Ein Impfstoff gegen Covid-19 wird auf eine Spritze gezogen (Symbolbild)

Sondermittel Impfstofflogistik Tansania: Impfung per Motorradkurier

Tansania ist recht spät in den Kampf gegen Covid-19 eingestiegen. Umgesteuert wurde erst nach einem Regierungswechsel im März 2021. Doch die dann ausgerufene Impfkampagne hatte anfangs mit großen Infrastrukturproblemen zu kämpfen. Um so vielen Menschen wie möglich eine Impfung zu ermöglichen, hat Deutschland Tansania mit Geldern aus der Last-Mile-Initiative unterstützt.

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Giraffen in einem Nationalpark in Tansania

Tansania ist flächenmäßig das größte Land in Ostafrika. Rein rechnerisch leben 74 Menschen auf einem Quadratkilometer – in Deutschland sind es 232, wobei hier wie dort die Einwohnerzahlen regional ungleich verteilt sind. Zwar leben fast 40 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Tansanias in Städten, doch die anderen 60 Prozent sind über eine Fläche verstreut, die fast dreimal so groß ist wie Deutschland. Für den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen, Medikamenten und Impfstoffen bedeutet das eine große Herausforderung.

Tansania ist schon lange ein Partnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit; ein Schwerpunkt ist der Ausbau des Gesundheitssystems. Zu dessen Schwachstellen gehören die lückenhafte Infrastruktur – unter anderem ein schlecht ausgebautes Straßennetz –, aber auch der Mangel an gut ausgebildetem medizinischem Fachpersonal. 40 Millionen Menschen so schnell wie möglich gegen ein global grassierendes Virus wie Corona zu impfen, stellt das Land vor erhebliche Probleme.


Wie kommen die Impfstoffe zu den Menschen?

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Logo der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Wie in vielen Ländern wurde die Bekämpfung der Corona-Pandemie in Tansania zunächst durch Falschinformationen und fehlenden politischen Willen ausgebremst. Der ehemalige Regierungschef des Landes, John Magufuli, spielte die Gefahr von Covid-19 lange herunter, nicht einmal offizielle Infektionszahlen wurden aus dem ostafrikanischen Land gemeldet. Als Samia Suluhu Hassan im März 2021 nach Magufulis Tod das Amt übernahm, änderte sie den Covid-Kurs sofort. Sie ließ sich nicht nur medienwirksam vor laufenden Kameras impfen, sondern versprach ihren Landsleuten: „Jeder, der die Impfung will, bekommt sie auch.“ Im Juli 2021 kamen die ersten Covid-19-Impfdosen in Tansania an.

„Wir hatten große Probleme, die Impfstoffe zu lagern und zu verteilen“, berichtet Mosses Lymo, der Impfbeauftragte für die Region Songwe im südwestlichen Hochland von Tansania. Für die Verteilung braucht man Fahrzeuge, Personal und vor allem eine ununterbrochene Kühlkette. Der Impfstoff ist empfindlich, er muss durchgängig tiefgekühlt werden. Ist eine Dosis erst einmal aufgetaut, muss sie innerhalb von sechs bis acht Stunden gespritzt werden. Ein Teil der Lösung lag schließlich darin, die Impfstoffe in speziellen Transportkühlboxen von Motorradkurieren verteilen zu lassen.

Das von der GIZ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) geleitete Last-Mile-Projekt umfasste außerdem Schulungen für medizinisches Personal. Die mobilen Impfteams wurden in die Lage versetzt, nicht nur Spritzen zu verabreichen, sondern vor allem Risikogruppen zu Hause aufzusuchen und zu beraten.

Aufklärungskampagnen erhöhen die Impfbereitschaft

Noch schwieriger, als die Verteilung logistisch zu bewältigen, war es, die Menschen von der Impfung zu überzeugen. „Am Anfang gab es überhaupt keine Bereitschaft in der Bevölkerung, sich impfen zu lassen“, erzählt Klinikleiterin Faith Matowo. Es habe zu viele Gerüchte und falsche Vorstellungen zu den Auswirkungen der Impfung gegeben – Männer hätten sich vor Impotenz gefürchtet, Frauen davor, nicht schwanger werden zu können.

Daher waren die Aufklärungskampagnen ein wichtiger Bestandteil des Last-Mile-Projekts. Es galt, die Bevölkerung in den Projektregionen Geita und Songwe davon zu überzeugen, dass die Impfung sie vor einem schweren Covid-19-Verlauf schützen kann und somit ihrer Gesundheit zugutekommt.

Die Last-Mile-Initiative wurde von Deutschland während seiner G7 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Präsidentschaft 2022 gestartet. Für das Projekt in Tansania wurden aus der Initiative eine Million Euro bereitgestellt. Mit dieser Unterstützung konnten in Geita und Songwe mehr als 400.000 Menschen geimpft werden.

Für die Menschen vor Ort, vor allem für das medizinische Fachpersonal, hat sich aber noch viel mehr verändert: „Nur weil das Projekt zu Ende ist, heißt das nicht, dass wir nicht mehr davon profitieren können“, sagt Dr. Sarah Kweyamba vom GIZ-Projektpartner Amref Health Africa (Externer Link). Man könne diese Impfroutinen aufrechterhalten. Denn auch ohne Covid-19 muss sich das tansanische Gesundheitssystem bleibenden Herausforderungen wie Malaria und Tuberkulose stellen.

Stand: 17.10.2023