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Ländliche Entwicklung Landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten und Lieferketten
Doch 80 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe weltweit werden von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern geführt. Die Globalisierung stellt diese, meist familiengeführten, Klein- oder Kleinstbetriebe vor immense Herausforderungen, denn auf dem Weltmarkt tätige Lebensmittel- und Handelsunternehmen erwarten von ihren Lieferanten planbare Produktmengen in konstant hoher, nach Möglichkeit standardisierter Qualität zu festen Lieferterminen.
Um mit diesen Unternehmen auf Augenhöhe verhandeln zu können, benötigen die landwirtschaftlichen Kleinbetriebe Unterstützung in verschiedenen Bereichen: Sie müssen ihre Produktionsmengen erhöhen und die Qualität ihrer Ware steigern, sie brauchen Zugang zu Marktinformationen und zu Krediten, um Investitionen tätigen zu können, Zugang zu Wissen und Training in Bezug auf nachhaltige (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Anbaupraktiken und unternehmerisches Handeln. Sie brauchen ferner Organisationen und Verbände, die ihre Interessen vertreten und dringend benötigte Dienstleistungen erbringen. Zudem sollten Kleinbauern in ihren Anliegen und Aktivitäten von einer nachhaltigen Agrarpolitik auf nationaler Ebene unterstützt werden, die auch Investitionen in den Agrar- und Ernährungssektor in den betreffenden Ländern fördert.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt die kleinbäuerlichen Betriebe in diesen Bereichen.
Das Konzept der Wertschöpfungskette Kleinbauern stärken, damit sie im Markt bestehen können
Eine landwirtschaftliche Wertschöpfungskette umfasst alle Stufen der Inputbereitstellung (zum Beispiel Saatgut und Düngemittel), Erzeugung, Verarbeitung und des Vertriebs oder Exports eines Agrarprodukts bis hin zum Konsum. Dazu zählen Frischprodukte, Grundnahrungsmittel, verarbeitete Lebensmittel, Agrarrohstoffe und handwerkliche Produkte.
Die Wettbewerbsposition der Bauern hängt stark davon ab, wie verlässlich ihre Vertragsbeziehungen zu den anderen Beteiligten der Wertschöpfungskette sind, also vor allem zu verarbeitenden Betrieben und Handelsunternehmen, aber auch zu den Bereitstellern von Dienstleistungen wie Krediten. Eine entwicklungspolitische Förderung von Wertschöpfungsketten ist vor allem dort sinnvoll und notwendig, wo die staatlichen Strukturen schwach sind und ein Mangel an bedarfsgerechten Dienstleistungen und Qualitäts- und Produktstandards herrscht.
Die Förderung von landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten gehört zu den Schwerpunkten der BMZ-Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“
Deutsches Engagement
Verarbeitete Produkte bringen mehr Geld als Rohstoffe. Wenn ein großer Teil der Wertschöpfung eines Agrarproduktes ins Erzeugerland verlagert wird, können dort dringend benötigte Arbeitsplätze geschaffen werden und damit Einkommensperspektiven für die Landbevölkerung. Auch in den umliegenden städtischen Gebieten können durch die Förderung von Agrarwertschöpfungsketten Arbeitsplätze, zum Beispiel in der weiterverarbeitenden Industrie, entstehen.
Erfolgt die Wertschöpfung eines Agrarprodukts nicht im Erzeugerland selbst, kommt den ausländischen Unternehmen, die Rohstoffe aus kleinbäuerlicher Produktion einkaufen und weiterverarbeiten, eine besondere Verantwortung zu. Als wichtige Akteure innerhalb der Lieferkette stehen sie in der Pflicht, nur solche Produkte in ihr Angebot aufzunehmen, die nachweislich die Kriterien wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit erfüllen.
Die Förderung von Wertschöpfungs- und Lieferketten gehört zu den grundlegenden Instrumenten der deutschen Entwicklungspolitik. Sie engagiert sich für die Durchsetzung von Menschenrechten, den Umweltschutz und für existenzsichernde Einkommen und Löhne entlang globaler Lieferketten.