Jemen Land in humanitärer Krise

In Jemen herrscht nach Einschätzung der Vereinten Nationen eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt. Der seit 2015 andauernde bewaffnete Konflikt hat die bereits zuvor kritische Lage im Land noch deutlich verschärft.

Jemen gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern (LDC (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)). Neben der extrem instabilen politischen Lage verursachen das starke Bevölkerungswachstum, Wassermangel, eine hohe Arbeitslosigkeit, ein schwaches Bildungs- und Gesundheitssystem sowie häufige Naturkatastrophen wie Dürren und Überschwemmungen große Not. Die Landwirtschaft kann die Bevölkerung nicht ernähren, die Abhängigkeit von Importen steigt. Die Öl- und Gasvorräte des Landes werden in absehbarer Zeit erschöpft sein.

Mehr als 18 der rund 34 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Etwa die Hälfte der Menschen in Jemen hat nicht genug zu essen, rund fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren leiden an akuter Unterernährung.

Ein einheitlicher Nationalstaat existiert in Jemen nicht mehr – die international anerkannte Regierung hat die Kontrolle über weite Teile des Landes an die Huthi-Miliz verloren. Die Umsetzung dringend erforderlicher Reformen, insbesondere in den Bereichen Rechtsstaatlichkeit, politische Teilhabe, Geschlechtergerechtigkeit, Dezentralisierung und wirtschaftliche Entwicklung, ist unter den derzeit herrschenden Umständen nicht möglich.



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Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Jemen

Jemen zählt zu den sogenannten Nexus- und Friedenspartnern (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die Schwerpunkte der Kooperation liegen in den Bereichen Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie Bildung. Darüber hinaus unterstützt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit die jemenitische Bevölkerung in den Bereichen Gesundheit, nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Beschäftigungsförderung, Ernährungssicherung, Friedensentwicklung, gute Regierungsführung sowie Stärkung der Rolle der Frauen und der Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen).

Ziel des deutschen Engagements ist, die Lebensbedingungen der jemenitischen Bevölkerung kurzfristig zu stabilisieren und mittelfristig zu verbessern. Noch vorhandene öffentliche Strukturen zur Basisversorgung (Wasserversorgung, Gesundheit, Bildung) werden mit deutscher Unterstützung aufrechterhalten. Hier wird flexibel an die humanitäre Hilfe unter Federführung des Auswärtigen Amtes angeknüpft.

Zusammenarbeit während des aktuellen Konflikts

In der derzeitigen Krise hat Deutschland die Zusammenarbeit mit Jemen nicht eingestellt, sondern an die aktuellen Herausforderungen angepasst. Die Vorhaben werden möglichst staatsfern umgesetzt.

Aufgrund der Sicherheitslage ist derzeit kein deutsches Personal permanent vor Ort. Zahlreiche Projekte werden jedoch von jemenitischen Beschäftigten der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) zumgesetzt, die im ständigen Austausch mit der Zentrale stehen. Außerdem unterstützt Deutschland die Arbeit nichtstaatlicher lokaler Partner sowie internationaler Organisationen, etwa des Welternährungsprogramms (WFP (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) und des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)).

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat die Unterstützung für Jemen in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. 2023 sagte das BMZ insgesamt 163,7 Millionen Euro neu zu. Davon entfallen 63,9 Millionen Euro auf die finanzielle (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und technische Zusammenarbeit (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und 95,6 Millionen auf die strukturbildende Übergangshilfe. 4,2 Millionen Euro wurden im Rahmen der Sonderinitiative „Geflüchtete und Aufnahmeländer“ zugesagt. Über die Übergangshilfe und die Sonderinitiative sollen 2024 weitere Mittel bereitgestellt werden.

Ein zerstörtes Gebäude in der jemenitischen Großstadt Taiz

Ein zerstörtes Gebäude in der jemenitischen Großstadt Taiz

Ein zerstörtes Gebäude in der jemenitischen Großstadt Taiz

Wirkungen

Durch deutsche Unterstützung haben seit 2015 etwa 787.000 Schülerinnen und Schüler (davon 383.000 Mädchen und 92.000 Binnenvertriebene (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) eine verbesserte Schulbildung erhalten. Die Arbeitsbedingungen von 44.500 Schulangestellten (davon mehr als 17.400 Frauen) wurden verbessert. Mehr als 2.560 Klassenzimmer wurden instand gesetzt. Dadurch haben sich die Lernbedingungen von rund 183.000 Kindern (53 Prozent Mädchen) verbessert.

Darüber hinaus erhielten seit 2015 rund 11,3 Millionen Menschen in Jemen einen besseren Zugang zur Wasser- und Sanitärversorgung. In ländlichen Gebieten wurden etwa 285.000 Haushalte an eine sichere Trinkwasserversorgung angeschlossen, weitere 140.000 Haushalte erhielten angemessene Sanitäranlagen.

Seit 2017 wurden mehr als 100.000 Kinder in zertifizierten Gesundheitseinrichtungen geboren. Mehr als 275.000 Gutscheine für Gesundheitsleistungen rund um die Geburt wurden an schwangere Frauen verteilt. Derzeit werden 43 Gesundheitseinrichtungen und Isolierstationen renoviert. Diese Einrichtungen versorgen jährlich rund 3,4 Millionen Patientinnen und Patienten. 49 Gesundheitszentren wurden qualitätszertifiziert, 44 Einrichtungen haben mit deutscher Unterstützung ihre Arbeit wieder aufgenommen und berücksichtigen insbesondere die Bedürfnisse benachteiligter Personen.

Darüber hinaus wurden seit 2021 mehr als 9.900 Kredite über Mikrofinanzinstitute vergeben, wodurch mehr als 22.400 Arbeitsplätze entstanden sind. Über direkt entlohnte Beschäftigungsmaßnahmen („Cash for Work“-Projekte) wurden seit 2015 mehr als 56.300 Jobs geschaffen, ein Großteil davon im ländlichen Raum.

Aktuelle Situation

Entwicklungspolitische Kennzahlen

  • Jemen
  • Deutschland

Allgemeine Informationen

Hinweise für die Nutzung

Klicken Sie sich durch die oben angeordneten verschiedenen Rubriken und finden Sie aktuelle Zahlen aus Jemen sowie – zum Vergleich – aus Deutschland.

Weitere Informationen zu den einzelnen Daten und die Quellenangabe können Sie mithilfe des i-Zeichens abrufen.

Jemen Hauptstadt Sana'a

Gesamtbevölkerung

in Millionen (2022)
33,7
83,8

Fläche

in Quadratkilometern
527.970
357.590

Rang im HDI

Index der menschlichen Entwicklung (HDI), 193 Länder (Ränge können mehrfach belegt sein)
185
BF
Flagge von Burkina Faso
186
YE
Flagge von Jemen
187
BI
Flagge von Burundi
5
SE
Flagge von Schweden
7
DE
Flagge von Deutschland
7
IE
Flagge von Irland

Stand: 23.04.2024