Für eine dauerhafte Grundfinanzierung von 30 Schutzgebieten wird ein Kapitalstock von rund einer Milliarde US-Dollar bis 2030 angestrebt.
Schwarze Letschwe – eine Antilopenart – im Bangweulu Wetlands National Park, Sambia
Urheberrecht© Stephen Cunliffe
Naturerbe-Fonds Der Legacy Landscapes Fund: Biologische Vielfalt für die Menschheit bewahren
Pro Jahr werden jedem der für den LLF ausgewählten Schutzgebiete eine Million US-Dollar für mindestens 15 oder 30 Jahre mit Option auf Ewigkeitsfinanzierung zur Verfügung gestellt. Die Gebiete erhalten so dringend benötigte Planungssicherheit und können auch in Krisenzeiten oder bei fehlenden Tourismuseinnahmen weiterbetrieben werden. Dabei bindet der LLF von Anfang an indigene Gruppen und lokale Gemeinschaften ein, beteiligt sie und achtet auf den Schutz von Menschenrechten.
Den LLF zeichnen vor allem zwei Besonderheiten aus: die langfristige Finanzierung von ökologisch besonders wertvollen Gebieten weit über übliche Projektzyklen hinaus und die Kombination von öffentlichen und privaten Geldern.
Aufzeichnung Pressekonferenz zum Legacy Landscapes Fund am 17. Mai 2022
Mit dem Weltnaturerbefonds unterstützen wir herausragende Naturräume weltweit. Die Schutzgebiete in Entwicklungsländern brauchen eine verlässliche langfristige Finanzierung und Verwaltung, für Natur- und Klimaschutz, aber auch als Lebensunterhalt für die Menschen vor Ort.
Das Ziel des LLF ist, den Schutz von 30 Gebieten mit außergewöhnlichem Artenreichtum in Entwicklungsländern dauerhaft zu finanzieren und so einen Beitrag dazu zu leisten, den Biodiversitätsverlust zu stoppen. Nur intakte Ökosysteme können wichtige Leistungen bereitstellen und ermöglichen lokale Entwicklung. Dafür soll bis 2030 ein Kapitalstock von rund einer Milliarde US-Dollar aufgebaut werden, um die langfristige Grundfinanzierung der Schutzgebiete zu sichern.
Deutschland hat bisher insgesamt 182,5 Millionen Euro für den LLF zugesagt (Stand Januar 2023). Weitere 30 Millionen Euro sollen im Jahr 2023 zur Verfügung gestellt werden (Haushalts- und Parlamentsvorbehalt).
Private Partner finanzieren in jedem Schutzgebiet ein Drittel der Kosten. Der Legacy Landscapes Fund bringt als unabhängige Stiftung öffentliche und private Geber zusammen. Neben dem BMZ beteiligen sich Frankreich, Norwegen, private Stiftungen, Unternehmen und internationale Naturschutzorganisationen. Außerdem wird der LLF von vielen weiteren Partnern wie dem UNESCO World Heritage Centre und der Weltnaturschutzunion (IUCN) unterstützt.
Der LLF wurde im Dezember 2020 gegründet und hat im Frühjahr 2021 seine Arbeit aufgenommen.
Der LLF wirkt bereits und macht einen Unterschied vor Ort: Sieben Gebiete erhalten schon dauerhafte Finanzierungen. Sie umfassen circa 73.000 Quadratkilometer und damit mehr als die Fläche Belgiens und der Niederlande gemeinsam.
Hintergrundinformationen
Dramatischer Verlust der biologischen Vielfalt
Menschliche Eingriffe in die Natur haben den Verlust der biologischen Vielfalt dramatisch beschleunigt.
- 75 Prozent der Landökosysteme und 40 Prozent der Meeresökosysteme weisen bereits menschengemachte Veränderungen auf.
- Jedes Jahr gehen zehn Millionen Hektar Wald verloren, das entspricht einem Fußballfeld alle vier Sekunden.
- Jeden Tag verschwinden bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten von der Erde.
- 50 Prozent der Korallenriffe sind bereits zerstört.
Um den Artenverlust dauerhaft zu stoppen, müssten mindestens 30 Prozent der Erdfläche unter Schutz gestellt werden – dabei müssen lokale Gruppen und indigene Bevölkerung eingebunden werden und ihre Rechte berücksichtigt werden.
Effektiv bewirtschaftete Schutzgebiete gelten als wichtiges Instrument für den Erhalt der biologischen Vielfalt und leisten zudem einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Minderung von Zoonoserisiken.
Schutzgebiete in Entwicklungsländern unterfinanziert
Nachhaltig bewirtschaftete Schutzgebiete sind mitentscheidend für den Erhalt der biologischen Vielfalt.
Weltweit fließen aber nur 19 Prozent der jährlichen globalen Finanzmittel für Schutzgebiete in Entwicklungsländer, obwohl dort die meisten Biodiversitäts-Hotspots liegen.
So hat eine Untersuchung von 282 Schutzgebieten in Subsahara-Afrika ergeben, dass etwa 90 Prozent deutlich unterfinanziert sind.
Krisen wie die Corona-Pandemie mit ihren wirtschaftlichen Folgen, etwa ausbleibenden Touristen, verstärken die Finanznot der Nationalparks. In Uganda stammen zum Beispiel 90 Prozent der Einnahmen der Naturschutzbehörden aus Gebühren der Touristen.
Arbeitsweise des Fonds
Wie wird der Fonds finanziert?
Vom Legacy Landscapes Fund geförderte Schutzgebiete
Karte der Pilotprojekte und potenziellen zukünftigen Projekte des Legacy Landscapes Fund (Grün: vom Legacy Landscapes Fund geförderte Standorte, Blau: Beitrittskandidaten)
Der Legacy Landscapes Fund unterstützt zurzeit sieben Standorte (Stand: Januar 2023): den Nationalpark Madidi in Bolivien, den Odzala-Kokoua-Nationalpark in der Republik Kongo, den Iona-Nationalpark in Angola, den Nord-Luangwa-Nationalpark in Sambia, den Gonarezhou-Nationalpark in Simbabwe, den Nationalpark Central Cardamom Mountains in Kambodscha und den Nationalpark Gunung Leuser in Indonesien.
Weitere sieben Beitrittskandidaten befinden sich derzeit im Auswahlverfahren (Stand Januar 2023): der Chiribiquete-Nationalpark in Kolumbien, der Nationalpark Yasuni in Ecuador, der Manu/Purus-Nationalpark in Peru, der Nationalpark Tumucumaque in Brasilien, der Etosha-Nationalpark in Namibia, der Nationalpark Makira-Masoala in Madagaskar sowie der Tambrauw-Mountains-Nationalpark in Indonesien.
Weitere Informationen darüber finden Sie hier (Externer Link).
Das deutsche Engagement für den Erhalt der Biodiversität
Insgesamt unterstützt das BMZ damit 668 Schutzgebiete mit einer Gesamtfläche von über zwei Millionen Quadratkilometern. Das ist eine Fläche sechsmal so groß wie Deutschland.
Stand: 26.01.2023