Politische Situation Machtkämpfe verhindern eine nachhaltige Entwicklung des Landes

Die Sicherheitslage in Libyen ist noch immer unbeständig, das Land ist weiterhin politisch gespalten. Seit März 2022 konkurrieren wieder zwei Regierungen um die politische Macht, es gibt wenige gesamtstaatlich anerkannte Institutionen; das staatliche Gewaltmonopol wird nur unvollständig umgesetzt.

Hafenpromenade in Tripolis

Hafenpromenade in Tripolis

Hafenpromenade in Tripolis

Seit dem weiterhin anhaltenden Waffenstillstand im Oktober 2020 befinden sich die Machtverhältnisse zwischen West und Ost in einem fragilen Status, in dem sich sowohl inländische als auch ausländische Akteure eingerichtet haben und ihre eigenen Interessen verfolgen. Währenddessen leidet die Bevölkerung unter häufigen Unterbrechungen der Strom- und Wasserversorgung und steigenden Lebensmittelpreisen. Die OECD (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) schätzt die Lage in Libyen in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sicherheit und Umwelt als extrem fragil (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) ein.

Die Vereinten Nationen (UN) versuchen, unterstützt unter anderem von Deutschland mit dem sogenannten Berliner Prozess, zwischen den politischen Akteuren zu vermitteln, um eine Lösung des Konflikts zu ermöglichen und den Weg zu freien und fairen nationalen Wahlen zu ebnen.


Menschenrechte

Die Lage der Menschenrechte hat sich nach Angaben der Nichtregierungsorganisation (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Freedom House in den vergangenen Jahren verschlechtert. In ihrem Bericht „Freedom in the World (Externer Link)“ von 2025 wird Libyen als „nicht frei“ eingestuft. In der Beurteilung der politischen Rechte und bürgerlichen Freiheiten erhielt das Land nur zehn von 100 möglichen Punkten.

Die UN-Unterstützungsmission (United Nations Support Mission in Libya, UNSMIL) berichtet von unrechtmäßigen Inhaftierungen und hat das „Verschwindenlassen“ von (vermeintlichen) politischen Gegnerinnen und Gegnern dokumentiert. Der Verbleib von Tausenden von Frauen, Männern und Kindern sei ungeklärt.

Flucht, Migration, Vertreibung

Libyen ist wichtigstes Transitland für Geflüchtete und Migrantinnen und Migranten, die von Nordafrika übers Mittelmeer nach Europa gelangen wollen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind mehr als 97.000 Geflüchtete und Asylsuchende in Libyen registriert, darunter zunehmend mehr Sudanesinnen und Sudanesen seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Sudan im April 2023 (Stand: August 2025).

Nach Schätzungen befanden sich im Mai 2025 rund 4.000 Personen in libyschen Internierungslagern. Aus diesen Lagern wird immer wieder über schwerste Menschenrechtsverletzungen berichtet. UNHCR hat seit 2017 mehr als 6.300 Geflüchtete aus Libyen evakuiert – hauptsächlich nach Niger, Ruanda, in europäische Staaten und nach Kanada.

Wegen der Kampfhandlungen im Inneren des Landes waren viele Libyerinnen und Libyer gezwungen, in andere Regionen des Landes zu fliehen. Zwar sind in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Vertriebene nach Hause zurückgekehrt. Mehr als 30.000 Menschen leben jedoch weiterhin als Binnenvertriebene (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) in Libyen.

Stand: 18.08.2025