Zebras und Gnus in der Serengeti in Tansania

Naturschutz und Biodiversität Schutzgebiete schaffen, absichern und ausweiten

Schutzgebiete wie Nationalparks, Biosphärenreservate und Weltnaturerbestätten sind unverzichtbar für den Erhalt der Biodiversität. Sie sichern den Schutz von Ökosystemen, bieten Rückzugsorte für gefährdete Arten und bewahren genetische Ressourcen für zukünftige Generationen.

Schutzgebiete sind vielfältig: Während in manchen eine menschliche Nutzung praktisch ausgeschlossen ist, sind in anderen verschiedene Formen nachhaltiger Nutzung erlaubt. Für die Lebens- und Wirtschaftsgrundlage des Menschen erbringen Schutzgebiete wichtige Ökosystemleistungen, zum Beispiel Wasser- und Klimaregulierung, Lebensraum für Insekten und andere Tiere, die Pflanzen bestäuben, Küsten- und Erosionsschutz sowie Kohlenstoffspeicherung. Sie schaffen nachhaltige Arbeitsplätze, etwa im Naturtourismus, und tragen dazu bei, kulturelle Identität zu bewahren.


Eckart von Hirschhausen, Gründer der Stiftung "Gesunde Erde‚ gesunde Menschen" und Botschafter des Entwicklungsministeriums im Zoo Berlin
Wir lassen dem Rest der Tierwelt praktisch überhaupt keinen Platz mehr, das stresst die Tiere enorm, sie werden krank, sterben aus und als Letztes lassen sie uns noch ihre Viren da. Es gibt noch viele Tausend Tierviren mit Pandemiepotenzial. Tierschutz ist Gesundheitsschutz.
Dr. Eckart von Hirschhausen Arzt, Fernsehmoderator, Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor

Derzeitige Situation

Video
Standbild aus dem BMZ-Video "Schutz der Biodiversität in Tansania"

Schutz der Biodiversität in Tansania

Aktuell gibt es weltweit rund 250.000 Schutzgebiete; ihre Fläche hat sich seit 1990 auf fast 50 Millionen Quadratkilometer vervierfacht. Weltweit sind 16,2 Prozent der Landfläche und 7,7 Prozent der Küsten- und Meeresgebiete geschützt. Schutzgebiete speichern etwa 20 Prozent des landgebundenen Kohlenstoffs und versorgen ein Drittel der 100 größten Städte weltweit mit Trinkwasser.

Viele Gebiete, die eine Schlüsselrolle für den Erhalt der globalen Artenvielfalt spielen, haben bisher noch keinen Schutzstatus. Fast 40 Prozent aller „Key Biodiversity Areas“ (KBA) sind aktuell ohne jeden formalen Schutz.

Herausforderungen

Das Bevölkerungswachstum, die steigende Nachfrage nach Rohstoffen und landwirtschaftlichen Nutzflächen und der Klimawandel setzen die Schutzgebiete zunehmend unter Druck. Zudem sind viele Staaten weder personell noch finanziell in der Lage, für einen wirksamen Schutz und eine nachhaltige Bewirtschaftung der Gebiete zu sorgen. Der Schutz existiert somit vielfach nur auf dem Papier. Der Bedarf an finanzieller und technischer Unterstützung ist groß.

Hinzu kommt, dass viele Schutzgebiete nur als „Inseln“ existieren und zu wenig miteinander vernetzt sind. Erforderlich sind mehr ökologische Korridore zwischen einzelnen Schutzgebieten, sie verhindern genetische Isolierung und ermöglichen die Migration von Arten.

Eine junge Riesenschildkröte wird vermessen.

Eine junge Riesenschildkröte wird vermessen.

Eine junge Riesenschildkröte wird vermessen.

Eine weitere Herausforderung ist die oftmals fehlende Akzeptanz der Schutzgebiete durch die lokale Bevölkerung. Naturschutz bedeutet oft auch Nutzungsverzicht. Damit ein Schutzgebiet seine Aufgaben erfüllen kann und langfristig bestehen bleibt, müssen die Interessen, Werte und Lebensweisen der örtlichen Bevölkerung berücksichtigt werden.

Viele Schutzgebiete, insbesondere in Afrika, sind außerdem von Wilderei durch schwer bewaffnete Banden betroffen, die zu internationalen Netzwerken der organisierten Kriminalität gehören. Darüber hinaus kommt es in Ländern mit schwacher Regierungsführung und in Krisen- oder Konfliktsituationen insbesondere in abgelegenen Schutzgebieten immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen durch Schutzgebietsbetreuer (Ranger), die den Gesetzesvollzug unkontrolliert mit Gewalt durchsetzen.

