Weltgesundheitstag Frauen sind zentraler Hebel für bessere Gesundheit weltweit

Pressemitteilung vom 7. April 2023 | Entwicklungsministerin Svenja Schulze will das Gesundheitswesen in den Partnerländern als Teil feministischer Entwicklungspolitik stärken. Ziel ist, dass Frauen die gleichen Rechte auf medizinische Versorgung und passgenaue Behandlung erhalten wie Männer. Auch sollen sie gleichermaßen in Entscheidungsgremien und Führungspositionen des Gesundheitswesens vertreten sein wie Männer.

Derzeit sind im Gesundheitswesen global 70 Prozent der Beschäftigten Frauen, aber nur 25 Prozent der Führungskräfte. Frauen machen die Hälfte der Weltbevölkerung aus, Therapien und Medikamente sind aber häufig auf Männer zugeschnitten. Dabei leiden Frauen in tropischen Ländern häufiger als Männer an manchen Krankheiten, weil sie sich zum Beispiel um die Wasserversorgung der Familie kümmern und dabei mit Erregern infizieren. Und Frauen werden häufiger stigmatisiert als Männer – sei es wegen Krankheit, wegen Behinderung oder auch wegen ihrer Periode.

Logo der Strategie für eine feministische Entwicklungspolitik, vier Hände in unterschiedlichen Rot- und Orangetönen übereinander
Zum heutigen Weltgesundheitstag erklärt Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Gesundheit ist einer der Schwerpunkte unserer feministischen Entwicklungspolitik. Auf Frauen zu setzen, ist ein zentraler Hebel für eine bessere Gesundheit weltweit. Frauen haben innovative Ideen, Frauen haben Wissen, das wir brauchen, um Krankheiten zu vermeiden und zu bekämpfen. Als Teil unserer feministischen Entwicklungspolitik nehmen wir deshalb Frauen sowohl als Fachkräfte als auch als Patientinnen in den Blick. Ohne Frauen würde kein Gesundheitssystem der Welt funktionieren. Keine Gesellschaft kann es sich erlauben, auf das Potenzial der Frauen zu verzichten, wenn sie gesund leben will. Frauen und Mädchen machen die Hälfte der Weltbevölkerung aus. Die Welt braucht darum ein Gesundheitswesen, das zu dieser Wirklichkeit passt.“

Das Entwicklungsministerium (BMZ) stärkt deshalb gezielt Frauen und Mädchen als Fachkräfte im Gesundheitsbereich. Es unterstützt Länder dabei, Frauen in Gesundheitsberufen zu schulen und fortzubilden. So fördert das BMZ unter anderem seit fast 50 Jahren das „Programme for Research and Training in Tropical Diseases“ von UNO, Weltbank und Weltgesundheitsorganisation, das zurzeit in neun Ländern Sub-Sahara-Afrikas Programme aufsetzt, um Karrieremöglichkeiten für Wissenschaftlerinnen zu verbessern und die Zahl der Frauen in Entscheidungspositionen in akademischen Institutionen zu erhöhen.

Das BMZ stärkt auch Frauen und Mädchen als Patientinnen. Diese sind häufiger von Infektionskrankheiten und insbesondere den Vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs) betroffen. So erkranken Frauen etwa viermal häufiger als Männer am Trachom, einer bakteriellen Augenkrankheit, die im schlimmsten Fall zu Blindheit führen kann und die unter anderem durch engen Kontakt mit Kindern verursacht wird, welche den Erreger häufig übertragen. An NTDs erkranken oft Menschen armer Bevölkerungsgruppen, die nur unzureichenden Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Besonders hart trifft es Frauen und Mädchen, die im Fall einer Erkrankung stigmatisiert werden. Krankheiten, wie die Lepra oder die kutane Leishmaniose, welche körperliche Entstellungen, vor allem der Haut, verursachen, sind hierfür traurige Beispiele. Die Mädchen müssen dann häufig ihren Bildungsweg abbrechen, heiraten nicht und bleiben ihr Leben lang von ihren Familien abhängig. Das BMZ engagiert sich schon lange im Kampf gegen NTDs und unterstützt zahlreiche Projekte, um diese Krankheiten zu bekämpfen und damit zugleich Frauen und Mädchen aus dem Teufelskreis von Krankheit und Armut zu befreien.

Mit dem neuen Schwerpunkt „Gesundheit, soziale Sicherung und Bevölkerungspolitik“ arbeitet das BMZ künftig verstärkt mit seinen Partnerländern im Gesundheitssektor zusammen. Hier stehen Frauen im besonderen Fokus. Die Vorsorge während der Schwangerschaft und die Begleitung von Geburten sowie die Ausbildung und Bezahlung von Hebammen sind dabei zentral, genauso wie Aufklärung und der Zugang zu Verhütungsmitteln. Jede Frau soll selbst bestimmen können, ob sie Kinder bekommen möchte und wenn ja, wann und wie viele. Im Rahmen der Initiative „Selbstbestimmte Familienplanung und reproduktive Gesundheit für alle“ stellt das BMZ hierfür jährlich mindestens 100 Millionen Euro zur Verfügung.


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