Soziale Situation Armut und Ernährungsunsicherheit

Die – immer wieder auch mit Waffen ausgetragenen – politischen und sozialen Konflikte der vergangenen Jahre haben die Lebensbedingungen vieler Libyerinnen und Libyer verschlechtert. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen lag 2023 niedriger als vor dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi zwölf Jahre zuvor.

Straßenszene in Zliten, einer Stadt im Nordwesten Libyens

Straßenszene in Zliten, einer Stadt im Nordwesten Libyens

Straßenszene in Zliten, einer Stadt im Nordwesten Libyens

Libyen ist etwa fünfmal so groß wie Deutschland. Etwa 85 Prozent der Landesfläche nimmt die Sahara ein, der Großteil der rund 7,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner lebt daher entlang der Mittelmeerküste. Der Anteil der Stadtbevölkerung beträgt mehr als 80 Prozent.

Auf dem aktuellen Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen (HDI (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) steht Libyen auf Platz 115 von 193 ausgewerteten Staaten und weist damit unter den nordafrikanischen Ländern – nach Marokko (Rang 120) – den zweitniedrigsten Wert auf.


Grundversorgung nicht gesichert

Wasser- und Stromleitungen sind aufgrund mangelnder Wartung in schlechtem Zustand. Außerdem nutzen verschiedene Milizen Unterbrechungen der Trinkwasser- und Energieversorgung als Mittel der politischen Machtausübung. Die öffentlichen Gesundheitseinrichtungen können die Bevölkerung nicht ausreichend versorgen. Teile der kommunalen Infrastruktur wurden im Bürgerkrieg zerstört. Hier setzt die Unterstützung auch durch Deutschland an.

Die Preise für lebenswichtige Güter wie Weizen, Gerste und Mais sind seit 2021 stark gestiegen. Der Angriff Russlands auf die Ukraine und der eingeschränkte Zugang zu ausländischer Währung für Importe erhöhen den Inflationsdruck und die Gefahr von Versorgungsengpässen und Ernährungsunsicherheit.

Kaum Arbeitsplätze in privater Wirtschaft

Für Libyen liegen nur unzureichende Arbeitsmarktdaten vor. Demnach arbeiten etwa 68 Prozent der Beschäftigten im Dienstleistungssektor, etwa ein Viertel in der Industrie. Laut Schätzungen sind bis zu 89 Prozent der werktätigen Bevölkerung im öffentlichen Dienst oder in staatseigenen Unternehmen tätig.

Zwar nimmt die Bedeutung des Staates als Arbeitgeber und Arbeitsplatzbeschaffer ab. Doch noch ist die private Wirtschaft in Libyen wenig entwickelt. Neue Jobs entstehen vor allem im informellen Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), etwa in der Landwirtschaft, im Bauwesen und im Einzelhandel. Die Arbeitslosigkeit betrug 2024 nach offiziellen Angaben knapp 19 Prozent, bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen etwa 50 Prozent.

Stand: 18.08.2025