Neuer Globaler Rahmen für Biodiversität

Auf der 15. Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), die voraussichtlich Ende 2021 in China stattfinden wird, soll ein neuer Globaler Rahmen für Biodiversität (GBF) vereinbart werden. Deutschland setzt sich dafür ein, ehrgeizige Ziele zu Fläche und Qualität von Schutzgebieten zu formulieren. Als Mitglied der High Ambition Coalition for Nature and People (Externer Link) unterstützt die Bundesrepublik das Ziel, je 30 Prozent der globalen Landes- und Meeresoberfläche bis 2030 unter Schutz zu stellen.

Deutsches Engagement

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist weltweit einer der größten bilateralen Geber im Naturschutz. Etwa die Hälfte des BMZ-Engagements für den Biodiversitätserhalt in Höhe von 400 Millionen Euro pro Jahr (2021 steigend auf 600 Millionen Euro) fließt in die Unterstützung von Schutzgebieten. In 78 Staaten werden mehr als 650 Schutzgebiete mit einer Gesamtfläche von über zwei Millionen Quadratkilometern (mehr als die fünffache Fläche Deutschlands) unterstützt.

Das BMZ verfolgt einen entwicklungsorientierten Naturschutzansatz: Es unterstützt seine Partnerländer dabei, den Erhalt der Biodiversität mit der Sicherung der Lebensgrundlagen der örtlichen Bevölkerung in Einklang zu bringen. Unter enger Einbindung der Menschen vor Ort werden nachhaltige Nutzungspraktiken gefördert, die – etwa über die Verbesserung von Infrastruktur und Wertschöpfungsketten – höhere Einkommen versprechen oder neue Verdienstmöglichkeiten, etwa im Naturtourismus, bieten.

Wildhüterinnen im Khaudum-Nationalpark in Namibia. Der Park ist Teil des grenzübergreifenden Nationalpark-Projektes KAZA, das im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gefördert wird.

Wildhüterinnen im Khaudum-Nationalpark in Namibia. Der Park ist Teil des grenzübergreifenden Nationalpark-Projektes KAZA, das vom BMZ gefördert wird.

Wildhüterinnen im Khaudum-Nationalpark in Namibia. Der Park ist Teil des grenzübergreifenden Nationalpark-Projektes KAZA, das vom BMZ gefördert wird.

Um Entwicklungschancen zu eröffnen und die Einhaltung der Menschenrechte zu garantieren, müssen traditionelle Nutzungsrechte respektiert, die Teilhaberechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften gestärkt und leicht zugängliche Beschwerdemechanismen eingerichtet werden.

Das BMZ berät die Partnerregierungen und -organisationen unter anderem zu guter Regierungsführung, beim Aufbau partizipativer Managementmodelle und bei der Vernetzung von Schutzgebieten auch über Landesgrenzen hinweg.

So unterstützt das BMZ Angola, Botsuana, Namibia, Sambia und Simbabwe dabei, ihre nationalen Schutzgebiete zum weltweit größten grenzüberschreitenden terrestrischen Schutzgebiet (Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area (Externer Link), KAZA) zu verbinden. Das BMZ hat das Projekt bislang mit mehr als 35 Millionen Euro gefördert.

Grüner Wert

Mangrovenwald

Mit der Initiative Grüner Wert zielt das BMZ darauf ab, den sozio-ökonomischen Wert von Schutzgebieten in Afrika für Wohlstand und Entwicklung hervorzuheben.

Dafür werden der Zustand von Ökosystemen in Schutzgebieten und die Wechselwirkungen mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Wirtschaftsbereichen erfasst. In sechs afrikanischen Ländern werden außerdem gemeinsam mit Partnern konkrete Analysen des Naturkapitals vorgenommen. Die Initiative trägt dazu bei, Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie die breite Öffentlichkeit für die Notwendigkeit zu sensibilisieren, Schutzgebiete als „Rückgrat des Naturkapitals“ in Afrika zu erhalten und die Investitionen in ihren Erhalt zu erhöhen.

Neue Finanzierungskonzepte

Das BMZ gestaltet innovative Finanzierungskonzepte mit und unterstützt deren Umsetzung und Weiterentwicklung. So sichert der im Dezember 2020 gegründete Internationale Naturerbe-Fonds (Legacy Landscapes Fund (Externer Link)) Schutzgebiete in Entwicklungs- und Schwellenländern langfristig finanziell ab, die von herausragender Bedeutung für die globale biologische Vielfalt sind. Der Fonds speist sich aus öffentlichen und privaten Mitteln (Stiftungen).

80 Millionen Euro hat das BMZ bereits zum Stiftungskapital des Blue Action Fund (Externer Link) beigetragen, den Deutschland 2016 ins Leben gerufen hat. Finanzierungspartner sind Schweden, Frankreich und die Europäische Union. Der Blue Action Fund ist mittlerweile einer der weltweit größten Fonds für den Meeresschutz. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.