Qualitätskontrolle im Pharmaunternehmen DoPharma in Lomé, Togo
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Hintergrund Die Gesundheitssituation in Entwicklungsländern
Zunächst die guten Nachrichten: Seit 1980 ist die Lebenserwartung der Menschen weltweit von 62 auf 72 Jahre angestiegen (aktuelle Lebenserwartung in Deutschland: 81 Jahre).
Die Müttersterblichkeitsrate ging zwischen 2000 und 2020 um ein Drittel zurück, die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren wurde seit 2000 weltweit halbiert. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen ist von 2010 bis 2023 um fast 40 Prozent gefallen.
Herausforderungen
Die schlechte Nachricht: Trotz dieser Fortschritte hat mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung keinen ausreichenden Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten. Das betrifft vor allem arme und benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Besonders gefährdet ist die Gesundheit von Frauen und Kindern. In den afrikanischen Staaten südlich der Sahara liegt die Lebenserwartung mit knapp 61 Jahren deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt.
Krankheiten wie Tuberkulose oder Malaria sind in Entwicklungsländern noch immer weit verbreitet und kosten jedes Jahr mehr als 1,8 Millionen Menschen das Leben. Weltweit waren 2023 rund 40 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert, knapp 21 Millionen davon lebten im südlichen oder östlichen Afrika. Auch Infektionen, die durch Parasiten hervorgerufen werden, wie die Wurmkrankheiten Schistosomiasis und die Flussblindheit (Onchozerkose), stellen weiterhin ein großes Gesundheitsrisiko für Kinder und Erwachsene dar.
Die Corona-Pandemie hat die Ungerechtigkeiten beim Zugang zu Gesundheitsleistungen offengelegt und verdeutlicht, welche humanitären, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen und Kosten mit einer globalen Gesundheitskrise verbunden sind. Es hat sich außerdem gezeigt, dass die internationale Gemeinschaft nicht in der Lage war, die Versorgung mit lebenswichtigen Gesundheitsprodukten wie Impfstoffen global gerecht zu gestalten.
Hohe Kosten, fehlende Absicherung
Eine der häufigsten Krankheitsursachen ist Armut. Sie gilt als mitverantwortlich für einen großen Teil aller Todesfälle. Armut verhindert, dass Kranke medizinisch versorgt werden. Oft führt sie zu Hunger oder falscher Ernährung. Und auch wer sich kein sauberes Trinkwasser und keine Toilette leisten kann, wird häufiger krank und langsamer gesund. Auch bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen sind Menschen mit geringem Einkommen besonders schutzlos ausgeliefert.
Faktoren wie Arbeitslosigkeit, mangelnde Schulbildung und fehlende Möglichkeiten der Familienplanung können den Gesundheitszustand ebenfalls negativ beeinflussen.
Kranken- oder Pflegeversicherungen in der in Deutschland bekannten Form gibt es in den meisten Entwicklungsländern nicht oder nur für einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung: Wer krank wird, muss die Behandlungskosten zum Teil oder sogar komplett selbst bezahlen. Viele arme Patientinnen und Patienten sind dazu nicht in der Lage. Sie gehen deswegen nicht zum Arzt oder brechen ihre Therapie zu früh ab und werden darum nicht vollständig gesund.
Oder sie geraten in finanzielle Not: Nach Angaben der Vereinten Nationen litten 2019 zwei Milliarden Menschen unter besonderen finanziellen Belastungen, weil sie Gesundheitsausgaben aus eigener Tasche zahlen mussten. Bei der Hälfte von ihnen machten die Gesundheitsausgaben ruinöse zehn Prozent oder mehr ihres Haushaltsbudgets aus. Mehr als 340 Millionen Menschen wurden dadurch tiefer in die extreme Armut gedrängt.
Ob Kranke medizinisch versorgt werden, hängt jedoch nicht nur von ihrer Zahlungsfähigkeit ab. Auch das Geschlecht, die ethnische Zugehörigkeit, das Alter, der Bildungsstand, der Wohnort oder Behinderungen können den Zugang zum Gesundheitswesen verhindern.
Gesundheitssystemen fehlt es an Geld und Personal
In vielen Entwicklungsländern steht zu wenig Geld für die Gesundheitssysteme zur Verfügung. Die staatlichen Gesundheitsbudgets sind meist zu klein, um die gesamte Bevölkerung angemessen zu versorgen. Zudem kommt das Geld oft nur mit Verzögerung dort an, wo es benötigt wird. Zentralisierte Organisationsstrukturen und fehlende Managementfähigkeiten verhindern in vielen Fällen, dass die Gesundheitsversorgung am Bedarf der Bevölkerung ausgerichtet wird.
Zudem sind die Gesundheitseinrichtungen häufig regional ungleichmäßig verteilt: Wichtige medizinische Dienstleistungen, ob staatliche oder private, sind hauptsächlich in den Städten verfügbar und kommen auch dort hauptsächlich der wohlhabenden Schicht zugute.
Darüber hinaus herrscht ein erheblicher Mangel an Fachkräften: So kommen in den Ländern mit niedrigem Einkommen auf 10.000 Menschen im Schnitt nur 1,1 Ärztinnen und Ärzte und 0,2 Apothekerinnen und Apotheker.
Stand: 25.06.2025