Impfzentrum in Togo

Sondermittel Impfstofflogistik Die letzte Meile überbrücken: Wie aus Impfstoffen Impfungen werden

Mangelnde Infrastruktur, Krisen und Konflikte, politische Fehlentscheidungen und Falschinformationen führen dazu, dass in vielen Ländern des Globalen Südens (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) große Teile der Bevölkerung nicht gegen Covid-19 und andere Infektionskrankheiten geimpft sind. Mit der Last-Mile-Initiative (deutsch: Letzte-Meile-Initiative) trägt Deutschland dazu bei, dass Corona-Impfstoffe mehr Menschen erreichen.

Die Impfstoffe gegen Covid-19 gelten als wichtiger Meilenstein bei der Eindämmung der Corona-Pandemie. Über die Ungleichverteilung der anfangs begrenzt verfügbaren Impfdosen wurde in der internationalen Gemeinschaft viel diskutiert. Diese landeten vor allem in den Industriestaaten und kaum in den Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen. Doch nach knapp zwei Jahren Pandemie war nicht mehr die Verfügbarkeit der Impfstoffe das größte Problem, sondern ihre Verteilung.

Dass Impfstoffe nicht dort ankommen, wo sie dringend gebraucht werden, liegt häufig an mangelnder Infrastruktur und unzureichenden Gesundheitssystemen. Mehr als 30 Länder weltweit gelten als fragil (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), die meisten davon liegen auf dem afrikanischen Kontinent. Die dort herrschenden Krisen und bewaffneten Konflikte machen die Verteilung von Impfstoffen nahezu unmöglich.

Auch in abgelegenen Gebieten sind die Chancen geimpft zu werden verschwindend gering. Ohne Kühlkette, ohne Strom, ohne Krankenakten oder medizinisches Personal können Impfstoffe und Medikamente nicht rechtzeitig verabreicht werden. Andernorts behindern politische Fehlentscheidungen und zu Impfskepsis führende Falschinformationen eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung.


Impfstoffe verderben innerhalb weniger Stunden

Fast alle Impfstoffe müssen durchgängig gekühlt werden. Sind verdünnte Impfdosen erst einmal aufgetaut, müssen sie innerhalb von sechs bis acht Stunden gespritzt werden. Das ist in vielen Ländern des Globalen Südens unmöglich.

Um hier Abhilfe zu schaffen, hat Deutschland gleich zu Beginn der Corona-Pandemie im April 2020 den Koordinierungsmechanismus Access to Covid-19 Tools Accelerator“ (ACT-A) (Externer Link) mitgegründet. Mit einem Beitrag von dreieinhalb Milliarden Euro ist Deutschland bis heute dessen zweitgrößter Geber. Ein Großteil dieser Gelder ist in die internationale Impfstoffplattform COVAX geflossen, die mehr als 1,9 Milliarden Impfdosen weltweit verteilt hat.

Dennoch ist die weltweite Impfrate hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Besonders betroffen ist der afrikanische Kontinent mit einer durchschnittlichen Impfrate von nur 17 Prozent. Die Unterschiede zwischen den Ländern Afrikas sind allerdings enorm: Während im Inselstaat Mauritius fast 90 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen Covid-19 geimpft wurden, waren es in der Demokratischen Republik Kongo nur knapp 13 Prozent. Die weltweit niedrigste Impfrate hat Burundi – dort haben die Impfstoffe nur 0,3 Prozent der Bevölkerung erreicht (Stand: März 2023).

Wie der Impfstoff zu den Menschen kommt

Mobiles Impfteam in Liberia

Um die weltweiten Impfraten rasch zu erhöhen, startete Deutschland während seiner G7 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Präsidentschaft 2022 die „Last-Mile-Initiative“. Mehr als 30 Partnerländer, vor allem in Asien und im Nahen Osten, wurden von Deutschland im Rahmen der Initiative technisch, logistisch und finanziell unterstützt. Es wurden rund 850 Millionen Euro bereitgestellt, um medizinische Ausrüstung wie Geräte, Testmaterial und Schutzkleidung zu finanzieren, Kühlketten aufzubauen sowie Labore und Lager zu schaffen. Darüber hinaus wurde Gesundheitspersonal vor Ort geschult. Sensibilisierungskampagnen sollten der weit verbreiteten Desinformation und Impfskepsis entgegenwirken.

Verteilt wurden die Mittel zum großen Teil über Partnerorganisationen der internationalen Kooperationsplattform ACT-A. Ergänzend zu diesen Beiträgen stellte Deutschland 239 Millionen Euro für bilaterale Projekte und die direkte Unterstützung von Impfkampagnen vor Ort bereit.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt aus der Last-Mile-Initiative mehr als 30 Projekte mit insgesamt 174 Millionen Euro. 20 dieser Projekte sind in Afrika angesiedelt. In Tunesien beispielsweise hat die GIZ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) schon 2021 im Auftrag des BMZ sechs mobile Impfcontainer bereitgestellt, die von Stadtteil zu Stadtteil bewegt werden können. Mehr als 20.000 Menschen wurden in diesen Containern geimpft. 2022 wurden solargetriebene Elektrodreiräder (E-Trikes) angeschafft, die die Impfstoffe nicht nur in die Stadtteile, sondern tatsächlich bis an die Haustüren bringen können.

In Südafrika hat die KfW Entwicklungsbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) 14 Millionen Euro in die Impfkampagne des dortigen Gesundheitsministeriums investiert. In den Provinzen Gauteng, KwaZulu-Natal und Western Cape wurden mobile Impfteams mit Bussen ausgestattet, um ihre Gesundheitsdienstleistungen auch in entlegene Landesteile bringen zu können. So profitieren nicht nur Stadtbewohnerinnen und -bewohner von der deutschen Last-Mile-Initiative, sondern vor allem die Menschen, die sonst kaum erreicht werden.

Zusammenarbeit konkret

Stand: 17.10.2023