Kinder spielen in Fada N'Gourma (Burkina Faso) Fußball.

5 bis 24 Jahre Gesundheit von Kindern und Jugendlichen verbessern

Verglichen mit Neugeborenen oder älteren Menschen sind größere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene weniger von Krankheit und Tod bedroht. Aber auch für diese Altersgruppen ist das Risiko zu sterben in bestimmten Ländern und Regionen weitaus größer als zum Beispiel in Europa oder Nordamerika.

Von 1.000 Menschen in der Altersgruppe der 5- bis 24-Jährigen starben 2022 in Europa sieben, in Afrika südlich der Sahara waren es 36. Insgesamt starben in diesem Jahr weltweit 2,1 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Während die Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren in erster Linie auf Komplikationen bei der Geburt und Infektionskrankheiten zurückzuführen sind, nehmen bei Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren Todesursachen wie nicht übertragbare Krankheiten (etwa Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen) und Unfälle (etwa im Straßenverkehr oder Ertrinken) sowie Gewalttaten zu. Etwa einer von 23 Todesfällen unter jungen Frauen (15 bis 19 Jahre) ist die Folge von Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Entbindung.

Unter Jugendlichen nehmen auch Belastungen der mentalen Gesundheit zu. Nach Schätzungen litt 2019 jede/jeder siebte der 10- bis 19-Jährigen an einer psychischen Erkrankung. In der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen ist Suizid die dritthäufigste Todesursache.


Junge Menschen – eine wichtige Zielgruppe

Ältere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind in der Regel weniger durch Krankheiten oder sogar den Tod bedroht als andere Altersgruppen. Darum wird der Schutz und die Förderung der Gesundheit von Jugendlichen oft vernachlässigt.

Dabei können Investitionen in die Gesundheit dieser Generation über Jahrzehnte hinweg positive Wirkungen auf die Gesundheit der Weltbevölkerung und die Entwicklung von Gesellschaften entfalten. Junge Menschen sind darum eine wichtige Zielgruppe der deutschen Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Gesundheit.

Schwerpunkt: Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte

Zwei Mädchen in Ruanda diskutieren über verschiedene Verhütungsmethoden.

Zwei Mädchen in Ruanda diskutieren über verschiedene Verhütungsmethoden.

Zwei Mädchen in Ruanda diskutieren über verschiedene Verhütungsmethoden.

Weltweit ist eine große Zahl von Jugendlichen mit Risiken durch ungeplante, frühe Schwangerschaften, sexuell übertragbare Krankheiten sowie sexualisierte und geschlechtsbasierte Gewalt konfrontiert.

Einige Zahlen und Fakten:

