Afghanistan
Aktuelle Situation
Die Lage in Afghanistan hat sich seit der Machtübernahme der Taliban am 15.8.2021 dramatisch verändert: Die de-facto-Regierung wird international nicht anerkannt. Pandemie und Dürren verstärken einen beispiellos schnellen Kollaps der afghanischen Wirtschaft – allein 2021 flüchteten Hunderttausende innerhalb Afghanistans und in die Nachbarländer, die Hälfte der Bevölkerung hungert. Afghanistan ist zu einer der größten humanitären Notlagen weltweit geworden. Die Wirtschaft bricht zusammen, Dürre, Corona-Pandemie und der Winter verschärfen die Krise.
Die internationale Gemeinschaft ist nicht untätig geblieben: Allein Deutschland hat zur Abmilderung der humanitären Katastrophe und zur Vorbeugung einer Destabilisierung der Region 600 Millionen Euro für humanitäre Hilfe, strukturbildende Übergangshilfe und Basisversorgung beigetragen; diese Mittel wurden in Afghanistan selbst, aber auch in den Nachbarländern – unter anderem zur Unterstützung afghanischer Flüchtlinge und aufnehmender Gemeinden – eingesetzt.
Zum Krisenpaket der Bundesregierung in Höhe von 600 Millionen Euro steuert das BMZ 250 Millionen Euro bei: Damit werden die Menschen in Afghanistan sowie afghanische Flüchtlinge und Aufnahmeländer in der Region unterstützt. Die folgende Übersicht zeigt, wie die Mittel verteilt wurden.

Grafik zur Krisenreaktion des BMZ in Afghanistan und Region
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Die Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen sind unverzichtbare Partner bei Ernährungssicherung, Bildung, Gesundheitsversorgung, psychosozialer Unterstützung, Beschäftigung und sozialer Sicherung. Entscheidend ist, dass die Hilfe unmittelbar der afghanischen Bevölkerung zugutekommt.
Ergebnisse des bisherigen Engagements
Seit Beginn des internationalen Einsatzes in Afghanistan 2002 konnte die deutsche Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft die Lebensbedingungen in Afghanistan verbessern:
- Die Zahl der Schulkinder hat sich verzwölffacht auf derzeit über 12 Millionen. Davon profitieren vor allem auch Mädchen.
- Durch den Aufbau der Stromversorgung wurden mehr als eine Million Menschen mit Energie versorgt.
- Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich vervierfacht.
- Die Lebenserwartung ist seit 2002 um neun Jahre gestiegen.
- 87 Prozent der Afghanen haben Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen (2001: 8 Prozent)
- 70.000 neue Trinkwasser-Haushaltsanschlüsse wurden durch die deutsche Zusammenarbeit gelegt.
Unterstützung für afghanische Binnenvertriebene und Flüchtlinge in den Nachbarländern
Bereits vor der Machtübernahme der Taliban war Afghanistan nach Syrien und Venezuela weltweit das drittgrößte Herkunftsland von Flüchtlingen – mehr als 2,5 Millionen Afghaninnen und Afghanen mussten bislang ihre Heimat verlassen. Die meisten Flüchtlinge verbleiben in der Region.
Eine Verstärkung der internationalen Hilfsmaßnahmen ist aktuell dringend notwendig, um die ansteigende Zahl an Binnenvertriebenen und Flüchtlingen in der unmittelbaren Nachbarschaft zu versorgen.