Über sogenannte Cash-for-Work-Programme (deutsch: „Bargeld für Arbeit“) werden Arbeitsplätze geschaffen, die Flüchtlingen und Einheimischen in der Region ein schnell verfügbares Einkommen bieten, damit sie ihre Lebenssituation selbstbestimmt verbessern können. Die Ergebnisse der Arbeitsleistungen (beispielsweise neue Infrastruktur) dienen dem Gemeinwohl. Durch Jobs in den Bereichen Bildung und Gesundheit werden soziale Dienstleistungen wie Schulunterricht und medizinische Versorgung bereitgestellt. Die einheimische Bevölkerung der aufnehmenden Gemeinden wird in die Programme einbezogen. So wird ein Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden geleistet und sozialen Spannungen vorgebeugt.
2022 wurden rund 80.000 Jobs geschaffen. Zählt man die Familienangehörigen der Arbeitskräfte mit, verbessern sich dadurch die Lebensbedingungen und -perspektiven von rund 450.000 Menschen. Zudem ermöglichte die Beschäftigungsoffensive 2022 den Unterricht für mehr als eine halbe Million Kinder in den Nachbarländern Syriens.
SDG-Trends für Syrien
- Auf Kurs oder Bewahrung
- Leichte Verbesserung
- Stillstand
- Abnehmend
- Informationen nicht verfügbar