Befestigter Kornspeicher Qasr al Hadj, Libyen

Libyen

Mit dem Sturz des Diktators Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 zerfiel Libyen in verfeindete Lager. Seit 2020 herrscht ein Waffenstillstand, Wahlen haben aber bisher nicht stattgefunden. Seit 2022 ringen wieder zwei Regierungen und zahlreiche bewaffnete Milizen um die Vorherrschaft in dem nordafrikanischen Land, dessen Bevölkerung unter Gewalt, Unsicherheit und politischen Machtkämpfen leidet. Die Versorgungslage in Libyen ist, auch aufgrund der Verteuerung von Nahrungsmitteln infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, für einige Teile der Bevölkerung prekär. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in Libyen etwa 800.000 Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, viele davon Migrantinnen und Migranten sowie Binnenvertriebene.

Gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft (Europäische Union, Vereinte Nationen) unterstützt Deutschland Libyen bei der Friedensfindung, dem Aufbau demokratischer Institutionen und der Umsetzung politischer und wirtschaftlicher Reformen. Ziel ist eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilisierung des Landes und die Abhaltung freier und fairer Wahlen.

Das Interesse des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) an der Entwicklungszusammenarbeit mit Libyen ist – trotz der herausfordernden Rahmbedingungen – durch drei wesentliche Punkte zu erklären:

  • Migrationsmanagement
    Jedes Jahr versuchen Migrantinnen und Migranten aus verschiedenen Ländern, über Libyen das europäische Festland zu erreichen. Einige von ihnen schaffen es, andere verlieren auf dem gefährlichen Weg ihr Leben im Mittelmeer. Viele werden nach Libyen zurückgeführt, wo sie unter sehr schwierigen Bedingungen leben müssen. Mit seinem Einsatz engagiert sich das BMZ dafür, die wirtschaftliche Situation und den Zugang zu den grundlegendsten Bedürfnissen vor Ort zu verbessern, um die Lebensverhältnisse der libyschen Bevölkerung sowie der Migrantinnen und Migranten nachhaltig zu verbessern und neue Perspektiven zu schaffen.
  • Stärkung von Institutionen und dezentralisierten Strukturen
    2020 initiierte Deutschland den sogenannten Berliner Prozess zur Unterstützung der UN-Vermittlungen in Libyen. Ziel ist es, zusammen mit der internationalen Gemeinschaft und libyschen Vertretern eine politische Lösung für den Konflikt in Libyen zu finden und den demokratischen Übergangsprozess zu vollenden. In diesem Zusammenhang setzt sich das BMZ dafür ein, Libyen durch den Aufbau leistungsfähiger und transparenter Institutionen insbesondere auf kommunaler Ebene zu stärken, um zur Stabilisierung und zu größerer Resilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) des Landes beizutragen.
  • Wirtschaftliche Beziehungen
    Aus wirtschaftlicher Perspektive könnte eine engere Zusammenarbeit mit Libyen für Deutschland von Interesse sein, sofern diese mit legitim gewählten Institutionen vertieft werden kann. Das nordafrikanische Land verfügt über große Erdöl- und Erdgasreserven, liegt geografisch nahe und bietet zudem ein bedeutendes Potenzial im Bereich erneuerbarer Energien. Mit seinem Engagement unterstützt das BMZ Libyen dabei, die Privatwirtschaft zu entwickeln, die Arbeitslosigkeit nachhaltig zu verringern, insbesondere unter jungen Menschen und Frauen, sowie bessere Jobs und höhere Einkommen zu ermöglichen.


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Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Libyen

Libyen gehört zu den Nexus- und Friedenspartnern (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die Zusammenarbeit mit diesen Partnerländern konzentriert sich auf die strukturellen Ursachen von Konflikten und Fluchtbewegungen und fördert die Wiederherstellung von Frieden und Stabilität.

Das BMZ berät Regierung und Verwaltung beim Wiederaufbau und bei der Schaffung leistungsfähiger staatlicher Strukturen und stärkt die Zivilbevölkerung, vor allem auch Frauen und Jugendliche. Angesichts der Einnahmen des Landes aus dem Erdölexport liegt die Finanzierung der erforderlichen Infrastruktur weitgehend bei Libyen selbst.

Das Engagement des BMZ umfasst folgende Schwerpunkte:

  • Kommunale Entwicklung
    Stärkung der Bürgerbeteiligung in den Gemeinden, um eine effiziente Dezentralisierung zu unterstützen. Verbesserung der Lebensbedingungen in 30 Kommunen entlang wichtiger Migrationsrouten, unter anderem Einrichtung einer Müllabfuhr für 700.000 Menschen, Steigerung der Trinkwasserqualität für 1,1 Millionen Menschen, Aufbau von Frauen- und Jugendzentren, Verbesserung der Schulangebots für 100.000 Kinder.
  • Gesellschaftliche Teilhabe von Frauen und Jugendlichen
    Mehr als die Hälfte der libyschen Bevölkerung ist jünger als 30. Die meisten jungen Menschen und insbesondere Frauen sind jedoch von sozialer und politischer Teilhabe traditionell ausgeschlossen; staatliche und zivilgesellschaftliche (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Strukturen der Jugend- und Frauenförderung sind kaum vorhanden. In sechs Gemeinden werden Jugendmultiplikatorinnen und -multiplikatoren geschult und Jugendzentren errichtet sowie Programme zum inklusiven Unternehmertum in 16 öffentlichen Bildungsinstituten unterstützt.
  • Gesundheitsversorgung
    Verbesserung der Versorgung für 347.000 Menschen, Aufbau von Rettungsmannschaften und Notfallkomitees in 15 Städten, psychosoziale Unterstützung für 10.000 Kinder, Stärkung der Mütter- und Neugeborenengesundheit.
  • Erneuerbare Energien und Umweltschutz:
    Förderung der dezentralen Nutzung von Solarenergie, um Stromausfälle zu verhindern und Konflikte um die Energieversorgung abzubauen. Kapazitätsaufbau für die Anpassung an den Klimawandel auf nationaler sowie lokaler Ebene.

2024 stellte das BMZ Libyen 23 Millionen Euro zur Verfügung. Mit Zusagen in Höhe von 202,8 Millionen Euro seit 2015 ist Deutschland der zweitgrößte entwicklungspolitische Geber nach den USA. Die Umsetzung der Entwicklungsprojekte erfolgt durch die GIZ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Gesteuert wird die Zusammenarbeit seit 2022 wieder von Tripolis aus.

Aktuelle Situation

Entwicklungspolitische Kennzahlen

  • Libyen
  • Deutschland

Allgemeine Informationen

Hinweise für die Nutzung

Klicken Sie sich durch die oben angeordneten verschiedenen Rubriken und finden Sie aktuelle Zahlen aus Libyen sowie – zum Vergleich – aus Deutschland.

Weitere Informationen zu den einzelnen Daten und die Quellenangabe können Sie mithilfe des i-Zeichens abrufen.

Libyen Hauptstadt Tripolis

Gesamtbevölkerung

in Millionen (2024)
7,38
83,51

Fläche

in Quadratkilometern
1.759.540
357.600

Rang im HDI

Index der menschlichen Entwicklung (HDI), 193 Länder (Ränge können mehrfach belegt sein)
115
BZ
Flagge von Belize
115
LY
Flagge von Libyen
117
JM
Flagge von Jamaika
4
DK
Flagge von Dänemark
5
DE
Flagge von Deutschland
5
SE
Flagge von Schweden

Stand: 18.08.2025