Sondermittel Impfstofflogistik Tunesien: 20.000 Impfungen in mobilen Impfcontainern

Tunesien hat sich sehr bemüht, die Covid-19-Pandemie im Land im Zaum zu halten, etwa durch Lockdown-Maßnahmen wie Versammlungsverbote und Ausgangssperren. Trotzdem waren die Infektionszahlen Mitte 2021 dramatisch angestiegen, das Gesundheitssystem des Landes stand vor dem Kollaps. Um so schnell wie möglich sehr viele Menschen zu schützen, wurden die Impfstoffe direkt vor die Haustüren gebracht – auch mit Geldern der Last-Mile-Initiative.

Impfcontainer in Tunesien

Impfcontainer in Tunesien

Impfcontainer in Tunesien

Mitte 2020 verkündete Tunesien stolz, es habe die Pandemie besiegt. Und tatsächlich hatte das kleine Mittelmeerland vieles richtig gemacht. Schon Ende März 2020, drei Wochen nachdem die erste Covid-19-Infektion im Land festgestellt worden war, waren strenge Ausgangsbeschränkungen verhängt worden. Alles, was nicht als „systemrelevant“ galt, wurde bis Mitte Mai geschlossen: Schulen, Geschäfte, Restaurants und auch Moscheen.

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Logo der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Trotzdem waren ein Jahr später die Corona-Zahlen so dramatisch angestiegen, dass das Gesundheitssystem Tunesiens kurz vor dem Zusammenbruch stand. Mitte 2021 hatte das nordafrikanische Land offiziellen Zahlen zufolge die dritthöchste Corona-Infektionsrate Afrikas und nach absoluten Zahlen die meisten Todesfälle zu verzeichnen.

Wie fast alle Länder der Welt setzte auch Tunesien vor allem auf Impfungen, um die Pandemie zu überwinden. Doch nicht nur die Beschaffung der Impfstoffe war eine Herausforderung. Auch das Impfen selbst wurde zur logistischen Mammutaufgabe. Zwar hatte Tunesien schon Mitte Juli 2021 die ersten Impfzentren eingerichtet, doch diese konnten dem Ansturm nicht standhalten. Zudem gibt es in Tunesien – wie in vielen Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen – ein starkes Gefälle zwischen den großen Städten und den ländlichen Regionen, gerade in der Gesundheitsversorgung. Während beispielsweise in der Hauptstadt Tunis mehr als drei Ärztinnen und Ärzte 1.000 Einwohner versorgen können, ist es in der Kreisstadt Sidi Bouzid rein rechnerisch noch nicht einmal ein Arzt oder eine Ärztin.


Ländliche Räume besser versorgen

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Um Versorgungslücken zu schließen und die zur Verfügung stehenden Impfstoffe zu den Menschen zu bringen, hat Deutschland während der Corona-Pandemie Tunesien und weitere nordafrikanische Länder mit einer Million Euro aus der Last-Mile-Initiative unterstützt.

Tunesien hatte schon 2021 eine eigene Lösung für die dezentrale Gesundheitsversorgung eingeführt, die vor allem für eine schnellere und umfassendere Durchimpfung sorgen sollte: Sechs Baucontainer wurden zu mobilen Impfstationen umgebaut und in medizinisch unterversorgten Städten aufgestellt. 2022 konnte die GIZ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) im Auftrag des BMZ weitere sechs mobile Impfstationen einrichten. Innerhalb weniger Monate konnten so fast 20.000 Menschen geimpft werden.

Erweiterte mobile medizinische Dienste – bis an die Haustür

Mit der Eröffnung der Container wurden auch Fort- und Weiterbildungsangebote für das medizinische Fachpersonal angeboten, damit die Impfungen effizient und unter Einhaltung der erforderlichen Hygienemaßnahmen stattfinden konnten. Die Stadt El Guettar stellte ihren Impfcontainer auf Räder und brachte das Impfangebot so auch in die Nachbarstadt Gafsa.

Um das Angebot noch zu erweitern, wurden 2022 solargetriebene Elektrodreiräder, sogenannte E-Trikes in Dienst gestellt. Sie wurden in Tunesien entwickelt und werden vor Ort hergestellt. Impfungen und Aufklärungsmaterialien können so bis an die Haustüren gebracht und damit auch nicht mobile Einwohnerinnen und Einwohner des Landes erreichen.

Zusätzlich zu den Covid-19-Impfungen werden in den Containern auch Grippe-Impfungen und weitere medizinische Dienstleistungen angeboten – etwa Vorsorgeuntersuchungen für Bluthochdruck, Brustkrebs, Speiseröhrenkrebs und Diabetesbehandlungen. Auch Beratungen zur Familienplanung finden dort statt.

Stand: 17.10.2023