  • In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen werden jedes Jahr schätzungsweise 21 Millionen junge Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren schwanger, etwa 12 Millionen von ihnen bringen ein Kind zur Welt. Schwangerschaften im Jugendalter sind risikoreich für die Mutter und das Kind – besonders in Ländern mit unzureichender Gesundheitsversorgung. Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt zählen zu den häufigsten Todesursachen bei Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren. Die Geburtenraten bei Jugendlichen sind in den vergangenen 20 Jahren deutlich zurückgegangen. In den verschiedenen Weltregionen unterscheiden sie sich allerdings stark: Sie liegen zum Beispiel bei Jugendlichen in den afrikanischen Staaten südlich der Sahara deutlich über dem weltweiten Durchschnitt.
  • Sehr viele Schwangerschaften im Jugendalter sind ungeplant. Hauptursachen dieser Schwangerschaften sind meistens eine unzureichende Sexualaufklärung und das Fehlen von Verhütungsmitteln. Im Jahr 2019 führten etwa 55 Prozent der ungeplanten Schwangerschaften bei Jugendlichen zu einem Schwangerschaftsabbruch. Dieser Eingriff ist aufgrund eines oftmals unzureichenden und gesetzlich eingeschränkten Zugangs zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen häufig mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden.
  • Frühe Schwangerschaften sind nicht nur riskant für die Gesundheit von jungen Frauen, sondern verhindern bei ihnen oft auch einen Bildungsabschluss. Sie schränken dadurch die Möglichkeiten sozialer und wirtschaftlicher Teilhabe langfristig ein und erschweren eine selbstbestimmte Lebensführung. Problematisch ist auch die frühe Verheiratung von Mädchen: In West- und Zentralafrika werden zum Beispiel mehr als ein Drittel der Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Zwölf Prozent der Mädchen sind dort bei der Eheschließung noch unter 15 Jahre alt.
  • Der mangelnde Zugang zu Aufklärung und Gesundheitsdiensten erhöht auch das Risiko der sexuellen Übertragung von Krankheitserregern wie dem humanen Papillomvirus (HPV) oder dem Immunschwächevirus (HIV (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)). Von den etwa 1,3 Millionen Menschen, die sich 2023 neu mit HIV infizierten, waren rund 360.000 zwischen 15 und 24 Jahre alt. Mädchen und junge Frauen sind stärker betroffen als männliche Jugendliche. Dies gilt vor allem für die Länder in Subsahara-Afrika, wo junge Frauen besonders gefährdet sind.
  • Mädchen und junge Frauen sind besonders stark von sexualisierter und geschlechtsbasierter Gewalt betroffen. Nach Schätzungen von UNICEF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) hat weltweit jede achte Frau vor ihrem 18. Lebensjahr eine Vergewaltigung oder einen sexuellen Übergriff erlebt. Besonders gefährdet sind Mädchen und Frauen, die in fragilen Staaten (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) oder Konfliktregionen leben oder auf der Flucht sind. Aber auch Jungen sind betroffen: UNICEF geht davon aus, dass etwa jeder elfte Mann in seiner Kindheit sexualisierte Gewalt erlebt hat.
  • Die Eingriffe in die sexuellen und reproduktiven Rechte (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) junger Menschen sind vielfältig und werden oft kulturell oder traditionell begründet. Besonders schwerwiegend sind Praktiken wie die weibliche Genitalverstümmelung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) (Female Genital Mutilation, FGM). Sie ist noch in zahlreichen Ländern in Afrika, im Mittleren Osten und Asiens verbreitet und betrifft laut Schätzungen mindestens 230 Millionen Mädchen und Frauen. Weibliche Genitalverstümmelung hat gravierende körperliche, psychische und soziale Folgen, zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für Komplikationen bei Geburten oder für Infektionskrankheiten wie Blasenentzündungen.
  • Viele Länder schränken den eigenständigen Zugang von Jugendlichen zu Dienstleistungen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit ein. Sie binden zum Beispiel die Bereitstellung von Verhütungsmitteln an ein bestimmtes Alter oder den Familienstand. Und selbst dort, wo Verhütungsmittel verfügbar sind, fehlt vielen Jugendlichen das Geld für den Kauf und das Wissen darüber, wo sie erhältlich sind und wie sie richtig angewendet werden. Für schwule, lesbische, bi-, trans- und intersexuelle Jugendliche sind die Möglichkeiten einer gesunden Entwicklung ihrer sexuellen Identität in vielen Ländern durch rechtliche, religiöse oder kulturelle Sanktionen stark eingeschränkt.

Deutschlands Engagement setzt auf vielen Ebenen an

Angehende Lehrerinnen klären ihre Kommilitonen über die Übertragung des HI-Virus auf.

Angehende Lehrerinnen klären ihre Kommilitonen über die Übertragung des HI-Virus auf.

Angehende Lehrerinnen klären ihre Kommilitonen über die Übertragung des HI-Virus auf.

Zum Schutz und zur Förderung der Gesundheit von Jugendlichen setzt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit auf vielen Ebenen an. Dazu gehören der Bildungs- und Gesundheitssektor, das soziale Umfeld von Familie, Freundeskreis und Gesellschaft und auch die staatliche Ebene.

  • Bildung
    Besonders engagiert sich das BMZ in zahlreichen Partnerländern für einen verbesserten Zugang zu Bildung. Es wird geschätzt, dass jedes zusätzliche Jahr, welches Mädchen zur Schule gehen, die Zahl der Geburten bei jungen Frauen bis 24 Jahre messbar reduziert. Auch das Risiko von HIV-Infektionen sinkt durch bessere Bildung.
  • Sexualaufklärung
    Eine umfassende Sexualaufklärung spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit von jungen Menschen. Studien haben gezeigt, dass eine altersgerechte Aufklärung nicht nur besseres Wissen über und positivere Einstellungen zu Sexualität und reproduktiver Gesundheit erreichen kann. Sie trägt auch dazu bei, dass Jugendliche zu einem späteren Zeitpunkt sexuell aktiv werden, Sex mit weniger Partnerinnen und Partnern haben und sich besser gegen sexuell übertragbare Krankheiten und ungeplante Schwangerschaften schützen. Aufklärung, die sich dagegen auf die Förderung sexueller Enthaltsamkeit begrenzt, zeigt nicht die gewünschte Wirkung.
  • Jugendfreundliche Gesundheitsdienste
    Wegen gesetzlicher, kultureller und finanzieller Barrieren ist es für viele Jugendliche in Entwicklungsländern schwierig, Gesundheitsdienstleistungen zu erhalten. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit setzt sich darum dafür ein, diese Hindernisse abzubauen. Ziel ist, dass alle jungen Menschen Zugang zu medizinischer Betreuung und Beratung haben, dass sie bei akuten Erkrankungen altersgerecht und professionell betreut werden und dass sie eine wertneutrale und umfassende Beratung zu eventuell „heiklen“ Fragen aus den Bereichen Sexualität und reproduktive Gesundheit erhalten.

Siehe auch

Stand: 18.06.2025